Haie im Mit­tel­meer sind ganz normal


Hai an Badestrand am Mittelmeer
Ein Hai am Strand von Mallorca © Picture Alliance/ Angela Tim/Prottey Jones/dpa

Jedes Jahr wird über „unge­wöhn­li­che“ Sich­tun­gen von Hai­en vor den Bade­strän­den des Mit­tel­mee­res berich­tet. Die Bild-Zei­tung titel­te vor weni­gen Tagen gewohnt alar­mis­tisch: KAMPF UM LEBEN UND TOD: Hai-Alarm auf Mal­le.

Dabei sind Haie ganz nor­ma­le Bewoh­ner des Mit­tel­mee­res und spie­len eine wich­ti­ge Rol­le im Öko­sys­tem. Sie gehö­ren zu den Knor­pel­fi­schen, wie auch Rochen und See­kat­zen. Das Mit­tel­meer ist sogar ein Hot­spot der Arten­viel­falt für Knor­pel­fi­sche.

Im Mit­tel­meer sind mehr als 80 Knor­pel­fisch­ar­ten bekannt. Von die­sen wur­den 73 Arten auf ihren Gefähr­dungs­sta­tus hin bewer­tet. Das Ergeb­nis: Mehr als die Hälf­te ist bedroht! Als Räu­ber spie­len Haie eine wich­ti­ge Rol­le im Nah­rungs­ge­fü­ge. Sie gewähr­leis­ten eine hohe Arten­viel­falt und gesun­de Bestän­de. Die deut­li­che Bedro­hung die­ser Schlüs­sel­ar­ten zeigt, dass die Gesund­heit des Mit­tel­mee­res ins­ge­samt schwindet.

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Wel­che Haie leben im Mittelmeer?

Was vie­le nicht wis­sen: Auch der berühm­te Wei­ße Hai lebt im Mit­tel­meer. His­to­ri­sche Quel­len bele­gen sogar, dass er schon seit dem Jahr 476 n. Chr. dort vor­kommt. Ihre Jun­gen bekom­men die medi­ter­ra­nen Wei­ßen Haie wahr­schein­lich in der Meer­enge von Sizi­li­en, der Adria und dem Ägäi­schen Meer.

Heringshai
Häu­fi­ger Gast im Mit­tel­meer: der Herings­hai © naturepl.com/Doug Perrine/WWF

Der Herings­hai streift auch durch das Mit­tel­meer. Er sieht dem Wei­ßen Hai sehr ähn­lich, da er mit ihm eng ver­wandt ist. Nur ist er erheb­lich klei­ner und ein flin­ker Fischräuber.

Sandtigerhai
Eine Kurio­si­tät im Mit­tel­meer: Der Sand­ti­ger­hai hält Luft in sei­nem Magen und bil­det so eine Art Schwimm­bla­se © Tanya Houppermans

Ein wei­te­rer Hai, der im Mit­tel­meer sein Zuhau­se hat, ist der Sand­ti­ger­hai. Er ist der ein­zi­ge Hai, der Luft in sei­nem Magen spei­chern kann. Der funk­tio­niert dann als eine Art Schwimm­bla­se. Das ermög­licht dem Sand­ti­ger­hai auf einer Stel­le im Was­ser zu schwe­ben, wie zum Bei­spiel in Höh­len und unter Über­hän­gen, wo er sich gern ruhend am Tage aufhält.

Blauhai im Meer
Blau­hai © Joost van Uffelen / WWF

Der Blau­hai ist die am wei­tes­ten ver­brei­te­te Knor­pel­fisch­art. Blau­haie leben eher in den küs­ten­fer­ne­ren Gegen­den des Mit­tel­mee­res. Dort tau­chen sie bis zu 350 Meter tief. Mit ihren gro­ßen Brust­flos­sen und der tief­blau­en Kör­per­far­be sind sie an ein Leben im offe­nen Meer per­fekt angepasst.

