Haie: Spät­zün­der, Schil­ler­lo­cke, Schleif­pa­pier — 12 Fakten


Haie: Zitronen Hai
Auch der Zitronenhai hat Zähne - lässt sich aber sogar mit der Hand füttern © Simon Lorenz / WWF-Hong Kong

Haie haben High-Tech-Haut, sind auch sonst extrem fas­zi­nie­ren­de Wesen und längst nicht die Kil­ler, als die sie oft dar­ge­stellt wer­den. Ihr grau­sa­mes Image sind die eigent­lich sen­si­blen Mee­res­be­woh­ner seit dem Film­klas­si­ker „Der Wei­ße Hai“ nicht mehr los gewor­den. Die Panik­ma­che wird ihnen aber nicht gerecht. Mit die­sen 12 Fak­ten, die Ihr euch statt­des­sen mer­ken könnt, wol­len wir das Bild geraderücken.

Haie gibt es überall

Haie kom­men in allen Mee­ren die­ser Welt vor und sind eben­so viel­fäl­tig wie ihre Lebens­räu­me. Die bekann­tes­ten Ver­tre­ter sind die Ham­mer­haie und der Wei­ße Hai.
Ins­ge­samt sind aber über 500 Arten bekannt und jedes Jahr wer­den neue beschrie­ben. Der Wal­hai wird bis zu zwan­zig Meter lang und ist damit der größ­te Fisch der Welt. Im Gegen­satz dazu sieht der Zwerg­hai, der mit 20 Zen­ti­me­tern bereits aus­ge­wach­sen ist, ver­dammt klein aus. Von vie­len Arten hat man aber noch nie gehört. Wie etwa Brom­beer­hai, Zigar­ren­hai, Scho­ko­la­den­hai, Düs­te­rer Hai, Fran­sen­tep­pich­hai, Groß­na­sen­hai oder Gefleck­te Meer­sau. And the List goes on…

Haie sind viel älter als Dinosaurier

Haie sind ech­te Urge­stei­ne. Sie leben schon seit 450 Mil­lio­nen Jah­ren auf unse­rem Pla­ne­ten. Die ers­ten von ihnen gab es damit locke­re 200 Mil­lio­nen Jah­re vor den Dino­sau­ri­ern. Genug Zeit, sich über­all im Meer und in den Tro­pen sogar bis ins Süß­was­ser ihre Nischen zu suchen.

Was fres­sen Haie?

Vie­le Haie fres­sen nur alle vier bis sie­ben Tage. Und sind trotz­dem ganz schön ver­fres­sen: Ins­ge­samt frisst jeder Hai pro Jahr etwa das Zehn­fa­che sei­nes Kör­per­ge­wich­tes. Wir Men­schen nur unge­fähr das Doppelte.

Aber gera­de die größ­ten Ver­tre­ter wie Rie­sen­hai und Wal­hai fres­sen, bezie­hungs­wei­se „schlür­fen“ nur Plank­ton. Die Nah­rung der Haie ist je nach Lebens­wei­se und Lebens­raum extrem unter­schied­lich: Krebs­tie­re, Tin­ten­fi­sche, Muscheln, Schne­cken, eine Viel­zahl an Fischen und auch ande­re Haie. Man­che Arten jagen auch aktiv Rob­ben und sogar Vögel wie Alba­tros­se oder Pin­gui­ne — auch wenn sie längst nicht so blut­rüns­tig sind, wie sie in Hol­ly­wood ger­ne dar­ge­stellt werden.

Eini­ge Haie ste­hen an der Spit­ze der Nah­rungs­ket­te und haben dem­entspre­chend kaum oder nur weni­ge natür­li­che Fein­de. Aber selbst der Wei­ße Hai muss sich vor Orcas fürchten.

Haie sind weni­ger gefähr­lich als man denkt

Von den über 500 Hai-Arten sind vor allem drei Arten poten­zi­ell gefähr­lich für den Men­schen: Der Wei­ße Hai, der Bul­len­hai und der Tiger­hai. Von den etwa 100 Unfäl­len mit Hai­en pro Jahr enden im Schnitt nur fünf bis zehn Fäl­le töd­lich für den Men­schen. Es kom­men mehr Men­schen durch Wes­pen­sti­che oder Blitz­ein­schlä­ge ums Leben!

Klar ist jeder ein­zel­ne Fall eine schreck­li­che Tra­gö­die. Aber noch eine Rela­ti­on: Fünf­mal so vie­le Men­schen als bei Hai­an­grif­fen ster­ben beim Schie­ßen eines Sel­fies, wie die indi­sche Fach­zeit­schrift “Jour­nal of Fami­ly Medi­ci­ne and Pri­ma­ry Care” recher­chiert hat: Zwi­schen 2011 und 2017 kamen welt­weit min­des­tens 259 Men­schen bei Sel­fie-Auf­nah­men um. 50 Men­schen wur­den im sel­ben Zeit­raum durch die angeb­lich so blut­rüns­ti­gen Fische getötet.

