Ein­spruch, MSC!


Thunfisch Schwarm
Beifang: Gelbflossenthunfisch © Ezequiel NAVÍO / WWF

Thun­fisch ist lecker, aber ein schwie­ri­ger Fall für umwelt­be­wuss­te Ver­brau­cher. Zu vie­le Bestän­de sind über­fischt oder die Fang­me­tho­den schä­di­gen die Mee­res­um­welt. Um eine gute Wahl zu tref­fen, ori­en­tie­ren sich vie­le Men­schen am MSC-Sie­gel. Des­halb haben wir  jetzt gegen die bevor­ste­hen­de MSC-Zer­ti­fi­zie­rung einer wei­te­ren Thun­fisch-Fische­rei offi­zi­ell Ein­spruch ein­ge­legt, weil sie nicht umwelt­ver­träg­lich genug arbei­tet. Sie löst das Ver­spre­chen des MSC nicht ein.

Bei­fang: Sei­den­haie und jun­ge Gelbflossen

Kon­kret geht es um die Fir­ma Eche­ba­star aus Spa­ni­en, die im Indi­schen Oze­an Skip­jack-Thun­fisch fängt — eine Art, die bei uns oft in Dosen ver­kauft wird. Es ist die eigent­lich unkri­tischs­te Thun­fisch­art. Erst­mals soll jetzt aber eine Fische­rei, die mit soge­nann­ten Lock­bo­jen (FADs/fish aggre­ga­ting device) arbei­tet, nach MSC-Regeln zer­ti­fi­ziert wer­den. Unter extra aus­ge­leg­ten, trei­ben­den Objek­ten ver­sam­meln sich Thun­fi­sche ver­schie­de­ner Arten, aber auch Haie, Schild­krö­ten und vie­le ande­re Mee­res­tie­re, die Fischer dann in einem gro­ßen Netz ein­kes­seln. So las­sen sich in kur­zer Zeit gro­ße Men­gen Thun­fisch fan­gen, aller­dings mit viel zu viel Bei­fang. Mehr als die Hälf­te des Fangs ist nicht die gewünsch­te Thun­fisch­art, son­dern jun­ger Gelb­flos­sen­thun. Die­ser Bestand ist aber längst über­fischt. Der drin­gend nöti­ge Nach­wuchs endet also als Bei­fang in einer sehr effi­zi­en­ten indus­tri­el­len Fang­me­tho­de. Genau wie etwa 4000 Sei­den­haie, die jedes Jahr in den Net­zen die­ser Fische­rei sterben.

MSC Ein Schwarm Seidenhaie
Viel zu oft Bei­fang: Sei­den­haie © Dani­el Vers­teeg / WWF

Wir sind der Mei­nung, dass die­se Fische­rei das MSC-Sie­gel der­zeit nicht ver­dient. Schon vor zwei Jah­ren haben wir uns erfolg­reich gegen den ers­ten Ver­such einer Zer­ti­fi­zie­rung gestemmt. Dabei haben wir die Erfah­rung machen müs­sen, dass der damals vor­ge­leg­te Zer­ti­fi­zie­rungs­be­richt feh­ler­haft war und damals die Kon­troll­me­cha­nis­men inner­halb des MSC nicht funk­tio­niert haben. Das macht uns Sor­gen. Denn der MSC ist für unse­re Mee­res­schutz­ar­beit ein wich­ti­ges Instru­ment. Das ist er aber eben nur, wenn er ein schar­fes Werk­zeug bleibt, des­sen Regeln strikt ange­wandt wer­den. Jetzt läuft der zwei­te Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­such, ein Schnell­ver­fah­ren. Ich bezweif­le, dass dies der kom­ple­xen Situa­ti­on ange­mes­sen ist.

Ver­träg­li­cher Thun­fisch­fang – ein dickes Brett

Wenn die Welt wei­ter Thun­fisch essen wil, muss es gelin­gen, die­se indus­tri­el­len Fische­rei­en umwelt­ver­träg­li­cher zu machen. Das ist ein lang­wie­ri­ges und zähes Unter­fan­gen. Unse­re Kol­le­gen im Indi­schen Oze­an arbei­ten seit Jah­ren gemein­sam mit den Fische­rei­en und Regie­run­gen an einer Umstel­lung. Es wird wohl auch noch fünf bis zehn Jah­re dau­ern, bis wir rich­ti­ge Erfol­ge sehen. Zuerst müs­sen Lücken in der Regu­lie­rung die­ser Fische­rei­en geschlos­sen wer­den. Wir brau­chen bes­se­re Daten über den Zustand der Fisch­be­stän­de und Bei­f­än­ge, und ein Fische­rei­ma­nage­ment, das den Fische­rei­druck über­wacht und gege­be­nen­falls dros­selt. Wenn das alles geschafft ist, kön­nen sich die Fische­rei­en gern noch­mal auf MSC-Taug­lich­keit prü­fen lassen.

