Biber: Fak­ten über ein außer­ge­wöhn­li­ches Nagetier


Biber im Wasser
Der Biber im Wasser © Allan Colton / WWF

Biber gal­ten bis vor weni­gen Deka­den als fast aus­ge­rot­tet. Der Ver­lust ihrer Lebens­räu­me durch Fluss­be­gra­di­gun­gen dezi­mier­te ihre Bestän­de rapi­de. Sie wur­den aber auch wegen ihres Pel­zes und ihres Flei­sches inten­siv bejagt. Inzwi­schen haben sich die Bestän­de wie­der erholt, sehr zum Wohl ihrer Lebensräume.

1) Biber sind die größ­ten Nage­tie­re Europas

Biber schnüffelt
Die Biber sind zurück © WWF Österreich

Rekord: Biber sind die größ­ten Nage­tie­re Euro­pas. Sie kön­nen eine Kör­per­län­ge von bis zu 135 Zen­ti­me­tern errei­chen und dabei stol­ze 36 Kilo­gramm auf die Waa­ge brin­gen. Biber waren einst in ganz Euro­pa weit ver­brei­tet. Die Urbi­ber leb­ten bereits vor rund 38 Mil­lio­nen Jah­ren und auf der gesam­ten nörd­li­chen Hemi­sphä­re exis­tier­ten noch vor etwa 100 Jah­ren mehr als 180 Mil­lio­nen Exem­pla­re. Auf der gan­zen Welt gibt es ledig­lich eine ein­zi­ge grö­ße­re Nage­tier­art: die in Süd­ame­ri­ka behei­ma­te­ten Wasserschweine.

2) Biber­pelz — 25.000 Haa­re pro Quadratzentimeter

Der Biberpelz ist besonders dicht an Haaren. © iStock / Getty Images
Der Biber­pelz ist beson­ders dicht an Haa­ren. © iStock / Get­ty Images

Der Pelz der Biber hat eine ganz beson­ders hohe Haar­dich­te an Haa­ren. Pro Qua­dra­zen­ti­me­ter wach­sen bis zu 23.000 Haa­re. Bei einem Men­schen sind es im Ver­gleich dazu nur 600 Haa­re. Auf dem Rücken ist das Biber-Fell dün­ner mit nur etwa 12.000 Haa­ren pro Qua­drat­zen­tim­ter. Die dich­tes­ten Stel­len sind auf dem Bauch­fell zu fin­den. Das dich­te Fell ist ein per­fek­ter Schutz vor Käl­te und Feuchtigkeit.

3) Die wohl bes­ten Holz­fäl­ler der Welt

Biber sind die wohl besten Holzfäller der Welt © iStock / Getty Images
Biber sind die wohl bes­ten Holz­fäl­ler der Welt © iStock / Get­ty Images

Biber sind legen­dä­re Holz­fäl­ler, denn sie benö­ti­gen kei­ner­lei Hilfs­mit­tel, um Bäu­me zu fäl­len. Alles, was sie brau­chen sind ihre Zäh­ne und eine aus­ge­feil­te Beiß­tech­nik. Für eine acht Zen­ti­me­ter dicke Wei­de bei­spiels­wei­se benö­ti­gen Biber nicht län­ger als fünf Minu­ten. Beson­ders beein­dru­ckend ist der Beiß­druck, den Biber errei­chen kön­nen. Bei­ßen sie ein­mal rich­tig zu, erzeu­gen sie eine Kraft von 120 Kilo­gram pro Qua­drat­zen­ti­me­ter. Die­se Leis­tung über­ragt die der Men­schen um ein Sechsfaches.

4) Bau­en im Auf­trag Manitus

Biber ver­än­dern mit ihren Bau­ten Bach- und Fluss­läu­fe, mit­un­ter gan­ze Land­schaf­ten. In unse­ren Brei­ten wur­den sie auch dafür ver­folgt. In vie­len Regio­nen genos­sen sie gro­ßen Respekt, bei­spiels­wei­se glau­ben zahl­rei­che india­ni­sche Kul­tu­ren, dass Mani­tu die Biber beauf­trag­te, die Flüs­se, Auen und Seen anzulegen.

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5) Wie aus Bibern einst Fische wurden

Biber galten im Mittelalter als Fisch © Ron Sanford / iStock / Getty Images
Biber gal­ten im Mit­tel­al­ter als Fisch © Ron San­ford / iStock / Get­ty Images

 

Im Mit­tel­al­ter gal­ten Biber als Fische. Das lag aber ver­mut­lich weni­ger an man­geln­den Bio­lo­gie­kennt­nis­sen, son­dern viel­mehr an der Schlitz­oh­rig­keit eini­ger Mön­che. Wäh­rend der Fas­ten­zeit sol­len die Chris­ten kein Fleisch von „war­men Tie­ren“ essen. Der Ver­zehr von Kalt­blü­tern ist jedoch erlaubt. Aus die­sem Grund gibt es bis heu­te in vie­len Klös­tern Fisch­tei­che. Eini­gen Mön­chen reich­te der Fisch­ver­zehr jedoch nicht, daher wur­den die Nage­tie­re kur­zer­hand eben­falls zu Fischen erklärt. Der schup­pi­ge Schwanz und die Tat­sa­che, dass sich Biber über­wie­gend im Was­ser auf­hal­ten, reich­ten dafür aus. Wäh­rend des Kon­stan­zer Kon­zils (1414–1418) wur­de die­se Ent­schei­dung offi­zi­ell ver­ab­schie­det. Sie waren fort­an Fische und durf­ten somit wäh­rend der Fas­ten­zeit ver­speist werden.

