Gefühlt habe ich mich gerade eben erst mit Unternehmen gestritten, weil sie in der Palmöl Scorecard 2013 schlecht abgeschnitten haben. Und jetzt habe ich schon wieder aufgeregte Unternehmensvertreter am Telefon, die nicht verstehen, warum sie bei der Palmöl Scorecard 2015 des WWF keine Punkte bekommen. Das sind meist gerade die, die Palmöl einsetzen, ohne zu wissen, wo es herkommt — geschweige denn, ob es Mindeststandards einhält. Dabei machen wir und andere Organisationen seit Jahren auf die Probleme aufmerksam. Die desaströsen Auswirkungen, die der Palmölanbau meist hat, sollten keinem Unternehmen mehr unbekannt sein! Und spätestens beim „Nutella-Gate“ sollte auch der letzte aufgewacht sein.
Verschlafene gibt es ja immer – aber eben auch Wecker. In diesem Jahr wurde mir das erste Mal von einem Unternehmen mit einer einstweiligen Verfügung gedroht. Grund: Sie würden doch gar kein Palmöl nutzen und hätten angeblich gar keinen Fragebogen von uns bekommen. Frechheit, was der WWF da macht! Komisch nur, dass auf ihrer eigenen Website Palmöl als Zutat auftaucht – und sie uns eine Lesebestätigung auf unsere erste (von vier) Emails geschickt haben. So schnell wie die einstweilige Verfügung im Raum stand, war sie auch schon wieder vom Tisch.
Es geht doch!
Aber ich will gar nicht jammern. Es gibt auch positive Beispiele. Unternehmen, die sich von nur einem Punkt im Jahr 2013 auf 11 von 20 Punkten hochgearbeitet haben, wie zum Beispiel die Drogeriemarktkette dm. Oder nachfragen, was sie denn noch besser machen könnten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil von Unternehmen, die zu 100 Prozent zertifiziertes Palmöl nutzen verdoppelt – von 29 auf immerhin 62. Und immerhin 46 Unternehmen fragen mindestens eins unserer Zusatzkriterien bei ihren Lieferanten ab, wie zum Beispiel ein Verbot der Umwandlung von Torfböden oder ein Verzicht auf hochgefährliche Pestizide. Seit unserer ersten Palmöl-Scorecard 2009 lässt sich also ein positiver Trend feststellen. Mehr als die Hälfte der von uns befragten 200 deutschen Unternehmen nutzen bereits zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Das liegt sicher auch daran, dass mit der Kennzeichnungspflicht seit 2015 auf Produkten drauf steht, wenn Palmöl drin ist. Transparenz hilft!
Pharma und Futter glänzen mit intransparenter Palmöl-Politik
Das kann man auch bei den Scorecard-Ergebnissen ablesen. Der Lebensmittelbereich, bei dem die Verbraucher hinschauen, steht ziemlich gut da. Dafür schneiden die Pharmaunternmehmen und die Futtermittelindustrie sehr schlecht ab: Allesamt 0 Punkte – keine Rückmeldungen. In einer neuen Studie kam raus, dass etwa 20 Prozent des in Deutschland genutzten Palmöls in diese zwei Branchen gehen. Deswegen haben wir sie das erste Mal auch befragt. Aber Transparenz scheint nicht so ihr Ding zu sein. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben sie gestern dazu gesagt, dass sie „nur“ weiterverarbeitetes Palmöl nutzen würden und über Herkunft und Anbau sei ihnen nichts bekannt. Na, das nenne ich mal Ignoranz!
Der Weg ist also noch lang und wir bewegen uns leider nur langsam voran – aber immerhin bewegen wir uns. Es gibt mittlerweile Initiativen wie das Forum nachhaltiges Palmöl (FONAP) oder die Palm Oil Innovators Group (POIG), in denen sich Unternehmen engagieren können. Denn – bei aller Kritik am Runden Tisch für Palmöl (RSPO): Nichts tun ist auch keine Lösung! Wer Palmöl nutzt, muss auch Verantwortung übernehmen.
Was tun? Selbst schauen!
Also, schaut Euch mal an, wie Euer Supermarkt um die Ecke abschneidet und ob Eure Lieblingsmarke sich mit seinen Lieferketten auseinander setzt. Ich habe schon das ein oder andere Produkt wieder zurückgestellt, weil ich weiß, wie wenig der Hersteller im Bereich Palmöl macht.
Und ansonsten ist mein Tipp: Möglichst mit frischen Lebensmittel kochen, weniger Süßes und Fettiges — auch wenn es weh tut. Weniger wegwerfen und wenn möglich Bio kaufen, denn Biopalmöl kommt auch noch ohne Pestizide aus.
Guten Abend,
leider ist der Link zur Palmöl-Scorecard 2015 anscheinend nicht korrekt. Zumindest bekomme ich einen 404-er, wenn ich ihn drücke. Können Sie sich das vielleicht ansehen? Vielen Dank im Voraus. 🙂
Beste Grüße und einen schönen Abend
Hallo Livia, jetzt sollte der Link wieder in Ordnung sein. Vielen Dank für die Mitteilung und einen schönen Tag!
Sehr geehrte Frau Petersen
Ich schreibe zurzeit an meiner Vertiefungsarbeit über Palmöl und wollte Sie fragen ob sie mir Unterlagen zu diesem Thema schicken könnten?
Freundliche Grüsse und einen schönen Abend