Haie: Schwarspitzenriff Hai
Lebt auch im sehr fla­chen Gewäs­ser: Schwarz­spit­zen­riff­hai © naturepl.com / Cheryl-Saman­tha Owen / WWF

Men­schen töten zig Mil­lio­nen Haie — jedes Jahr

Der größ­te Feind der Haie ist der Mensch. Vor allem in Asi­en gel­ten ihre Flos­sen als Deli­ka­tes­se, ihr Knor­pel lan­det in Kos­me­ti­ka und Arz­nei­mit­teln – und auch in Euro­pa wird Hai-Fleisch gegessen.

Der stei­gen­de Wohl­stand in eini­gen asia­ti­schen Län­dern wird für die Fische lei­der zur zuneh­men­den Bedro­hung, weil sich immer mehr Men­schen Hai-Fein­kost leis­ten kön­nen und wol­len. Jedes Jahr wer­den bis zu 100 Mil­lio­nen Haie gefan­gen – oft als Bei­fang. Und der ist wohl sel­ten unge­wollt. Denn auch der Bei­fang endet in der Suppe.

Hai Flossen: Hunderte zum Trocknenn ausgelegt, Hong kKong
Haiflos­sen lie­gen zum Trock­nen in der Son­ne, um in den Han­del nach Asi­en zu kom­men © WWF-Hong Kong / Elson Li

Schil­ler­lo­cke ist Hai. Und eine Sauerei.

Auch in Deutsch­land wird schon seit lan­gem Hai geges­sen. Hin­ter der Schil­ler­lo­cke, die es an der Fisch­the­ke zu kau­fen gibt, ver­birgt sich der geräu­cher­te Bauch­lap­pen des Dornhais.
Durch Über­fi­schung ist sein Bestand bei uns im Nord­ost­at­lan­tik stark gefähr­det und nimmt einen Platz auf der lan­gen Lis­te der bedroh­ten Arten ein. (Um den ihn zu schüt­zen, hat der WWF zusam­men mit Ede­ka die Schil­ler­lo­cke aus dem Sor­ti­ment ver­bannt.) Wie schon in unse­rem Fisch­rat­ge­ber steht: Auf kei­nen Fall essen!

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Der Hai­fisch, der hat Knorpel

Haie gehö­ren zu den Knor­pel­fi­schen. Ihr Ske­lett besteht nicht aus Kno­chen oder Grä­ten, son­dern aus Knor­pel. Der ist ähn­lich unse­rer Ohr­mu­schel viel elas­ti­scher. Auch Rochen zäh­len übri­gens zu den Knor­pel­fi­schen, genau­so wie die See­kat­zen (Chi­mä­ren). Die meis­ten ande­ren Fische gehö­ren dage­gen zu den Knochenfischen.

Der Hai kann nicht rück­wärts schwimmen

Haie kön­nen nicht rück­wärts schwim­men. Das liegt dar­an, dass sie im Gegen­satz zu manch ande­ren Fisch­ar­ten unbe­weg­li­che Brust­flos­sen besit­zen, mit denen sie nicht zurück­ru­dern können.

Haie: Erstaunliche Fakten zum Beispiel über den Riesen Hai in der Nordsee.
Eine Rie­se: Der Rie­sen­hai vor der Küs­te von Corn­wall © naturepl.com / Alex Mus­tard / WWF

Wel­che Haie gibt es in Nord­see und Ostsee?

Haie gibt es nicht nur im Film und weit da drau­ßen. In der Nord­see fin­den sich zum Bei­spiel Glatt­hai, Dorn­hai und Kat­zen­hai. Aber auch der Herings­hai, der klei­ne Ver­wand­te des Wei­ßen Hais, der auf ein stol­zes Gewicht von bis zu 200 Kilo­gramm bei einer Grö­ße von drei Metern kom­men kann. Dabei ist das noch klein gegen den (eben­falls in der Nord­see behei­ma­te­ten) Rie­sen­hai. Der ist nach dem Wal­hai die zweit­größ­te bekann­te Fisch­art mit einer Kör­per­län­ge von bis zu zwölf Metern und einem Gewicht von rund fünf bis sie­ben Ton­nen. Rie­sen­haie hal­ten sich auch gern in unmit­tel­ba­rer Küs­ten­nä­he auf — und sind fried­li­che Planktonfresser.

Und die Ost­see? Auch hier gibt es Haie! Ein For­scher­team der Uni­ver­si­tät Ham­burg hat genau­er erforscht, wel­che Arten es in deut­schen Mee­res­ge­bie­ten gibt – man­che sind sogar bis in die Ost­see nach­ge­wie­sen. Doch wie in der Nord­see, so sind auch die weni­gen in der West­li­chen Ost­see leben­den Haie alle­samt für den Men­schen ungefährlich.

