Haie haben High-Tech-Haut, sind auch sonst extrem faszinierende Wesen und längst nicht die Killer, als die sie oft dargestellt werden. Ihr grausames Image sind die eigentlich sensiblen Meeresbewohner seit dem Filmklassiker „Der Weiße Hai“ nicht mehr los geworden. Die Panikmache wird ihnen aber nicht gerecht. Mit diesen 12 Fakten, die Ihr euch stattdessen merken könnt, wollen wir das Bild geraderücken.
Haie gibt es überall
Haie kommen in allen Meeren dieser Welt vor und sind ebenso vielfältig wie ihre Lebensräume. Die bekanntesten Vertreter sind die Hammerhaie und der Weiße Hai.
Insgesamt sind aber über 500 Arten bekannt und jedes Jahr werden neue beschrieben. Der Walhai wird bis zu zwanzig Meter lang und ist damit der größte Fisch der Welt. Im Gegensatz dazu sieht der Zwerghai, der mit 20 Zentimetern bereits ausgewachsen ist, verdammt klein aus. Von vielen Arten hat man aber noch nie gehört. Wie etwa Brombeerhai, Zigarrenhai, Schokoladenhai, Düsterer Hai, Fransenteppichhai, Großnasenhai oder Gefleckte Meersau. And the List goes on…
Haie sind viel älter als Dinosaurier
Haie sind echte Urgesteine. Sie leben schon seit 450 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Die ersten von ihnen gab es damit lockere 200 Millionen Jahre vor den Dinosauriern. Genug Zeit, sich überall im Meer und in den Tropen sogar bis ins Süßwasser ihre Nischen zu suchen.
Was fressen Haie?
Viele Haie fressen nur alle vier bis sieben Tage. Und sind trotzdem ganz schön verfressen: Insgesamt frisst jeder Hai pro Jahr etwa das Zehnfache seines Körpergewichtes. Wir Menschen nur ungefähr das Doppelte.
Aber gerade die größten Vertreter wie Riesenhai und Walhai fressen, beziehungsweise „schlürfen“ nur Plankton. Die Nahrung der Haie ist je nach Lebensweise und Lebensraum extrem unterschiedlich: Krebstiere, Tintenfische, Muscheln, Schnecken, eine Vielzahl an Fischen und auch andere Haie. Manche Arten jagen auch aktiv Robben und sogar Vögel wie Albatrosse oder Pinguine — auch wenn sie längst nicht so blutrünstig sind, wie sie in Hollywood gerne dargestellt werden.
Einige Haie stehen an der Spitze der Nahrungskette und haben dementsprechend kaum oder nur wenige natürliche Feinde. Aber selbst der Weiße Hai muss sich vor Orcas fürchten.
Haie sind weniger gefährlich als man denkt
Von den über 500 Hai-Arten sind vor allem drei Arten potenziell gefährlich für den Menschen: Der Weiße Hai, der Bullenhai und der Tigerhai. Von den etwa 100 Unfällen mit Haien pro Jahr enden im Schnitt nur fünf bis zehn Fälle tödlich für den Menschen. Es kommen mehr Menschen durch Wespenstiche oder Blitzeinschläge ums Leben!
Klar ist jeder einzelne Fall eine schreckliche Tragödie. Aber noch eine Relation: Fünfmal so viele Menschen als bei Haiangriffen sterben beim Schießen eines Selfies, wie die indische Fachzeitschrift “Journal of Family Medicine and Primary Care” recherchiert hat: Zwischen 2011 und 2017 kamen weltweit mindestens 259 Menschen bei Selfie-Aufnahmen um. 50 Menschen wurden im selben Zeitraum durch die angeblich so blutrünstigen Fische getötet.
Menschen töten zig Millionen Haie — jedes Jahr
Der größte Feind der Haie ist der Mensch. Vor allem in Asien gelten ihre Flossen als Delikatesse, ihr Knorpel landet in Kosmetika und Arzneimitteln – und auch in Europa wird Hai-Fleisch gegessen.
Der steigende Wohlstand in einigen asiatischen Ländern wird für die Fische leider zur zunehmenden Bedrohung, weil sich immer mehr Menschen Hai-Feinkost leisten können und wollen. Jedes Jahr werden bis zu 100 Millionen Haie gefangen – oft als Beifang. Und der ist wohl selten ungewollt. Denn auch der Beifang endet in der Suppe.
Schillerlocke ist Hai. Und eine Sauerei.
Auch in Deutschland wird schon seit langem Hai gegessen. Hinter der Schillerlocke, die es an der Fischtheke zu kaufen gibt, verbirgt sich der geräucherte Bauchlappen des Dornhais.
Durch Überfischung ist sein Bestand bei uns im Nordostatlantik stark gefährdet und nimmt einen Platz auf der langen Liste der bedrohten Arten ein. (Um den ihn zu schützen, hat der WWF zusammen mit Edeka die Schillerlocke aus dem Sortiment verbannt.) Wie schon in unserem Fischratgeber steht: Auf keinen Fall essen!
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Der Haifisch, der hat Knorpel
Haie gehören zu den Knorpelfischen. Ihr Skelett besteht nicht aus Knochen oder Gräten, sondern aus Knorpel. Der ist ähnlich unserer Ohrmuschel viel elastischer. Auch Rochen zählen übrigens zu den Knorpelfischen, genauso wie die Seekatzen (Chimären). Die meisten anderen Fische gehören dagegen zu den Knochenfischen.