6) Biber bau­en über Jahrzehnte

Die Baue und Dämme der Biber sind wahre Wunderwerke © Claire Tranter / WWF Deutschland
Die Baue und Däm­me sind wah­re Wun­der­wer­ke © Clai­re Tran­ter / WWF Deutschland

Biber bau­en teil­wei­se gigan­ti­sche Däm­me. Der größ­te jemals ent­deck­te Damm ist so groß, dass man ihn sogar aus dem Welt­all erken­nen kann. Im kana­di­schen Wood-Buf­fa­lo-Natio­nal­park gibt es einen Damm, der sich über eine Län­ge von 850 Metern erstreckt. For­scher sind eher zufäl­lig auf ihn gesto­ßen, als sie den Dau­er­frost in Alber­ta unter­su­chen woll­ten. Anschlie­ßend ver­gli­chen sie aktu­el­le Satel­li­ten­auf­nah­men mit älte­ren Bil­dern und stell­ten fest, dass die Nager bereits in den 1970er-Jah­ren mit dem Bau begon­nen haben müs­sen, denn zu die­sem Zeit­punkt konn­te man die ers­ten Struk­tu­ren nach­voll­zie­hen. Die Tie­re waren dem­nach über vie­le Gene­ra­tio­nen hin­weg mit dem Bau des gigan­ti­schen Dam­mes beschäftigt.

7) Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus der Biber

Biber sind gar nicht gerne allein. Sie sind sehr treue und monogame Familienwesen © Thomas-Stephan / WWF Deutschland
Biber sind gar nicht ger­ne allein. Sie sind sehr treue und mono­ga­me Fami­li­en­we­sen © Tho­mas-Ste­phan / WWF Deutschland

Biber sind treue und mono­ga­me Lebe­we­sen. Die Fami­li­en­struk­tu­ren ähneln jener der Men­schen oder auch der Wöl­fe. In einer Fami­lie leben übli­cher­wei­se das Eltern­pär­chen und zwei wei­te­re Gene­ra­tio­nen, also die Kin­der und die Enkel­kin­der. Die Grö­ße ihres Reviers kann sich dabei unter­schei­den. Nor­ma­ler­wei­se gibt es an einem See nur eine ein­zi­ge Fami­lie, es sei denn es han­delt sich um einen beson­ders gro­ßen See. In sol­chen Fäl­len kön­nen auch meh­re­re Fami­li­en gleich­zei­tig die­sen für sich beanspruchen.

8) Biber­geil — der Stoff aus dem Par­füm gemacht wird

Das Sekret der Biber wird auch gerne in der Parfümindustrie verwendet Foto: CC BY SA 3.0 Maša Sinreih https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Castoreum1.JPG#/media/File:Castoreum1.JPG
Das Sekret der Biber wird auch ger­ne in der Par­füm­in­dus­trie ver­wen­det Foto: CC BY SA 3.0 Maša Sinreih

Biber gren­zen ihr Revier mit einem Sekret ab, das auch als Biber­geil oder Cas­tor­e­um bekannt ist. Sie bil­den die­ses Sekret in den Drü­sen­sä­cken. Die Nager nut­zen die­se fett­hal­ti­ge Flüs­sig­keit auch, um ihr Fell damit zu pfle­gen. Der Geruch ähnelt Bal­dri­an und ihm wird eine aphro­di­sie­ren­de Wir­kung nach­ge­sagt. Daher wur­de “Biber­geil” auch lan­ge Zeit in Par­füms verwendet.

9) Die Rückkehr

Biber: Die Verbreitung des Elbebibers © Biosphärenreservat Mittelelbe
Die Ver­brei­tung des Elbe­bi­bers © Bio­sphä­ren­re­ser­vat Mittelelbe

In Deutsch­land waren Biber bereits im 19. Jahr­hun­dert fast kom­plett aus­ge­rot­tet. Nur eine klei­ne Popu­la­ti­on von nicht mehr als 190 Tie­ren über­leb­te an der Mit­tel­el­be. Die­se “Elbe­bi­ber” sind dafür ver­ant­wort­lich, dass sich die Bestän­de in ganz Euro­pa erho­len, denn bereits in den 1940er Jah­ren wur­den ein­zel­ne Exem­pla­re in ver­schie­de­nen euro­päi­schen  Regio­nen aus­ge­sie­delt. Ins­ge­samt waren es über 500 Nage­tie­re, die so aus Mit­tel­deutsch­land nach ganz Euro­pa geschickt wur­den. Aktu­ell leben in ganz Deutsch­land fast 30.000 Indi­vi­du­en – der Groß­teil von ihnen in der so genann­ten “Mitt­le­ren-Elbe-Regi­on”.