Riesenhai
Trotz sei­ner Grö­ße ein harm­lo­ser Mee­res­be­woh­ner: der Rie­sen­hai © naturepl.com / Alex Mus­tard / WWF

Auch der zweit­größ­te Fisch der Welt, der Rie­sen­hai, ist wie­der häu­fi­ger an der spa­ni­schen Mit­tel­meer­küs­te gesich­tet wor­den. Die­ser rie­si­ge Ver­tre­ter der Haie, der aus­ge­wach­sen über zehn Meter lang wer­den kann, ist ein harm­lo­ser Plank­ton­fres­ser und schwimmt häu­fig gemäch­lich an der Was­ser­ober­flä­che, um Plank­ton­schwär­me zu durch­sie­ben. Es gibt ihn übri­gens auch in der Nordsee.

Wei­te­re im Mit­tel­meer leben­de Hai­ar­ten sind zum Bei­spiel Engel­haie, die eher aus­se­hen wie Rochen, und die nach ihrer tief­brau­nen Far­be benann­ten Scho­ko­la­den­haie.

Beim Baden im Mit­tel­meer von einem die­ser Haie ange­grif­fen zu wer­den ist dabei aber sehr, sehr unwahr­schein­lich. Da ist es deut­lich wahr­schein­li­cher auf dem Weg zum Strand in einen Auto­un­fall zu geraten.

Gefähr­det sind nicht wir, son­dern die Haie 

Die Haie im Mit­tel­meer stel­len für uns also kaum eine Gefahr dar. Das ein­zi­ge was man von Hai­en befürch­ten muss, ist, dass sie bald aus­ster­ben. Denn durch mensch­li­ches Han­deln sind die Hälf­te der dort vor­kom­men­den Haie auf der Roten Lis­te der bedroh­ten Arten als gefähr­det ein­ge­stuft. 20 von ihnen sind sogar akut vom Aus­ster­ben bedroht, wie zum Bei­spiel der Blau‑, Mako- und auch Heringshai.

Über­fi­schung ist die größ­te Gefahr

Ins­be­son­de­re die Über­fi­schung macht den Hai­en zu schaf­fen: Im Mit­tel­meer sind 80 Pro­zent der kom­mer­zi­el­len Fisch­be­stän­de über­fischt. Haie lan­den dabei als Bei­fang auch im Netz. Immer noch ist in vie­len Län­dern Haifleisch sehr beliebt. Teil­wei­se wer­den sie jedoch ille­gal als hoch­prei­si­ger Schwert­fisch ver­kauft, um das meis­te aus den immer dürf­ti­ge­ren Fän­gen raus­zu­ho­len. Das funk­tio­niert, weil die­se meist bereits gehäu­tet oder als Filet ange­bo­ten wer­den. Der ursprüng­li­che Fisch ist damit nicht mehr klar erkennbar.

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Weil Haie meist weni­ge Nach­kom­men pro­du­zie­ren und nur lang­sam wach­sen, kön­nen ein paar Jah­re der Über­fi­schung ihre Bestän­de schnell redu­zie­ren. Sie erho­len sich davon nur schwer. Die­ser Nega­tiv­trend ist bei allen Hai­en im gan­zen Mit­tel­meer­raum zu beobachten.

Die dich­te Besie­de­lung der Mit­tel­meer­küs­te und die unzäh­li­gen Tou­ris­ten sind ein wei­te­rer Stör­fak­tor für die Haie. Die Men­schen ver­schmut­zen das Meer mit Schad­stof­fen wie Schwer­me­tal­len, Pes­ti­zi­den und Plas­tik. Da Haie lan­ge leben, lagern sich über die Jah­re Schad­stof­fe in ihren Kör­pern an. In Blau- und Mako­hai­en wur­den zum Bei­spiel Queck­sil­ber­wer­te vier Mal über dem erlaub­ten Maxi­mum gemes­sen. Mehr als ein Vier­tel unter­such­ter Blau­haie hat­ten zudem Spu­ren von Plas­tik in sich.

toter Kurzflossen-Makohai
Queck­sil­ber­wer­te ein Viel­fa­ches über dem erlaub­ten Maxi­mum: ein Kurz­flos­sen-Mako­hai © Andy Cor­nish / WWF

Wie kön­nen wir den Hai vor dem Aus­ster­ben retten?