Der Hai kann nicht rückwärts schwimmen
Haie können nicht rückwärts schwimmen. Das liegt daran, dass sie im Gegensatz zu manch anderen Fischarten unbewegliche Brustflossen besitzen, mit denen sie nicht zurückrudern können.
Welche Haie gibt es in Nordsee und Ostsee?
Haie gibt es nicht nur im Film und weit da draußen. In der Nordsee finden sich zum Beispiel Glatthai, Dornhai und Katzenhai. Aber auch der Heringshai, der kleine Verwandte des Weißen Hais, der auf ein stolzes Gewicht von bis zu 200 Kilogramm bei einer Größe von drei Metern kommen kann. Dabei ist das noch klein gegen den (ebenfalls in der Nordsee beheimateten) Riesenhai. Der ist nach dem Walhai die zweitgrößte bekannte Fischart mit einer Körperlänge von bis zu zwölf Metern und einem Gewicht von rund fünf bis sieben Tonnen. Riesenhaie halten sich auch gern in unmittelbarer Küstennähe auf — und sind friedliche Planktonfresser.
Und die Ostsee? Auch hier gibt es Haie! Ein Forscherteam der Universität Hamburg hat genauer erforscht, welche Arten es in deutschen Meeresgebieten gibt – manche sind sogar bis in die Ostsee nachgewiesen. Doch wie in der Nordsee, so sind auch die wenigen in der Westlichen Ostsee lebenden Haie allesamt für den Menschen ungefährlich.
Haut wie Schleifpapier
Die Haut von Haien wurde früher als Schleifpapier benutzt! Sie ist nämlich mit Hautzähnchen bedeckt. Das klingt High Tech, ist es auch, denn so wird die Haut extrem widerstandsfähig und die entstehenden Rillen lassen Wasser höchst effektiv am Körper entlang gleiten – das spart viel Energie. Am Kiefer werden die Hautzähnchen dann zu richtigen Zähnen. Apropos Zähne: Der Hai verliert etwa alle zwei Wochen durch Abnutzung oder Abbruch einen Zahn. Dann rückt – wie in einem Revolver — einfach der Nächste aus der hinteren Reihe nach. Daher heißt sein mehrreihiges Gebiss auch Revolvergebiss.
Geschlechtsreif mit 150
Haie sind oft ziemliche Spätzünder. Denn einige Arten werden teilweise erst mit 30 Jahren geschlechtsreif. Der Grönlandhai nach rekordverdächtigen 150 Jahren. Dafür können Grönlandhaie aber auch mindestens 400 Jahre alt werden, berichtet eine internationale Forschergruppe um Julius Nielsen von der Universität Kopenhagen in der Fachzeitschrift “Science”. Damit sind sie die langlebigsten Wirbeltiere.
Eier oder Baby?
Wenn es dann so weit ist, gebären etwa zwei Drittel der Arten lebende Junge. Das andere Drittel hingegen legt Eier am Boden, in Steinen oder Algen ab, aus denen der Nachwuchs schlüpft.
Haie haben im Gegensatz zu vielen anderen Fischarten nur wenige Nachkommen. Die späte Geschlechtsreife und die wenigen Jungen machen sie besonders anfällig für Überfischung.
Danke für den sehr interessanten Artikel! Warum weiß man so wenig über diese aussergewöhnlichen Tiere? Ich hoffe auf weitere dieser profund recherchierten und unterhaltsam aufbereiteten Informationen.
Was kann ich noch tun, um den Hai zu schützen? Ausser ihn nicht zu verspeisen.
Das Problem mit den Haiangriffen ist in erster Linie, dass man sich in den Lebensraum der Haie begibt, ohne auf sie Rücksicht zu nehmen. Es gibt in den Datenbanken sehr umfangreiche Aufzeichnungen zu den verschiedensten Unfällen, in die Haie verwickelt waren. Neben den drei genannten Haiarten sind auch andere, etwa Schwarzspitzen-Riffhaie, oder der Weißspitzen-Hochseehai immer wieder in solche Vorfälle verwickelt. Sogar Walhaie und Riesenhaie sind für den Tod von Menschen verantwortlich.
Viele der Unfälle passieren beim Fischen. Sportfischer, aber auch Berufsfischer, die Haie töten, kommen den gefährlichen Raubtieren oft zu nahe. Es gibt sehr wenig Fälle, in denen der Hai den Menschen tatsächlich gefressen hat. Bei den meisten Fällen findet nur eine einzige Attacke statt, bevor der Hai es sich anders überlegt. Ein Zeichen dafür, dass Menschen nicht auf der Speisekarte der Raubfische stehen. Dass der weiße Hai, der Tigerhai und der Bullenhai auf der Liste weit oben zu finden sind, liegt wohl daran, dass sie bevorzugt dort jagen, wo wir Menschen surfen und schwimmen. Der Bullenhai ist hier besonders gefährlich, weil er auch problemlos in Flüssen leben kann und dort leichte Beute findet.
Viele der Haiunfälle sind durch den Menschen provoziert. Die meisten anderen waren ein Fehler des Hais, der sich direkt nach der Attacke zurückgezogen hat. Haie sind keine blutrünstigen Killer, sondern perfekt auf die Unterwasserjagd angepasste Jäger. Dringt man in ihren Lebenraum ein muss man ihr Verhalten kennen und ihnen ausreichend Raum geben.
Sehr cooler Artikel! Viele Grüße