Klar ist, wer weniger Fleisch isst, tut Umwelt, Klima, Tieren und sich selbst etwas Gutes. Doch Essen ist ein emotionales Thema und oft ist es schwierig, das Essverhalten anderer Menschen zu kritisieren. Trotzdem besteht gerade im engsten Umfeld häufig das Bedürfnis, auf die Auswirkungen von unserem Einkaufs- und Essverhalten aufmerksam zu machen. Vor allem wenn es um den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten geht.
Wie kann ich meine Liebsten von einer pflanzenbasierten Ernährung überzeugen? Was, wenn alle Argumente nicht ziehen oder sogar nerven? Dann braucht es neben Geduld und Verständnis vor allem leckere alternative Rezepte! Hier sind einige Tipps, Wege, Tricks und Anreize, um Menschen, die Euch nahestehen, dafür zu begeistern, dass weniger oder kein Fleisch ein guter und auch leckerer Weg ist.
Verzicht auf Fleisch: Klein anfangen
Manch überzeugte Fleischesser:innen können nicht von hundert auf null ausbremst werden. Oft spielen Gewohnheiten und Traditionen eine Rolle und auch fehlende Alternativen. Fangt deswegen langsam an. Das funktioniert bei vielen Gerichten sehr gut, zum Beispiel bei Spaghetti Bolognese: einen Teil Hackfleisch, einen Teil Sojagranulat. Gleiches gilt für Eintöpfe, wo sich der Fleischanteil wunderbar unauffällig reduzieren und unter anderem durch Linsen ersetzen lässt. Falls der Wunsch nach Fleisch weiter besteht, einigt euch zum Beispiel auf einmal pro Woche, dafür Bio und bewusst mit Genuss.
Pflanzlicher Fleischersatz — Meine Tipps
Was es noch braucht, um eine ausgeglichene, pflanzenbasierte Ernährungsweise zu leben: Zeit und Lust zum Ausprobieren! Für mich persönlich ist jedes neue Rezept eine Entdeckungsreise zu neuen Zutaten und Gewürzen. Es begeistert mich, Gerichte neu zu denken und durch pflanzliche Zutaten zu ersetzen. Zum Beispiel kann Lachs aus eingelegten Karotten hergestellt werden oder Rührei aus Naturtofu mit Kalamanak-Gewürz (dessen schwefelhaltiger Geruch zu einem ei-ähnlichem Geschmack führt).
Aus schwarzen Bohnen und Misopaste werden leckere fleischähnliche Bratlinge. Oder die berühmten spanischen Tapas Datteln im Speckmandel, bei denen der Speck durch marinierte Aubergine, unter anderem mit geräuchertem Paprikagewürz, ersetzt wird. Es macht immer wieder Spaß, Familie und Freund:innen zu bekochen und deren überraschte UND begeisterte Gesichter zu sehen.
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Fertige Fleisch-Ersatzprodukte?
Wer diese Zeit erstmal nicht hat, kann zu fertigen Fleischersatzprodukten greifen. Allerdings gilt hier zu beachten, dass Fleischersatz nicht automatisch gesund heißt. Einige Produkte enthalten zahlreiche Zusatzstoffe, um die gewünschte Struktur, Geschmack, Farbe und Konsistenz zu erreichen. Es lohnt sich ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe! Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Angeboten. Der Markt für Fleischersatz wächst rasant. Ermutigt Eure Liebsten und probiert die Produkte einfach mal aus. Von vegetarischen Würstchen auf Lupinenbasis über Soja-Geschnetzeltes bis zu Erbsenbratlingen, Seitan-Rouladen und Shiitake-Pilz-Gulasch… Und irgendwann packt Euch bestimmt die Neugierde und Ihr könnt die Rezepte selbst ausprobieren und gemeinsam neue Geschmackswelten kennenlernen.
