Diese Woche wurde „Terror“ zum TV-Event — und damit meine ich keinen Auftritt von Donald Trump, wobei ich dessen Reden durchaus als Angriff auf meinen Intellekt bezeichnen möchte. Vielmehr gelang der ARD mit der Inszenierung des Theaterstücks „Terror“ ein Mediencoup. Am Tag nachdem sich knapp 90 Prozent der Zuschauer (Nein, es war keine Volksbefragung und keine repräsentative Umfrage!) für den Freispruch eines (wohlgemerkt fiktiven) Luftwaffenpiloten entschieden haben, überschlugen sich das Feuilleton – pendelnd zwischen begeisterter oder empörter Hysterie — mit Kommentaren, Einordnungen, Analysen. Man muss sich das vorstellen: Am Montag strahlt die ARD einen Film aus und fragt die Zuschauer nach ihrer Meinung (Wow, wie innovativ! Als hätte es DSDS oder GNTM nie gegeben!) und am Dienstag ist das Ergebnis Aufmacher des ZDF HEUTE JOURNALS. Kann man machen. Muss man aber nicht.
Grusel-Tweets und Rehaugen
Mein Lieblings-Tweet zum Terror-Abend kam von SZ-Journalistin Lara Fritzsch:
Dieses TV-Experiment steckt mir immer noch in den Knochen. Am Gruseligsten war Franz Josef Jung.#terrorihrurteil
— Lara Fritzsche (@larafritzsche) October 18, 2016
Apropos gruselig: Wie hätten die Zuschauer wohl abgestimmt, wenn sich die ARD getraut hätte, den Luftwaffenpiloten „gegen den Strich“ zu besetzen? Immerhin bezirzte der sexy-smarte Florian David Fitz als Angeklagter schamlos das richtende Publikum mit seinen sanften Reh-Augen. Wer will sich von dem bitteschön nicht retten lassen? Der dürfte mich sogar entführen! Mutiger wäre es gewesen die Rolle mit jemandem zu besetzen, der klassischerweise unsympathische Bösewichter spielt und vielleicht nicht unbedingt so gut ausschaut wie Fitz. Also zum Beispiel Til Schweiger Wotan Wilke Möhring Matthias Schweighöfer Na gut, vielleicht hätte man ja doch Franz Josef Jung für die Rolle anfragen sollen.
Kuh der Woche: Der Zoo-Spiegel
Auf purem Protest gegen die mediale Hysterie angesichts des ARD-Terrors kommt der Kuh der Woche diesmal ganz bewusst unschuldig und unaufgeregt daher. Ja, sogar fast nebensächlich. Dafür aber unglaublich süß. Mindestens so süß wie Florian David Fitz. Der Kölner Zoo hat in den Gehegen von Tiger, Waschbär und Co einen Spiegel mit versteckter Kamera vergraben und gefilmt, wie die Tiere auf ihr eigenes Spiegelbild im Boden reagieren. Herausgekommen sind unglaublich niedliche Aufnahmen von neugierigen Tigern und Erdmännchen, erhabenen Giraffen, vorlauten Vögel oder einem kleinen Waschbären. Kurzum: Ein Video, dass einfach gute Laune macht!
Quak!
Seit Jahrzehnten geht es Fröschen und anderen Amphibien an den Kragen. Schuld ist der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis, der die Tiere infiziert und schließlich umbringt. Schuld ist jedoch auch der Mensch, der durch Lebensraumzerstörung oder Klimawandel amphibische Tiere anfälliger für den gefährlichen Pilz macht. Doch nun gibt es Hoffnung: Die aktuelle ZEIT berichtet von einer Evolution im Zeitraffer: Ein Gebirgsfrosch aus Amerika, der in den vergangenen Jahren von dem Pilz dahingerafft wurde, scheint ein „Gegenmittel“ entwickelt zu haben. Sein Bestand stabilisiert sich. Weniger gute Frosch-News kommen dagegen aus Südamerika: Ein Massensterben der Telmatobius-Frösche muss dort beobachtet werden. Die Tiere gehören zu den größten Fröschen der Welt und gelten als die “Giganten vom Titicaca”. Über 10.000 Froschleichen wurden in den vergangenen Tagen gefunden. Auch tote Vögel, die die Frösche fressen, wurden entdeckt. Als Ursache wird eine Verschmutzung des Titicaca-Ökosystems vermutet.
Eine Legende kehrt zurück
Hoffentlich ist Kermit, der berühmteste Frosch der TV-Geschichte, nicht im Titicaca sondern im Titisee zuhause. Während die aktuelle Neuauflage der Muppets-Show wegen schlechter Quoten übrigens bereits wieder Geschichte ist, kommt eine andere, nicht weniger musikalische und bunte Truppe aus der Puppenwerkstatt von Jim Henson zurück. Der US-Sender HBO hat die Fraggels digital aufbereitet. Die Show war schon vor dreißig Jahren ziemlich absurd. Wohlgemerkt konsultieren die Viecher bei Problemen eine allwissende Müllhalde! Öko-Wahnsinn pur! In diesem Sinne: „Sing und schwing das Bein!“
Biodiversität kann auch lustig
Lustig geht es nicht nur bei den tanzenden Puppen, sondern auch im Tierreich mitunter zu. Durch eine Fotostrecke des GUARDIAN wurde ich auf den COMEDY WILDLIFE PHOTOGRAPHY AWARDS aufmerksam. Gekürt werden die witzigsten Bilder aus dem reichhaltigen Repertoire der weltweiten Biodiversität. Der Humor ist nur ein weiterer Grund dafür, warum wir dringend umsteuern müssen. Mehr dazu in der nächsten Woche. Dann veröffentlichen wir nämlich unseren neuen Living Planet Report. Leider sind die Ergebnisse auch diesmal wieder ernüchternd und verdeutlichen, welchen gigantischen Herausforderungen wir uns noch stellen müssen. Umso wichtiger, seinen Humor nicht zu verlieren.
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