In jedem Quadratkilometer Meer schwimmen heute mehrere hunderttausend Teile Plastikmüll. Aus meiner Sicht ist es eines der größten Probleme, die wir auf der Erde überhaupt haben. Ich bin froh, dass das Thema inzwischen so weit im öffentlichen Bewusstsein angekommen ist, dass man auch in den Medien nicht daran vorbeikommt. Wenigstens das. Bei Hart aber Fair konnte ich als Meeresexpertin schon vor einer Weile etwas zu Plastikmüll sagen, jetzt war ich bei der Talkshow Markus Lanz eingeladen. Ausstrahlung heute um 23.30h, ZDF!
Es ging bei bei der Aufzeichnung der Sendung ums Müll sammeln, den pro Kopf Plastikverbrauch und Recyclingquoten von Kunststoff in Deutschland. Ob wir hier mit den Finger auf andere vor allem in Asien zeigen dürfen oder besser nicht. Mikroplastik, auch flüssiges in Kosmetik war dabei. Gut, dass wir darüber geredet haben! Vielleicht handeln ja auch mehr Leute danach. Unsere Meere hätten es dringend nötig.
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Insgesamt hätten wir noch so viel mehr zum komplexen Thema Plastikmüll sagen können. Gerade, weil wir zu zweit waren. Aber so ist es eben. Mit mir zusammen war Marcella Hansch im Studio, die eine Konstruktion erfunden hat, um Kleinplastik aus dem Meer zu sammeln — als Abschlussarbeit ihres Architekturstudiums! Neben ihrer vollen Berufstätigkeit setzt sie sich ehrenamtlich für die Realisierung ihres Projektes ein. Ein großartiges Engagement, das großen Respekt verdient hat. Daneben wurde auch ganz kurz zum gerade gestarteten Ocean Cleanup Projekt gesprochen.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=11&v=Xd03sN3eIuM
Was über Plastikmüll aber noch gesagt werden muss:
Plastikmüll bedroht Arten!
Über 800 Tierarten im Meer werden vom Plastikmüll beeinträchtigt, fast die Hälfte der Meeressäuger- und Seevogelarten! Plastik im Magen beeinträchtigt den Verdauungstrakt der Vögel, die Tiere verhungern. Auch Korallenriffe, werden durch Plastikmüll beschädigt. Zehntausende Wale, Robben und Seehunde verfangen sich in „Fischereimüll“, also verlorenen und weggeworfenen Tauen und Netzen. So wird geschätzt, dass jedes Jahr 1 Millionen Seevögel und 100.000 Meeressäuger wie Wale, Delfine und Robben am Plastik sterben.
Plastikmüll stoppen!
Plastikkonsum muss reduziert und der Eintrag in die Umwlet unbedingt gestoppt werden. Denn die Meere aufzuräumen ist richtig. Wenn aber wie bisher jeden Tag tonnenweise Plastikmüll dazukommen, ist das eine nicht lösbare Aufgabe.
Auch Unternehmen sind für den Plastikmüll verantwortlich!
Hauptgründe für die Flut an Plastikmüll sind die massenhafte Verbreitung von Einwegplastik und fehlende Strukturen zum Sammeln und zur Verarbeitung von Abfällen. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird deutlich weniger als die Hälfte des Plastikmülls eingesammelt. An der Finanzierung einer guten Entsorgung beteiligen die Unternehmen, die Plastikverpackungen auf den Markt bringen sich nicht oder viel zu wenig. Das hat zur Folge, dass vor allem der Müll in Südostasien massenhaft ins Meer gespült wird.
„Erweiterte Produzentenverantwortung“ für Unternehmen!
Wir wollen, dass Unternehmen, die verpackte Produkte herstellen und/oder verbreiten, sich an den Entsorgungskosten beteiligen. So könnten beispielsweise ‑wie in Deutschland beim Grünen Punkt- Unternehmen eine Geld-Abgabe pro Verpackung zahlen, mit der dann Sammeln und Recycling organisiert wird.
Beim Kampf gegen Plastikmüll müssen alle mitmachen!
Alle müssen etwas machen. Politik, Wirtschaft und Verbraucher. Keiner kann es alleine bewältigen. Die ersten Schritte sind getan, aber das wird nicht reichen. Am Ende geht es ja auch um uns. Den unsinnigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen können wir uns einfach nicht mehr leisten. Wir haben nur diesen einen Planeten.
Ein Hinweis noch: Bei der Verteilung der fünf Müllstrudel in den Weltmeeren ist mir ein Patzer unterlaufen: Ich hab gesagt, es gebe einen im Pazifik, zwei im Atlantik und zwei bei den Polen. Das ist so natürlich Quatsch! Es sind zwei im Pazifik, zwei im Atlantik und einer im Indischen Ozean! Das kann in der Hitze so einer TV-Diskussion leider auch mal passieren, sorry.