Für unse­re Mee­res­schutz­ar­beit ist das MSC-Zer­ti­fi­kat ein wich­ti­ges ergän­zen­des Werk­zeug. Es ent­spricht momen­tan nicht voll­stän­dig unse­ren Nach­hal­tig­keits-Anfor­de­run­gen, ist aber den kon­ven­tio­nel­len Pro­duk­ten ohne Label vor­zu­zie­hen. Wir for­dern vom MSC höhe­re Stan­dards und schär­fe­re Kon­trol­len und haben unse­re For­de­run­gen zuletzt im Janu­ar 2018 inter­na­tio­nal ein­ge­bracht. Bei allem Reform­be­darf: MSC bleibt das welt­weit strengs­te Wild­fang-Label für Mee­res­fisch und ist bis heu­te alter­na­tiv­los. Denn vor allem jene 90 Pro­zent nicht-zer­ti­fi­zier­te Fische­rei­en sind es, die den größ­ten Raub­bau an unse­ren Mee­ren zu ver­ant­wor­ten haben.

Was jetzt beim MSC pas­sie­ren muss

Der MSC muss dar­auf ach­ten, dass sein Stan­dard strikt umge­setzt wird und sein Ver­spre­chen für Nach­hal­tig­keit gehal­ten wird. Wir haben den MSC auf struk­tu­rel­le Schwach­stel­len hin­ge­wie­sen. Sie müs­sen rasch besei­tigt wer­den. Ein wich­ti­ges und gutes Werk­zeug, darf nicht dar­an schei­tern, dass es nöti­ge Ver­bes­se­run­gen zu spät umsetzt.

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4 Kommentare

  1. Martha Lermer
    3. März 2018
    Antworten

    Die Arbeit des WWF und ande­rer Tier­or­ga­ni­sa­tio­nen sind von höchs­ter Wich­tig­keit und bedür­fen größt­mög­li­cher Unter­stüt­zung. Ich wün­sche mir jedoch eine kon­zer­tier­te Aktion,einen Zusam­men­schluss aller die­ser Orga­ni­sa­tio­nen mit nur einem Ver­wal­tungs­ap­pa­rat und damit dra­ma­tisch redu­zier­ten Kos­ten auf­der einen Sei­te, aber viel mehr Durch­schlags­kraft bei Ent­schei­dungs­trä­gern auf der ande­ren Sei­te. Da wären die Erfol­ge noch viel deut­li­cher und Tie­re müss­ten weni­ger lei­den und erhiel­ten geziel­te­re Hilfe.
    Dann könn­te man auch Fir­men wie „Under Armour“ und ähn­li­che, die schießwütigen,hirnlosen Krea­tu­ren das Werk­zeug in die Hand geben,aus siche­rer Ent­fer­nung Groß­wild abzu­schie­ßen, das Hand­werk legen. Lei­der gehö­ren auch deut­sche Poli­ti­ker zu die­ser Sor­te Mensch.

  2. Karin Rose
    3. März 2018
    Antworten

    Ich kann nur jeden Men­schen auf­ru­fen immer wie­der Umwelt­ret­tungs­ak­tio­nen zu unter­stüt­zen. Ich habe eine Aus­stel­lung von Robert Marc Leh­mann gese­hen, ein unglaub­lich muti­ger Mann, einem Umwelt­schüt­zer, der mir für vie­les die Augen geöff­net hat. Z.B. das Haie das Öko­sys­tem des Mee­res auf­recht erhal­ten. Auch sie wer­den immer noch wegen ihrer Flos­sen bes­tia­lisch, noch lebend abge­schlach­tet. Es ist zutiefst beschä­mend. Jeder kann etwas bei­tra­gen, sein Eß- und Umwelt-Ver­hal­ten ändern, Vor­bild sein und zumin­dest immer wie­der spen­den, damit die­se muti­gen Orga­ni­sa­tio­nen wei­ter für uns alle in der gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung han­deln kön­nen. Die Zeit ist JETZT!

  3. Dagmar Noll
    4. März 2018
    Antworten

    Ich kann mich Frau Ler­mer da nur anschließen.
    Dass die­ses MSC-Sie­gel nicht das ver­spricht was es soll­te dach­te ich mir schon seit Jah­ren, denn es ist ja auf fast jeder Ver­pa­ckung in den Läden zu sehen und das kann nicht sein, denn die Über­fi­schung lässt nicht nach. In den Medi­en wird uns zusätz­lich mit­ge­teilt dass wir 2 x wöchent­lich Fisch essen müs­sen, auch das ist der Über­fi­schung nicht dien­lich. Zudem neh­men wir Tie­ren ihre Lebens­grund­la­ge als Nah­rung. Wir kön­nen auch auf hei­mi­schen Fisch wie Forel­le zurück grei­fen und ach­ten wo und wie er lebt und her­ge­stellt wird.

  4. Ballynagour
    4. März 2018
    Antworten

    das noch zu mei­nem Beitrag
    ein sehr schö­ner Ein­blick in den All­tag von Wild­schwein und Förs­ter, der sie respek­tiert und liebt
    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/Der-alte-Foerster-und-wilde-Borstenvieh,naturnah1378.html

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