1. Schalen sind (oft) doch nicht gesund
Habt ihr bestimmt auch schon mal gehört: Das Gesunde der Kartoffel steckt in der Schale. Das stimmt leider nicht immer. Wie fast alle Obst und Gemüsesorten haben Kartoffeln eine Schale, die sie schützt. Kartoffeln haben — wie fast alle Pflanzen — ja das Problem, dass sie nicht weglaufen können. Um sich vor deren Zugriff oder Pilzen zu schützen hat die kluge Kartoffel einen besonderen Abwehrmechanismus eingebaut. Es sind Bitterstoffe in der Schale, die ab einer gewissen Konzentration auch gesundheitsschädlich sein können. Junge Kartoffeln haben noch eine dünne Schale, aber je älter eine Kartoffel ist, desto dicker wird auch die Schale. Daher gilt: Bis auf die ganz jungen sollte jede Kartoffel vor dem Verzehr geschält werden. Dann erhält man ein sicheres, gesundes Lebensmittel. Übrigens: Die Schalen der meisten Obstsorten sind gesund und können bedenkenlos mitgegessen werden.
2. Kartoffeln sind keine Bio-Deutschen
Weltweit gibt es rund 5000 Kartoffelsorten, die von Finnland bis Indonesien wachsen. Eigentlich überall, nur nicht in den Tropen und der Arktis. Fast alle stammen aus Südamerika. In Peru gibt es mehr als 3000 endemische Kartoffelsorten. In Europa galt die Kartoffel zunächst als Zierpflanze, wegen ihrer schönen Blüten. Wie und durch wen die Kartoffel zu uns kam, ist bis heute nicht genau geklärt, jedenfalls war es im 17. Jahrhundert. In Deutschland sollen die ersten Kartoffeln im Jahre 1647 (nein, nicht in Preußen) in Pilgramsreuth, Oberfranken angebaut worden sein. Um den stetigen Hungersnöten Herr zu werden, gab Friedrich II. in Preußen schließlich 1746 seinen ersten Kartoffelbefehl heraus. Den Bauern wurde darin der Anbau „der sog. Tartoffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen.“
Da bin ich voll beim alten Preußenkönig: Für die Kartoffeln spricht nämlich, dass keine Frucht so viel Kalorien pro Hektar erzeugen kann wie die Kartoffel — und sie hat auch noch die geringsten Treibhausgasemissionen.
3. Deutschland importiert Kartoffeln – obwohl das unnötig ist
Deutschland ist wichtigstes Importland für Frühkartoffeln. Im Frühjahr kommen jedes Jahr immer noch Kartoffeln aus dem Ausland, zum Teil aus Spanien, Israel oder Ägypten, wo es häufig große Probleme mit Wasserknappheit gibt. Dabei kann man an über 300 Tagen im Jahr Kartoffeln aus Deutschland genießen, bei gewissen Abstrichen an der Schönheit kann man das ganze Jahr über deutsche Kartoffeln essen. Ab Mai werden die im Lager zwar etwas schrumpelig und grau, sind aber noch sehr gut zum Verzehr geeignet. Achtet doch beim nächsten Kauf einmal darauf, wo die Kartoffeln herstammen. Auch hier gilt wie immer: regional und bio ist besser. Damit seid ihr auf der richtigen Seite.
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4. Deutsche essen immer weniger Kartoffeln
Der Pro-Kopf-Verbrauch nimmt immer weiter ab. Aß jeder Deutsche im Jahr 2000 noch 70 Kilogramm Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse pro Kopf im Jahr, sind es mittlerweile nur noch 53,7 Kilo. 1950 waren es heute kaum zu glaubende 186 Kilo.
5. Chinesen essen immer mehr Kartoffeln
Auch Kartoffelproduktionsweltmeister sind die Deutschen nicht. Russland produzierte das dreifache, China schon jetzt das Zehnfache – und es soll noch deutlich mehr werden. Für Weizen und Reis gibt es in China zu wenig Wasser und zu viele Menschen, jetzt soll die genügsame Knolle helfen. Das chinesische Ernährungsministerium preist die Kartoffel in den letzten Jahren als „ideales Nahrungsmittel“, das auch unter „kalten, trockenen und unfruchtbaren Bedingungen“ gedeihe. Um den Chinesen die Knolle schmackhaft zu machen, strahlte der chinesische Staatssender CCTV sogar eine Kochserie aus, in der Köche die Verwendung nach klassischer chinesischer Rezeptur zeigten: Kartoffel süss-sauer, Kung-Pao-Kartoffeln, Kartoffelnudeln.
Und was kannst du tun?
Es ist alles ganz einfach:
- Weniger Fleisch, mehr Kartoffeln! Wieso? Uke zeigt’s im Video.
- Bio-Kartoffeln aus heimischem Anbau kaufen. Das ist gut für’s Klima und für dich.
Guten Appetit!
In Ihrem Beitrag über die Kartoffel fehlt m.E. der Hinweis, dass in der industreillen Landwirtschaft das Kartoffelkraut vor der Ernte mit einem Herbizid zum Absterben gebrtacht wird. Es handelt sich dabei um Diquat bromide (Reglone), das aber von manchen Wissenschaftlern als kritisch eingestuft wird. Was meinen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßem
Richard Wildner
Sehr geehrter Herr Wildner,
ja Sie haben recht, das Pestizid Diquat Bromide wird laut PAN (Pestizid Aktions Netzwerk) Liste als akut gefährlich eingestuft und auch noch in Deutschland im Kartoffel-Anbau eingesetzt.
Im konventionellen Anbau werden diverse Pestizide verwendet, mir ging es in meinem Blog aber nicht im Einzelnen um die Wirkstoffe.
Daher auch der Hinweis möglichst Bio-Kartoffeln zu kaufen, da im ökologischen Landbau auf chemisch-synthetische Pestizide gänzlich verzichtet wird, damit ist man auf der sicheren Seite und hat möglichst wenig negative Umweltauswirkungen.
Mit besten Grüßen
Markus Wolter
hhhhh :)))) wirklich sehr interessant!
Danke für den tollen Beitrag. Ich bin schon länger auf der Suche nach weiteren Informationen zu Kartoffeln. Der Beitrag hilft mir wirklich sehr weiter!