Was ist dieses Jahr mit „den Wespen“ los? Sonst sind sie bei jedem Picknick oder beim Grillen oftmals unerwünschte und zum Teil recht penetrante Besucher. Doch bleibt ihr Besuch dieses Jahr zuallermeist aus. Ist dies ein Teil des Insektensterbens, das schon seit langen in aller Munde ist?
Aber wir müssen erst mal mit einem Missverständnis aufräumen. Nur zwei Arten der Wespen suchen die Nähe zu unserem Kuchen und anderen Speisen. Die große Mehrheit, der über 620 Stechwespenarten ist gar nicht daran interessiert. Und uns gegenüber auch nicht aggressiv.

Ihren schlechten Ruf haben die Wespen durch nur zwei Vertreter der sozialen Wespen aus der Familie der sogenannten Kurzkopfwespen. Es sind die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe (nicht von gemein, sondern von gewöhnlich abgeleitet).
Kalt und feucht mögen Wespen gar nicht
Aber was ist nun los mit diesen beiden Arten? Der feuchte und anhaltend kalte Winter hat dazu beigetragen, dass mehr Königinnen als sonst schlicht und einfach erfroren sind.
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Zusätzlich hat der kalte und feuchte Frühling das Nahrungsangebot stark verringert. Zusätzlich haben viele unter einer Verpilzung gelitten. Auch dadurch sind viele Königinnen zu Grunde gegangen — sie sind verhungert. Und jede gestorbene Königin bedeutet ein Volk weniger, das aus mehreren tausend Tieren bestehen kann. Auch die frischen Nester haben unter dem feuchten Klima gelitten.
Es war aber nicht nur der kalte Frühling
Jedoch ist gerade bei der Deutschen Wespe seit einigen Jahren ein genereller Schwund zu sehen. Was diesen genau bewirkt ist nicht gänzlich klar und muss noch untersucht werden. Es ist auf jeden Fall denkbar, dass es mit dem allgemeinen Insektensterben zu tun hat, wie etwa bei den Schmetterlingen. Einen gegenteiligen Trend sehen wir allerdings bei der Gemeinen Wespe. Hier sind die letzten Zahlen eher steigend gewesen.
Wespen sind Nützlinge
Auch wenn viele Menschen von Wespen genervt sind oder sogar panischen Angst entwickeln: Ganz generell muss ich hier endlich mal aus Biologensicht eine Lanze für die Wespen brechen – denn Wespen sind nicht nur schöne und faszinierende Tiere, sie sind auch noch sehr nützlich.
Als Schädlingsbekämpfer leisten sie wertvolle Dienste im Garten. Ihre bevorzugte Beute für die Brutaufzucht sind Fliegen, Maden, Heuschrecken, Mücken, Schnaken, Blattläuse, Raupen und Spinnen. Zudem helfen Wespen im Frühjahr bei der Bestäubung von Blüten.
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Somit ein gutes Geschäft für uns Menschen. Wespen sorgen für weniger Pflanzenschädlinge und weniger Mücken. Doch, falls das allein nicht überzeugen sollte: Wespen stehen auf dem Speiseplan von einigen Vögeln wie zum Beispiel der Neuntöter, der Bienenfresser oder gar der seltene Wespenbussard, welche dann ebenfalls mit etwas Glück im Garten zu beobachten sind.
Tipps für eine friedliche Koexistenz mit Wespen
Und auch wenn das kaum einer glauben mag: Wespen stehen unter Naturschutz. Für das Fangen, Verletzen oder Töten der Tiere drohen heftige Bußgelder.
Auch die Nester der Wespen sind natürlich geschützt. Wir müssen uns also sowieso mit den Tieren arrangieren, auch wenn sie im Spätsommer in vielen Jahren wirklich lästig sind.

Aber mit ein paar Verhaltensweisen kann man die Gefahr eines besonders unliebsamen Begegnung mit Wespen im Spätsommer deutlich mindern.
- Wespen nicht anpusten oder hektisch herumwedeln. Die Tiere können sich dadurch bedroht fühlen und stechen. Gerade das Kohlenstoffdioxid im Atem ist für Wespen ein Alarmsignal. Also am besten ruhig bleiben und sich mit Bedacht bewegen.
- Süße Nahrungsmittel abdecken, kleinen Kindern nach dem Essen sofort den Mund abwischen, Reste nicht stehen lassen und auch wenn man mit Strohhalm trinkt, nachprüfen ob sich eine Wespe im Getränk befindet.
- Wespen werden von Parfums, Cremes und Möbelpolitur sowie bunten Farben angezogen, daher so gut es geht darauf verzichten.
- Als besonders wirksames Ablenkungsmanöver empfiehlt es sich im frühen Sommer gekochten Schinken und im Spätsommer überreife Weintrauben in fünf bis zehn Meter Abstand vom eigenen Essen aufstellen.
- Wespenester sind unbedingt meiden, denn diese werden besonders aggressiv verteidigt. Falls sich ein Nest in unmittelbarer Nähe des Wohnortes befindet, muss unbedingt zur Beseitigung ein professioneller Schädlingsbekämpfungsdienst gerufen werden.
