Ob Altöl, Säure oder Lösemittel: Heutzutage wird Sondermüll erfasst und nahezu rückstandsfrei verbrannt – zumindest in Industrieländern wie unserem. Aber das war nicht immer so. Und wenn wir genau hinsehen, haben wir immer noch einige Fässer im Keller!
Bis in die Siebzigerjahre hinein war die Entsorgung von Müll ein intellektuell eher weniger herausforderndes Thema. Auf der Hamburger Deponie Georgswerder kam ein Tankwagen angefahren und pumpte die dioxinhaltigen Abfälle aus der Pestizidproduktion in eine Grube. Diese wurde mit Sperrmüll aufgefüllt, um die Giftpampe schön aufzusaugen, etwas Erde drüber und das war‘s.
Sondermüll: Detektivarbeit für die Umwelt
In den achtziger Jahren begannen die mittlerweile etablierten Umweltbehörden allmählich damit, in den Untergrund zu bohren, um den Zustand des Grundwassers zu betrachten. Damals — noch bei den Grünen in Hamburg aktiv — hatte ich mir es zur Aufgabe gemacht, die mir zugespielten Messprotokolle zu sichten. Ich verglich die zunächst harmlos aussehenden Schadstoffwerte mit entsprechenden Unbedenklichkeits-Grenzwerten und fand diverse Überschreitungen. Was die Medien damals dankbar zur Kenntnis nahmen.
Die Fässer im eigenen Keller
Auch uns treibt es manchmal in den Keller – entweder, weil wir einmal aufräumen wollen, bei Freunden entrümpeln oder ein neues Zuhause übernehmen. Dort finden wir dann die alten rostigen Dosen und Flaschen mit einem Totenkopfsymbol drauf – alte Pflanzen- oder Holzschutzmittel zum Beispiel. Daher im Ernst: Sondermüll ist kein Spaß und jeder sollte sich darüber informieren!
Sondermüll gehört nicht in die Hausmülltonne
- Batterien nimmt heute der Handel zurück, alte Autobatterien der Autohändler.
- Alle anderen giftigen Abfälle müssen zu Betriebs- und Recyclinghöfen gebracht werden.
- Zum Sondermüll aus dem Haushalt gehören zum Beispiel Abfluss- und Backofenreiniger, Energiesparlampen, Insektenbekämpfungsmittel (auch Mottenkugeln), Düngemittel, Holzschutzmittel, Klebstoffe, Bremsflüssigkeit, Frostschutzmittel, Nagellackentferner, Lösungsmittel und Farben, Medikamente … (Quelle: medienwerkstatt-online.de)
- Mehr Informationen gibt es in der kostenlosen Broschüre des Umweltbundesamtes
- Beachtet auch Informationen zur Abfallentsorgung und Sondermüllsammlung von eurer Stadt oder Gemeinde!
Zum Schluss noch ein kleines Gedankenspiel
Vielleicht treffen wir, nachdem wir unseren sorgsam geborgenen und verpackten alten Pflanzenschutzmittelbehälter in der Sondermüllsammelstelle abgegeben haben, auf einen Landwirt. Der sitzt auf seinem Traktor und versprüht fein eine Flüssigkeit auf seinem Acker. Doch nicht etwa das Zeugs, das wir nur mit Handschuhen angefasst und doppelt sicher verpackt zur Sondermüllsammelstelle getragen hatten?
Nun werde ich doch etwas nachdenklich. Auch wenn unsere Keller mittlerweile sauber aufgeräumt sind: Da haben wir wohl noch ein ganz anderes und größeres „Fass im Keller“.
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