Jedes Jahr verlieren global wir Wald in der Größe von Deutschland. Und noch viel mehr Wälder werden geschädigt. Zehn bedeutende Wälder, die gerade vor unseren Augen verschwinden.
Der Amazonas Regenwald
Der Amazonas Regenwald erstreckt sich über neun Länder Südamerikas, den größten Anteil hat Brasilien. Kaum vorstellbar, dass er gefährdet ist. Doch jede Minute werden Flächen so groß wie zwei Fußballfelder abgeholzt. Die Regenwälder beherbergen eine große Artenvielfalt und bieten Schutz für etwa 320 indigene Völker. Für das Weltklima spielen sie eine Schlüsselrolle. Sie holen Kohlendioxid aus der Luft, erzeugen Wolken und befeuchten die Luft. Gehen Brandrodung und Abholzung weiter wie bisher, könnte bald ein Kipppunkt erreicht sein. Experten fürchten, dass bei einem Verlust ab einem Viertel der Waldfläche eine Savanne entstehen könnte.
Die Buchen(ur)wälder Europas
Buchenwälder haben früher weite Teile des Kontinents bedeckt. Heute existieren sie nur noch kleinflächig. Das größte Gebiet mit Buchenurwäldern liegt heute im Karpatengebirge (Polen, Rumänien, Ukraine, Slowakei) und gehört wie andere Buchenwälder in Europa zum Welterbe der UNESCO. In Deutschland zählen dazu unter anderem der Nationalpark Hainich in Thüringen und der Nationalpark Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. Buchenwälder sind nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern auch wahre Schatzkammern der biologischen Vielfalt. Auf einem einzigen Baum können bis zu 500 Insektenarten leben. Die Buche ist nicht nur durch den Klimawandel bedroht, sondern auch durch Abholzung. In Rumänien gingen in den vergangenen 15 Jahren rund 100.000 Hektar Urwaldgebiete verloren.
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Sibiriens Wälder
In Sibirien brannte es in den vergangenen Jahren so heftig wie noch nie. Die Brände vernichteten von Anfang 2019 bis Ende Juni 2020 ein Gebiet von elf Millionen Hektar, das entspricht einer Fläche, die größer ist als Ungarn. Besonders betroffen war das nordöstliche Sibirien. Auslöser waren Brandstiftung verbunden mit den schon trockenen Böden und ungewöhnlich hohen Temperaturen. Brände sind zwar in borealen Wäldern nichts Ungewöhnliches. Seit einiger Zeit wüten sie allerdings viel länger und stärker als früher. Zwischen Juni und August 2021 bliesen sie ca. 970 Millionen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Durch die Brände und den Klimawandel werden die Sibirischen Wälder ökologisch instabiler.
Die Wälder auf Borneo
überzogen noch vor hundert Jahren fast die ganze Insel. Mittlerweile wurden ein Drittel der Wälder Borneos durch Abholzung und Brandrodung zerstört — um Platz zu schaffen für die Forstwirtschaft und den Anbau von Reis und Ölpalmen. Besonders bedroht sind die Torfmoorwälder Borneos, die in Küstennähe und in der Nähe von Flüssen liegen. Tropische Torfmoorwälder binden 40 bis 50-mal so viel Kohlenstoff wie eine gleich große Fläche Wald in Deutschland. In ihnen leben Orang-Utans und andere bedrohte Tierarten. Außerdem speichern sie viel Wasser und verhindern Überschwemmungen, Dürren und Feuer.
Der Cerrado-Savannenwald
Der Cerrado ist in Europa wenig bekannt, aber für Brasilien eminent wichtig. Die Landschaft aus Savannen und Wäldern ist Heimat für viele Arten, die nur hier vorkommen. Im Norden grenzt der Cerrado an den Amazonasregenwald, im Süden an die Mata Atlantica, den atlantischen Küstenregenwald. Der Cerrado ist so groß wie Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und Großbritannien zusammengenommen. Er speist viele südamerikanische Flüsse mit Wasser und bewässert 40 Prozent der Fläche Brasiliens. Immer mehr der ursprünglichen Vegetation geht für den Anbau von Soja und für Viehweiden verloren. Die intensive Landwirtschaft laugt jedoch die Böden aus und bedroht mittelfristig die Versorgung Brasiliens mit Wasser.