- Nicht barfuß auf einer Wiese laufen, schon gar nicht wenn vielleicht ein Obstbaum schon ein paar Früchte hat fallen lassen.
Weitere gute Tipps hatten wir schonmal hier aufgeschrieben. Lohnt sich auch mal reinzugucken. Denn wer weiß, wie war das nächste Frühjahr wird. Kann gut sein, dass der Sommer 2022 ein richtiger Wespensommer wird.
Ich freue mich auch über Wespen im Garten. Vor zwei Jahren als es so heiß und trocken war, haben sie jeden Apfel und jede Traube angefressen. Deshalb habe ich ihnen Zuckerwasser hingestellt. Sie kamen zu hunderten. Offensichtlich waren sie in großer Not. Ich hoffe, es war richtig. Die Äppel mussten allerdings trotzdem dran glauben.
Das Aufstellen von Zuckerwasser ist eher negativ. Gerade weil sich hier auch Honigbienen bedienen.
Es kann zudem auch vermehrt zur Übertragung von Krankheiten kommen.
Legen Sie lieber an anderer stelle einige schon nicht mehr ganz so gute Obststücke hin um die Wespen in andere Bereiche des Garten zu locken.
Hallo, ein schöner Artikel. Ich würde dazu gerne die Quellen wissen, die leider nicht angegeben sind. Gibt es belastbare Zahlen, dass es weniger Wespen gibt? Gibt es Zahlen, womöglich publizierte, dass es in der aktuellen Populationsdynamik einen Unterschied zwischen Deutscher und Gemeiner Wespe gibt? Und schließlich: Gibt es belastbaren Zahlen, dass mehr Königinnen als sonst im letzten Winter erforen sind? Ich frage nicht aus Zweifel, sondern aus Interesse, weil ich mich selbst mit Wespen beschäftige und mir solche Daten nicht vorliegen. Vielleicht kann mich Herr Lauer mal anschreiben. Danke!
Lieber Herr Ohl
ich habe Ihnen zu diesen wichtigen Fragen eine Mail gesendet.
Weniger Wespen in diesem Jahr? Finde ich nicht. Wir müssen ein Wespennest in unserem Dach haben, denn es schwirren immer wieder Wespen durch unser Schlafzimmer, das im Dach liegt. Vor den Schrägfenstern haben wir Insektenschutzgitter, davon ist eines aber aus der Schienenführung gerissen. Und gerade dort zeigt sich in der Fensterlaibung eine Spalte im Putz. Ich vermute, dass hinter dieser Spalte ein Wespennest ist. Das eigentliche Schlupfloch mag über die Dachsparren von außen sein. Bis jetzt habe ich die am Fenster hin und her eilenden Wespen immer in die Freiheit entlassen. Einige kriechen aber halbtot über den Boden, nachdem es ihnen gelungen ist, die kaputte Stelle im Insektengitter zu finden. Ich nehme an, sie verhungern hier im Schlafraum. Aber eine der vitaleren hat mich in den Arm gestochen, das ist mit schmerzhaften Folgen verbunden: rote, heiße Haut, geschwollenes Gewebe, später ein grässlicher Juckreiz. Nun ist meine Bereitschaft zur friedlichen Koexistenz am Ende. Was kann ich tun, um sie zu vertreiben? Darf ich die Spalten in der Fensterlaibung zu spachteln?
Lieber Herr Werner,
Es ist verständlich, dass Sie Wespen nicht in Ihrem Haus haben möchten. Jedoch sind Wespen geschützt und dürfen nur von einem Fachmann entfernt werden. Sie sollten daher von dem Verspachteln absehen
Auch gehen Sie wenn Sie selber gegen die Wespen vorgehen ein großes Risiko ein vermehrt gestochen zu werden.
Fragen Sie einfach hierzu bei einem lokalen Imkerverein oder informieren Sie sich zum Wespebeauftragten ihrer Region.
Hallo Herr Lauer, wieder eine schlaflose Nacht. In meinem Schlafzimmer ist unterm Dach seit Juli ein Wespennest unmittelbar am Fenster. Inzwischen ist das Nest gewandert und vom Gefühl riesig. Ich höre die Wespen und Larven jede Nacht. Ich frage mich, wie lange sie noch bei mir verweilen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie aufgrund des Lebenszyklus bald weg sind. Hier ist einfach noch zu viel los. Außerdem haben sie irgendwie etwas von der Dichtung gefressen, denn meine Wand wird von Tag zu Tag feuchter und es liegt schon Schimmelbildung vor. So langsam schwindet meine Geduld und ich möchte mein Schlafzimmer wieder zurück. Wie lange muss ich mich noch gedulden und kann endlich wieder in Ruhe schlafen? Herzliche Grüße Daniela
Guten Tag Frau La Rosa,
Es dürfte nicht mehr lange dauern bis die Wespen verschwinden. Meist geschieht dies mit den ersten Nachtfrösten.
Ich finde es toll, dass sie so viel Geduld mit den Tieren hatten. Damit Sie aber das nächste mal nicht so lang schlecht schlafen, empfehle ich Ihnen bei dem nächsten Nest einen Wespensachverständigen zu holen. Dieser wird die Wespen dann umsiedeln.