Was kann man gegen Plastikmüll tun?
Auch in Deutschland kann jeder Plastikmüll reduzieren!
- Bitte verzichte auf Einwegtüten beim Einkauf und Einweggeschirr wie z.B. Einweg-Kaffeebecher, Plastikteller und Plastikbesteck
- Nutze wo immer möglich wiederverwendbare Verpackungen, wie etwa Mehrwegdosen.
- Wo möglich unverpackte Ware einkaufen, z.B. auf dem Markt oder in verpackungsfreien Läden
- Auch im Urlaub Einwegtaschen und Einweggeschirr vermeiden
- Müll richtig trennen!
- an Aufräumaktionen beteiligen – Plastikmüll am Ufer von Bächen und Flüssen kann irgendwann im Meer landen
- Abfälle beim Strandurlaub in die Mülltonne werfen – oder wieder mitnehmen. Auch die Zigarettenkippen – der Filter enthält viel Plastik
- Keine Kosmetikprodukte mit Mikroplastik nutzen, nähere Informationen gibt es beim BUND.
Sehr geehrte Frau Vesper,
Sie haben in der Sendung viel Richtiges gesagt. In einem Punkt unterliegen Sie auch einem Mythos: Die Deutschen Müllverbrennungsanlagen sind bestens ausgelastet. Die brauchen die Plastikverpackungen nicht. Das eigentliche Problem neben der Menge ist, dass die Verpackungen zu 70% aus Misch- und Verbundkunststoffen bestehen, die nicht zu recyceln sind. Hier ist eine Verwertung über die MVA sogar die bessere Alternative. Zumindest besser als diese Materialien nach Asien zu exportieren, wo sie schlimmstenfalls doch im Meer landen. Außerdem sind gerade Lebensmittelverpackungen oftmals geruchsbelastet und dedhalb fürs Recycling nicht geeignet. An der Vermeidung und Verringerung von Verpackungen führt deshal kein Weg vorbei, auch wenn das unser Umweltministerium nicht wahrhaben will.
Helmut Schmidt, Wekleiter AWM München a.D.
Danke für diese interessante Information. Sie haben in der Sendung ser viel Richtiges gesagt und ich bin ganz ihrer Meinung. Eure News sind sowieso wie immer interessant, also macht weiter so!
Sehr geehrte Frau Vesper,
ich habe Ihre Sendung leider nicht gesehen, beschäftige mich mit der Materie aber schon seit langem. Was mich in der öffentlichen Diskussion oft ärgert: Die Müllverbrennung wird gern diskriminiert als eine schlechte Lösung, die gewählt wird, wenn nichts anderes übrig bleibt. Herr Schmidt hat oben schon erwähnt, warum das Rezyklieren von Plastik so problematisch ist: es ist nur da wirklich möglich, wo der Plastikabfall in der Fabrik selbst erzeugt wird; als Bestandteil des normalen Haus- oder auch Industriemülls ist Plastik wegen der großen Unterschiedlichkeit seiner Komponenten ein nur begrenzt einsatzfähiger Rohstoff. Darum ist die Verbrennung die einzig richtige Verwertung des Plastikmülls. Sie spart beachtliche Mengen an Kohle und Schweröl ein, die sonst zur Verbrennung von Müll nötig wären — ein Beitrag zur Nachhaltigkeit der Energie- und Wärmewirtschaft.
Sehr geehrte Frau Vesper,
in den letzten Monaten habe ich mich vermehrt darüber informiert, was unseren Plastikkonsum betrifft und versuche in meinem Alltag so viel Plastik wie möglich einzusparen und auch meine Familie dafür zu sensibilisieren.
Mein Sohn hilft mir dabei sehr, da er sich im Rahmen von “Fridays for future” engagiert, wobei ich ihn selbst verständlich auch unterstütze. In unserem haushalt haben wir mittlerweile im Bad z.B. dank Shampoobars unseren Plastikkonsum minimiert und auch in der Küche haben wir größtenteils auf unverpackte Nahrungsmittel umgestellt.
Bei meiner Recherche, welches Plastik wir vor allem im Supermarkt als Verpackungen finden und dessen Wiederverwertung bin ich auch auf Sie und ihre Diskussion bei Lanz aufmerksam geworden (die jedoch in Gänze leider nicht mehr verfügbar ist). Ich würde deshalb gerne Ihre Meinung zu einem Projekt hören, dass mir unterkam: https://project-ae.com/
Dieses Projekt stellt umweltfreundliche Verpackungsmaterialen für Nestlé, P&G und weitere Globalplayer her. Denken Sie, dass das eine gute Alternative ist und bei diesen Firmen nun auch ein Umdenken stattfindet?
Und haben Sie vielleicht weitere Tipps, wie man privat mehr Menschen davon überzeugen kann, auf den Plastikkonsum zu achten?
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit,
Beate M.