Die Wälder des Kongobeckens
Sie zählen zu den zweitgrößten Regenwäldern der Erde und umfassen die Länder Kamerun, Gabun, Äquatorial-Guinea, Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo sowie die Zentralafrikanische Republik und Sambia. Sie speichern sehr viel Kohlendioxid und schützen das globale Klima. Berühmt ist der Kongo wegen seiner Tiere: Gorillas, Schimpansen und Bonobos, Waldelefanten und Waldbüffel, Bongoantilopen und Waldgiraffen. Im Gegensatz zum Amazonas ist die Region noch nicht durch großräumige Kahlschläge gefährdet. Aber immer mehr Kleinbauern und Minenarbeiter roden kleine Waldflächen, um Hirse, Mais und Maniok anzubauen. Zudem nutzen viele Menschen das Holz der Wälder zum Kochen. Auch illegale Holzwirtschaft, Erdölförderung und Bergbau breiten sich immer mehr aus.
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Naturwald in Schweden
Schweden besitzt im EU-weiten Vergleich die größte absolute Waldfläche. Aber vor allem die borealen Wälder werden in großem Umfang gerodet – etwa 70 Prozent der Naturwälder sind bereits verschwunden. Die Abholzung bedroht die traditionelle Lebensweise der Samen, der indigenen Bevölkerung des Nordens. Ihre Rentierherden ernähren sich im Winter hauptsächlich von Flechten, die an alten Bäumen sowie auf dem Boden der Ebenen und Wälder wachsen. Durch die Rodungen verschwinden die bewachsenen Bäume mit ihrer biologischen Vielfalt. Und wenn es keine Bäume mehr gibt, können sie keinen Kohlenstoff binden.
Auch der deutsche Wald stirbt
Als Haupttäter für das Waldsterben in Deutschland gelten eine nicht nachhaltige Forstwirtschaft, falsche Baumartenwahl und Schadstoffe zusammen mit dem Klimawandel. Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen und nur jeder fünfte Baum ist noch gesund. Große Gebiete mit kahlen abgestorbenen Fichten im Harz, im Siegerland oder im Thüringer Wald zeigen, dass diese Bäume hierzulande, ausgenommen in den höheren Berglagen, keine Zukunft mehr haben. Unter Dürresommern und Regenmangel leiden aber auch andere Baumarten. Ohne deutlichen Klimaschutz könnten sich Teile Deutschlands in eine Steppe verwandeln.
Die Wälder am Mekong
Die sogenannten Greater Mekong Region war vor 1979 noch zum größten Teil bewaldet. Heute ist ein Drittel des Waldes verschwunden. In Thailand und Vietnam wurden sogar fast die Hälfte der Waldfläche abgeholzt. Auf den gerodeten Flächen wird vor allem Reis, Zucker, Kautschuk und Getreide für Biotreibstoffe angebaut. Viel Wald ging auch durch den Bau riesiger Staudämme verloren. Die Artenvielfalt in der Mekong Region ist einzigartig und in ihrer Bedeutung vergleichbar mit dem Amazonas-Regenwald. Experten befürchten Schlimmes: Geht das Tempo der Entwaldung weiter wie bisher, stehen 2030 nur noch 14 Prozent der ursprünglichen Wälder.
Die Wälder Ostafrikas
Kenia, Tansania, Sambia, Zimbabwe und Malawi sind vielfältig: Dichte, feuchte Bergwälder, Trockenwälder in den weiten Savannen und Küstenwälder in Malawi, Kenia und Tansania. Die Wälder regulieren das Klima und sind Lebensraum für viele endemische Arten. Doch jährlich gehen Hunderttausende Hektar Wald verloren, eine größere Fläche als Berlin und München zusammen. Die Ursachen für die Zerstörung ähneln sich überall: Wanderfeldbau, zunehmende Viehhaltung, Straßen- und Bergbau sowie das Sammeln von Feuerholz.
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