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Hier befin­det sich auch unser größ­tes Pro­jekt­ge­biet in Deutsch­land, als Teil des UNESCO Bio­sphä­ren­re­ser­vats Mit­tel­el­be. Unser Ziel ist es, dass sich zukünf­tig die Natur wie­der frei ent­fal­ten kann — zum Wohl für Biber und bedroh­te Arten wie See­ad­ler und Wild­kat­zen. Und zum Wohl der Men­schen vor Ort — das Gebiet wird als Über­flu­tungs­flä­che dem natür­li­chen Hoch­was­ser­schutz dienen.

 

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4 Kommentare

  1. […] Mar­kus Wink­ler: Die Rück­kehr der Biber – acht Fak­ten über ein außer­ge­wöhn­li­ches Nage­tier – a… (deutsch) […]

  2. 10. Januar 2020
    Antworten

    Was für eine tol­le Lektüre!

  3. Andrew
    12. Januar 2020
    Antworten

    Als Natur­freund freut es mich, so einen tol­len Arti­kel lesen zu dür­fen und natür­lich auch, dass sich die Biber Bestän­de erholen.

  4. Bierlmaier
    14. September 2023
    Antworten

    Hal­lo Tier­freun­de und Naturtheoretiker,
    Ich bin sel­ber tier­lieb, wir hat­ten von der weis­sen Maus bis zum Voll­blut Pferd alles an Haus­tie­ren was man sich so wün­schen kann.
    Aber seit Fisch­ot­ter und Biber aus­ge­setzt wurden…stieß mei­ne unend­li­che Tier­lie­be an ihre Grenzen!
    Bei mir am Wei­her ist jetzt der 6.ste Biber..der in Erman­ge­lung an Fut­ter von Nadel Bäu­men die Rin­de abbrem­sen muß…auch kappt er alle Jung­fich­ten, zieht sie ins Wasser…jeden Tag eine Stun­de Nach­ar­beit für den flei­ßi­gen Biber,vom Scha­den abgesehen…inzwischen habe ich kei­ne Laub­ge­höl­zer mehr um den Weiher.…Hartriegel,Ahorn,Birke,Buche,Eiche,Pappel,Haselnuss, Weide..allesamt ausgerottet…sogar der Kirsch­lor­beer auf dem Grab unse­res Kater Micky abgebissen!
    Biber bau­en ihre Schlaf­kam­mern erhöht, sodass ich schon 3x ein­ge­bro­chen bin und dabei das Knie schwer ver­letzt habe..
    So put­zig sie auch sind, es sind gro­ße Hamster,die Bäu­me fres­sen und unheim­lich viel Scha­den und Arbeit anrichten…Schuld sind ver­meint­li­che Tier­schutz­ver­ein, die ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te die­se Tie­re ohne Regu­la­ti­on auf die Men­schen loslassen…!
    Seit 3 Jah­ren habe ich nun auch den Fisch­ot­ter am Hals…von 260 wun­der­schö­nen Bach­fo­rel­len (gefähr­de­te Art) und Saib­lin­gen sind nur 5.!! Über­le­ben­de geblieben..2 mit Kratz-bzw.Bissspuren, zum Ver­pil­zen verdammt…dann Otter weg, Biber wiedergekommen(die bei­den ver­tra­gen sich verm.nicht!)
    Ich nur 100Fische nachgesetzt..
    3 übrig geblieben.!Dafür mei­ne Karp­fen bis 10Pfd. tot im Was­ser getrie­ben, nur das Brust­fleisch gefres­sen, ca 800gr. Rest bekommt der Fuchs von mir…!
    Auch mei­ne Was­ser­schild­krö­te ist heu­er nach 24 Jah­ren aus­ge­wan­dert ins Nirgendwo…ganze Fami­lie hat getrauert…All die­se Schä­den habe ich als pri­va­ter Rent­ner allein zu tra­gen, bin finan­zi­ell am Ende(nervlich auch, bin schwerbehindert..8 Band­schei­ben­vor­fäl­le ect..+)
    sodass ich mit dem Gedan­ken spie­le, dem Trei­ben ein Ende zu set­zen und den Wei­her zuzu­schüt­ten…! Sehr scha­de für mei­nen Freund,den Eis­vo­gel, die Enten,die auf der Insel nisteten,bevor der Biber die­se plattmachte(zuviele Baum­stäm­me drü­ber­ge­zo­gen) aber das natür­li­che Gleich­ge­wicht ist der­art gestört, daß es kei­ne Freu­de mehr macht…es gibt nur noch Arbeit mit Biber und Otter, auf­ge­wühl­te Schlammbrühe..erstickte Sal­mo­ni­den, kei­ne Frösche,Kröten, Mol­che mehr…ich und die ehe­mals viel­sei­ti­ge Natur am Wei­her­li sind ruiniert..!
    Dan­ke an alle Natur­theo­re­ti­ker und gedan­ken­lo­sen Tier­lieb­ha­ber — Fanatiker..
    Der Ball wur­de bei die­sen Arten nicht umsonst flachgehalten…die bit­te­re Rea­li­tät beweist es..

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