Euro­pa­wahl: Was habe ich mit Toma­ten zu tun, frag­te sich einst Jo Schück


Tomaten und Erdbeeren
Tomaten und Erdbeeren: was kosten sie wirklich? CC0 Jordan Christian https://unsplash.com/photos/TS2_ti0J1w8

Die Geschich­te mit der Toma­te und ihrem wah­ren Preis erzäh­le ich jedem immer gern und immer wie­der. Wie auch hier in Kreuz­berg in der Markt­hal­le. Ich bin hier mit Jo Schück,  dem Fern­seh­mo­de­ra­tor von ZDF Aspek­te. Er filmt für sei­ne Doku zu „Euro­pa vor den Wah­len“. Es geht um Wirt­schafts­fra­gen, Bin­nen­markt und so aller­hand mehr. Wie zum Bei­spiel, ob es eigent­lich rich­tig sei, dass Deutsch­land der Zahl­meis­ter der EU ist. Ob für ande­re Län­der der EU Deutsch­lands Export­welt­meis­ter-Dasein Fluch oder Segen ist.

Spä­tes­tens jetzt fragt ihr euch ver­mut­lich: Wo ist der Bezug zum WWF und der Euro­pa­wahl? Das habe ich mich auch erst gefragt, als ich vom ZDF ange­fragt wur­de. Dann fiel mir ein: Ich als Umwelt­öko­no­min habe da eine kla­re Hal­tung zu. Gera­de auch zum The­ma Tomaten.

Tomaten in den Händen von Marina Beermann
Die Autorin beim fern­seh­ge­rech­ten Nach­den­ken über Tomaten

Was­ser, Gesund­heit und so wei­ter: Was alles nicht im Preis der Toma­te auftaucht

Wir in Deutsch­land den­ken, dass wir die ande­ren EU-Län­der finan­zie­ren. Dabei unter­schla­gen wir aber in der Bilanz eini­ge Pos­ten. Deutsch­land pro­fi­tiert näm­lich vom Han­del in der Euro­päi­schen Uni­on, unter ande­rem durch den Han­del mit Lebens­mit­teln. Deut­sche Unter­neh­men und Kon­su­men­ten pro­fi­tie­ren, wenn wir bei­spiels­wei­se Pro­duk­te aus den “Gär­ten Euro­pas” bezie­hen. Meist Obst und Gemü­se. Zu jeder Jah­res­zeit grei­fen wir zu Erd­bee­ren, Oran­gen, Toma­ten, Trau­ben. Die Prei­se, die wir in Deutsch­land zah­len, spie­geln aber nur einen Teil der Wahr­heit wie­der. Die nega­ti­ven Fol­ge­kos­ten (Exter­na­li­tä­ten) der Pro­duk­ti­on wer­den nicht ein­ge­preist. Etwa Ver­schmut­zung der Umwelt, Gesund­heits­ge­fähr­dung der Arbeit­neh­mer auf den Fel­dern. Auf den Fol­ge­kos­ten blei­ben die Anbau­län­der sitzen.

Im Umwelt­öko­no­men-Sprech heißt es dann: Nega­ti­ve Exter­na­li­tä­ten wer­den nicht inter­na­li­siert. Das heißt: Sie wer­den beim Preis nicht berück­sich­tigt. Dann kommt es zu Markt­ver­zer­run­gen. Das ist nicht fair. Und zeigt es deut­lich, dass etwas nicht stimmt. Näm­lich in der Art und Wei­se wie wir wirt­schaf­ten, wie wir pro­du­zie­ren. Auf Kos­ten von Umwelt und Mensch.

Fol­ge­kos­ten einer nicht-nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on kön­nen etwa sein, dass das Was­ser ver­schmutzt wird und es auf­wän­dig gerei­nigt wer­den muss. Die Kos­ten tra­gen aber nicht die Ver­ur­sa­cher der Ver­schmut­zung, son­dern die Gesell­schaft — also der Steuerzahler.

Wenn unse­re Toma­ten im Süden das Was­ser abdrehen

Die Fol­ge­kos­ten des nicht-nach­hal­ti­gen Anbaus von Toma­ten im vom Was­ser­man­gel geplag­ten Süd­eu­ro­pa kann dazu füh­ren, dass in ein paar Jah­ren nicht mehr genug Was­ser in den Anbau­re­gio­nen exis­tiert, um Obst und Gemü­se anzu­bau­en. Der Kli­ma­wan­del sowie die ille­ga­le Nut­zung von Was­ser wird die Was­ser­knapp­heit noch­mals ver­stär­ken und vor­aus­sicht­lich beschleunigen.

In kon­ven­tio­nel­ler Land­wirt­schaft wer­den Obst und Gemü­se meist unter Ein­satz von vie­len Dün­ge­mit­teln und Pes­ti­zi­den ange­baut. Das bleibt nicht ohne Fol­gen für Was­ser, Böden und die Men­schen. Es kann sogar dazu füh­ren, dass die Men­schen Vor­ort ver­mehrt gesund­heit­li­che Pro­ble­me bekom­men. Die Behand­lungs­kos­ten dafür trägt wie­der­um nicht der Ver­ur­sa­cher, son­dern die Gesell­schaft — also der Steu­er­zah­ler. Ihr habt das Prin­zip begriffen.

Was wir tun müssen

Opti­on 1: Fol­ge­kos­ten müs­sen in der Preis­bil­dung berück­sich­tigt wer­den. Damit es zu einer wah­ren Preis­bil­dung kommt.

Opti­on 2: Höhe der Fol­ge­kos­ten redu­zie­ren durch eine umwelt- und sozi­al­ver­träg­li­che Produktion.

Bei­des ist an sich rich­tig. Viel rich­ti­ger als ein Boy­kott von Pro­duk­ten aus Süd­eu­ro­pa. Der löst das Pro­blem nicht und scha­det den Men­schen vor Ort. Was wir brau­chen sind Lösun­gen, die die natür­li­chen Gren­zen von Mensch und Natur respek­tie­ren und ein Mit­ein­an­der ermöglichen.

Wir haben beim WWF zum Bei­spiel ein Pro­jekt im kon­ven­tio­nel­len Anbau von Oran­gen und Man­da­ri­nen in Anda­lu­si­en initi­iert. Da sind wir die­sem Anspruch schon ein gutes Stück näher gekom­men. Wir rei­zen die Spiel­räu­me, die es im kon­ven­tio­nel­len Bereich gibt, wei­test­ge­hend aus und sor­gen dafür, dass wir der Natur die Mög­lich­keit geben ihren Job zu machen. Das kann sie näm­lich ziem­lich gut, wenn man sie lässt. Unse­re bes­ten Mit­ar­bei­ter sind so bei­spiels­wei­se Mari­en­kä­fer, die die Schäd­lin­ge im Griff halten.

In die­sem Sin­ne: Geht wäh­len. Wählt das Rich­ti­ge. Und das auch im Super­markt. Greift zu nach­hal­tig zer­ti­fi­zier­ten Pro­duk­ten wie z. B. Bio. Von die­sem gehen gerin­ge­re Fol­ge­kos­ten aus. Und: regio­nal und sai­so­nal! Und: Wir müs­sen alle unser Kon­sum­ver­hal­ten über­den­ken, denn den (wah­ren) Preis zah­len oft ande­re und nicht wir.

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