Haut wie Schleifpapier

Die Haut von Hai­en wur­de frü­her als Schleif­pa­pier benutzt! Sie ist näm­lich mit Haut­zähn­chen bedeckt. Das klingt High Tech, ist es auch, denn so wird die Haut extrem wider­stands­fä­hig und die ent­ste­hen­den Ril­len las­sen Was­ser höchst effek­tiv am Kör­per ent­lang glei­ten – das spart viel Ener­gie. Am Kie­fer wer­den die Haut­zähn­chen dann zu rich­ti­gen Zäh­nen. Apro­pos Zäh­ne: Der Hai ver­liert etwa alle zwei Wochen durch Abnut­zung oder Abbruch einen Zahn. Dann rückt – wie in einem Revol­ver — ein­fach der Nächs­te aus der hin­te­ren Rei­he nach. Daher heißt sein mehr­rei­hi­ges Gebiss auch Revol­ver­ge­biss.

Geschlechts­reif mit 150

Haie sind oft ziem­li­che Spät­zün­der. Denn eini­ge Arten wer­den teil­wei­se erst mit 30 Jah­ren geschlechts­reif. Der Grön­land­hai nach rekord­ver­däch­ti­gen 150 Jah­ren. Dafür kön­nen Grön­land­haie aber auch min­des­tens 400 Jah­re alt wer­den, berich­tet eine inter­na­tio­na­le For­scher­grup­pe um Juli­us Niel­sen von der Uni­ver­si­tät Kopen­ha­gen in der Fach­zeit­schrift “Sci­ence”. Damit sind sie die lang­le­bigs­ten Wirbeltiere.

Eier oder Baby?

Wenn es dann so weit ist, gebä­ren etwa zwei Drit­tel der Arten leben­de Jun­ge. Das ande­re Drit­tel hin­ge­gen legt Eier am Boden, in Stei­nen oder Algen ab, aus denen der Nach­wuchs schlüpft.

Haie haben im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Fisch­ar­ten nur weni­ge Nach­kom­men. Die spä­te Geschlechts­rei­fe und die weni­gen Jun­gen machen sie beson­ders anfäl­lig für Überfischung.

 

Vom Jäger zum Gejagten

Mehr über Haie und die grau­sa­me Jagd auf die wich­ti­gen Mee­res­be­woh­ner und wie Ihr Hai­en hel­fen könnt, fin­det Ihr hier.

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3 Kommentare

  1. Penelope
    25. Dezember 2019
    Antworten

    Dan­ke für den sehr inter­es­san­ten Arti­kel! War­um weiß man so wenig über die­se aus­ser­ge­wöhn­li­chen Tie­re? Ich hof­fe auf wei­te­re die­ser pro­fund recher­chier­ten und unter­halt­sam auf­be­rei­te­ten Informationen.
    Was kann ich noch tun, um den Hai zu schüt­zen? Aus­ser ihn nicht zu verspeisen.

  2. 14. April 2020
    Antworten

    Das Pro­blem mit den Hai­an­grif­fen ist in ers­ter Linie, dass man sich in den Lebens­raum der Haie begibt, ohne auf sie Rück­sicht zu neh­men. Es gibt in den Daten­ban­ken sehr umfang­rei­che Auf­zeich­nun­gen zu den ver­schie­dens­ten Unfäl­len, in die Haie ver­wi­ckelt waren. Neben den drei genann­ten Hai­ar­ten sind auch ande­re, etwa Schwarz­spit­zen-Riff­haie, oder der Weiß­spit­zen-Hoch­see­hai immer wie­der in sol­che Vor­fäl­le ver­wi­ckelt. Sogar Wal­haie und Rie­sen­haie sind für den Tod von Men­schen verantwortlich.
    Vie­le der Unfäl­le pas­sie­ren beim Fischen. Sport­fi­scher, aber auch Berufs­fi­scher, die Haie töten, kom­men den gefähr­li­chen Raub­tie­ren oft zu nahe. Es gibt sehr wenig Fäl­le, in denen der Hai den Men­schen tat­säch­lich gefres­sen hat. Bei den meis­ten Fäl­len fin­det nur eine ein­zi­ge Atta­cke statt, bevor der Hai es sich anders über­legt. Ein Zei­chen dafür, dass Men­schen nicht auf der Spei­se­kar­te der Raub­fi­sche ste­hen. Dass der wei­ße Hai, der Tiger­hai und der Bul­len­hai auf der Lis­te weit oben zu fin­den sind, liegt wohl dar­an, dass sie bevor­zugt dort jagen, wo wir Men­schen sur­fen und schwim­men. Der Bul­len­hai ist hier beson­ders gefähr­lich, weil er auch pro­blem­los in Flüs­sen leben kann und dort leich­te Beu­te findet.
    Vie­le der Hai­un­fäl­le sind durch den Men­schen pro­vo­ziert. Die meis­ten ande­ren waren ein Feh­ler des Hais, der sich direkt nach der Atta­cke zurück­ge­zo­gen hat. Haie sind kei­ne blut­rüns­ti­gen Kil­ler, son­dern per­fekt auf die Unter­was­ser­jagd ange­pass­te Jäger. Dringt man in ihren Leben­raum ein muss man ihr Ver­hal­ten ken­nen und ihnen aus­rei­chend Raum geben.

  3. Sehr coo­ler Arti­kel! Vie­le Grüße

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