Ganz ohne Fleisch: Leckere Gemüsegerichte
Ob selbstgemacht oder gekauft, oft braucht es gar keine Fleischersatzprodukte. Gerichte wie Ratatouille, Steinpilz-Risotto, Bohneneintopf überzeugen von ganz allein. Fragt am besten nach den Lieblingsgerichten der Personen. Bestimmt sind einige Rezepte dabei, die bereits vegetarisch oder vegan sind. So werden die ersten fleischfreien Tage garantiert lecker 😊.
Ich möchte auch dazu ermutigen, die Vielfalt der Hülsenfrüchte kennenzulernen und gemeinsam mit den Liebsten neue Rezepte auszuprobieren. Erbse, Bohne, Linse, Lupine, Kichererbse und weitere Körnerleguminosen sollten eine größere Bedeutung in unserem Speiseplan spielen. Sie eignen sich nicht nur ideal für Eintöpfe oder als Beilagen, sondern bieten eine bunte Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten. Zum Beispiel Erbsendrinks als Milchimitat, Lupinenmehl zum Brotbacken, Bohnen-Bratlinge für Burger, geröstete Lupinen als Kaffeeersatz und vieles mehr. Hülsenfrüchte sind auch von besonderer Bedeutung für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Landwirtschaft. Sie fördern die Bodenfruchtbarkeit, tragen zur Steigerung der Agrobiodiversität bei und bieten Nahrung für Insekten.
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Positive Verstärkung
Das ist ein Begriff aus Pädagogik und Psychologie. Lob und Belohnung helfen mehr als Mahnen und Bestrafen. Anstatt den Fleischkonsum zu kritisieren, betone lieber, wie Du Dich freust, wenn vegetarisch gegessen wurde. Das Prinzip kannst Du auch nutzen, wenn Du über Fleischverzicht und Vegetarismus diskutieren möchtest. Argumentiere mit den Vorteilen und der Geschmacksvielfalt, dem Spaß am Ausprobieren und gesundheitlichen Aspekten.
Vegetarier:innen leben gesünder
Jetzt komme ich also doch noch zu den Argumenten für einen bewussten und reduzierten bis gar keinen Fleischverzehr. Hier können wir auf drei verschiedenen Ebenen argumentieren: Mit dem Tierwohl, dem Klima und der Gesundheit.
Erstens sollte es die Pflicht einer jeden Fleisch essenden Person sein, sich mit Herkunfts- und Haltungsbedingungen der tierischen Lebensmittel auseinanderzusetzen, um sich dann bewusst für Produkte zu entscheiden, bei denen Kriterien zu Platz, Beschäftigung, Fütterung, Auslauf usw. dem Tier gerecht eingehalten werden. In der Regel führt dieser bewusste Kauf auch zu einem geringeren Konsum.
Zweitens hat unsere Ernährungsweise erhebliche Auswirkungen auf das Klima. So verursacht der bundesdeutsche Verbrauch von tierischen Lebensmitteln etwa 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen. Würde sich der der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland halbieren (im Schnitt 470 Gramm pro Woche pro Person) und durch Hülsenfrüchte und Nüsse ersetzt werden, könnten jährlich 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden und auch der ernährungsbedingte Flächenbedarf würde gleichzeitig um fast drei Millionen Hektar sinken. Das ist in etwa die Größe Brandenburgs. Noch höhere Einsparungen sind bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung möglich.
Schließlich bringt weniger bis kein Fleischkonsum auch persönlichen Vorteile. Dazu gehören ein geringeres Krebsrisiko und eine höhere Lebenserwartung, wie diese Studie sagt.
Letzter Tipp: Verbündete suchen
Gemeinsam ist vieles leichter. Vielleicht überzeugst Du nicht nur Deinen Papa, sondern mit ihm zusammen Deine Geschwister? Vielleicht nicht nur deine:n Partner:in, sondern auch gemeinsame Freund:innen. Startet gemeinsame Kochabende und verzaubert Euer Umfeld mit der Vielfalt der pflanzlichen Ernährung. Stellt Spaß, Vergnügen und Genuss in den Vordergrund. Und jetzt: Viel Erfolg & Guten Appetit!
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