Eine Ana­ly­se des WWF zeigt erschre­cken­de Bil­der ver­bo­te­ner Fän­ge. Wir for­dern zum Schutz der Haie ein bes­se­res Manage­ment und die Regu­lie­rung der Hai-Fische­rei­en. Haie dür­fen kein Frei­wild sein! Vor allem müs­sen die bereits bestehen­den Maß­nah­men auch umge­setzt wer­den. Die Daten­auf­nah­me und Kon­trol­le von Fän­gen muss ver­bes­sert, Bei­f­än­ge regu­liert und beson­ders wich­ti­ge Lebens­räu­me, wie Geburts- und Auf­zucht­ge­bie­te geschützt werden.

Was, wenn man doch einem Hai begegnet?

Begeg­net man im unwahr­schein­li­chen Fall beim Schwim­men im Mit­tel­meer einem Hai und fühlt sich unsi­cher, soll­te man sich ruhig aus dem Was­ser an den Strand bewe­gen. Und das Schau­spiel von dort aus betrachten.

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5 Kommentare

  1. Helmut
    18. Juli 2020
    Antworten

    Ihr habt bei den Bedro­hun­gen für die Haie ver­ges­sen, das per­ver­se Fin­ning zu erwäh­nen, bei dem leben­di­gen Hai­en die Flos­sen abge­schnit­ten wer­den, um die­se als “Deli­ka­tes­se” haupt­säch­lich in Chi­na zu ver­kau­fen. Die Haie wer­den dann wie­der ins Meer gewor­fen und ver­en­den qualvoll.

  2. Alexander S.
    13. September 2021
    Antworten

    Es wäre auch sehr schön, wenn ihr einen Link zu der Peti­ti­on von stop-fining-eu hin­zu­fü­gen könn­tet, um den Fokus auch auf das, von mei­ner Vor­red­ne­rin hin­ge­wie­se­ne Pro­blem, zu lenken.
    Dankeschön.

  3. Heike Dauksch
    23. April 2023
    Antworten

    Zwei sehr gute Kom­men­ta­re, denen ich mich anschlie­ßen möch­te. Viel­leicht könn­ten hier Peti­tio­nen zum Schutz der Haie und Ver­bot des Bei­fangs bzw. des stop-finng-eu hilf­reich sein.

    • 24. April 2023
      Antworten

      Lie­be Frau Dauksch, Fin­ning spielt im Mit­tel­meer kei­ne Rol­le als Bedro­hung der dor­ti­gen Haie. Die Ver­ar­bei­tungs­pra­xis ist welt­weit vie­ler­orts geä­che­tet und in der EU seit 2003 ver­bo­ten. Es gibt in der EU kei­ne Poli­cy-Lücke, wenn auch die Kon­trol­len sicher­lich ver­bes­sert wer­den müss­ten. Obi­ge Peti­ti­on ist seit Janu­ar 2022 abge­schlos­sen, bit­te wen­den sie sich an die Peten­ten für aktu­el­le Infor­ma­tio­nen, bei der es um ein Ganz­kör­per­han­dels­ge­bot von Hai­en ging, nicht um Fang­ver­bo­te oder ande­re Fischereimanagementmaßnahmen.

  4. Marlies
    24. April 2023
    Antworten

    habe mich sehr gewun­dert, dass in Kroa­ti­en in einem 4*-Hotel am Buf­fet Haifleich ange­bo­ten wird — gibt es da kei­ne Ver­bo­te ??? Schreck­lich, das zu sehen.

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