Nach­ruf: in lie­be­vol­ler Erin­ne­rung an Lara Mua­ves de Bri­to e Abreu (1977–2021)


Lara Muaves, WWF Mosambik
Lara Muaves © WWF-Mozambique

Lara, eine jun­ge, lei­den­schaft­li­che und vor­bild­li­che Natur­schüt­ze­rin aus Mosam­bik muss­te am 15. Okto­ber 2021 ster­ben. Sie wur­de auf dem Heim­weg von der Arbeit ent­führt und in einem bar­ba­ri­schen Gewalt­akt ermor­det. Sie hin­ter­lässt eine zwei­jäh­ri­ge Toch­ter, Maria Joao, und einen Sohn im Teenageralter.

Lara, mei­ne Freun­din, mei­ne Kol­le­gin, unser Vor­bild, mutig und stark, lus­tig und ver­läss­lich. Ich bin völ­lig auf­ge­löst und erschüttert.

2006 lern­te ich die jun­ge begeis­ter­te Mee­res­bio­lo­gin ken­nen, als sie ihr Stu­di­um an der UEM been­det hat­te und beim WWF Mosam­bik als Prak­ti­kan­tin anfing. Schnell wur­de sie ein fes­ter Bestand­teil unse­res Teams und bald zur Pro­jekt­lei­te­rin eines nach­hal­ti­gen Fische­rei­pro­jek­tes im Natio­nal­park des Bazaruto-Archipels.

Sie war eine begeis­ter­te Tau­che­rin und lieb­te es, in den Feld­pro­jek­ten, vor Ort Hand anzu­le­gen. Lara war ehr­lich, flei­ßig und scheu­te sich nicht, vehe­ment für Recht und Natur­schutz einzutreten.

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Ihre Lei­den­schaf­ten: das Meer und die Men­schen, die davon leben

Beson­ders gern arbei­te­te sie mit den loka­len Fischer­ge­mein­den zusam­men, die sich für die nach­hal­ti­ge Nut­zung und Bewirt­schaf­tung des Mee­res ein­setz­ten. Und genau hier traf ich sie 2015 wie­der, nach­dem sie ihren Mas­ter in Aus­tra­li­en abge­schlos­sen hat­te und ich mitt­ler­wei­le zum WWF Deutsch­land gewech­selt war. Gemein­sam erar­bei­te­ten wir das aller­ers­te Bengo/BMZ finan­zier­te Pro­jekt zu nach­hal­ti­ger, kli­ma­an­ge­pass­te Kleinst­fi­sche­rei und Erhal­tung der bio­lo­gi­schen Viel­falt in der Puf­fer­zo­ne des Qui­rim­bas-Natio­nal­parks in Cabo Del­ga­do. Wir waren erfolg­reich und set­zen dann die­ses drei­jäh­ri­ge Pro­jekt, mit einem Bud­get von mehr als einer hal­ben Mil­li­on Euro, gemein­sam um.

Lara bei der Gemeindearbeit
Lara bei der Gemein­de­ar­beit © Mata­teu Ubis­se / WWF Mozambique

Unser Ziel war es, eine nach­hal­ti­ge Kra­ken­fi­sche­rei zu eta­blie­ren. Wir taten das, indem wir inno­va­ti­ve, nach­hal­ti­ge Bewirt­schaf­tung mit den loka­len Gemein­den ein­führ­ten. Zum Bei­spiel die mit­tel­fris­ti­ge Sper­rung von Kra­ken­fang­ge­bie­ten (aka Octo­pus Clo­sures), damit sie groß wer­den und sich ver­meh­ren kön­nen. Erst nach sechs bis neun Mona­ten wer­den sie dann gefischt.

Zie­le übererfüllt

Lara lei­te­te den Auf­bau des Pro­jekts, stell­te Mit­ar­bei­ter ein, unter­stütz­te die Ein­rich­tung eines WWF-Büros auf der Insel Ibo, küm­mer­te sich um die Orga­ni­sa­ti­on des Fische­rei­über­wa­chungs­sys­tems (MOMS) in den Gemein­den, half bei der Grün­dung des MOMS-Beob­ach­ter­ver­ban­des, bei den Schu­lun­gen und bei der Siche­rung der “Octo­pus Closures”.

Lara war eine der Kolleg:innen, die ihre Zie­le über­erfüll­te. Wäh­rend im Rah­men des Ben­go-Pro­jekts nur zwei Octo­pus Clo­sures geplant waren, schaff­ten es Lara und ihr Team 13 Sper­run­gen durch­zu­füh­ren. Die loka­len Gemein­den stei­ger­ten Fang­men­gen und Ein­kom­men enorm. Die Fischer waren über­wäl­tigt vor Freude.

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Dok­to­ra, so kann das nicht weitergehen!”

Lara kon­fron­tier­te Pro­ble­me fron­tal. Wann immer Lara Miss­wirt­schaft oder Kor­rup­ti­on beob­ach­te­te, griff sie diplo­ma­tisch, aber den­noch direkt ein. Immer kämpf­te sie für Ehr­lich­keit und Wahr­heit. “Dok­to­ra“, so rief sie mich mit ihrer kräf­ti­gen und melo­di­schen Stim­me an, die meist mit einem kur­zen Lachen begann und von einem knall­har­ten “Hehe” beglei­tet. „Dok­to­ra, so kann das nicht wei­ter­ge­hen!” Es sind mei­ne liebs­ten und wärms­ten Erinnerungen.

Ihre Pro­jek­te waren enorm erfolgreich

Ihr Pro­jekt war so erfolg­reich, dass das Fische­rei­mi­nis­te­ri­um in Erwä­gung zog, die Octo­pus Clo­sures  lan­des­weit gesetz­lich zu ver­an­kern. Die­ses Pro­jekt und sei­ne Erfol­ge wur­den auf  inter­na­tio­na­len Kon­fe­ren­zen vor­ge­stellt, was zu einer Aus­wei­tung und Wie­der­ho­lung auf der gan­zen Welt führ­te. Für uns bedeu­te­te dies ein vom BMZ geför­der­tes Fol­ge­pro­jekt, das ich ger­ne mit Lara und unse­ren Kolleg:innen im Mee­res­schutz des WWF Deutsch­land entwickelte.

Gera­de als das Pro­jekt bewil­ligt wur­de, ver­schärf­ten sich die Akti­vi­tä­ten ter­ro­ris­ti­scher Grup­pen in den zukünf­ti­gen Pro­jekt­ge­bie­ten. Dör­fer wur­den ange­grif­fen, was zur Aus­set­zung des neu gestar­te­ten Pro­jekts und zur Umver­tei­lung der Pro­vin­zen Nam­pu­la und Inham­bae führ­te. Die­se Ver­le­gung wur­de von Lara mit all ihrer Kom­pe­tenz wie immer pro­fes­sio­nell gemanagt.

Brit Reichelt Zolho und Lara Muaves in Mosambik
Wir arbei­te­ten schon seit vie­len Jah­ren zusam­men © Ing­vild Har­kes / WWF-Netherlands

Es war immer ein Ver­gnü­gen, mit ihr zusam­men zu sein, auf Pro­jekt­be­su­chen oder in Work­shops. Es war sehr erfri­schend, mit einer so wil­lens­star­ken, direk­ten und enthu­si­as­ti­schen Natur­schüt­ze­rin zusam­men­zu­ar­bei­ten. Vol­ler Ener­gie. Sie hat in ihrem Leben vie­le Tie­fen, aber auch gro­ße Momen­te durch­lebt. Wir wer­den dich ver­mis­sen! Du bist und bleibst eine Hel­din Dei­ner Zeit und Dei­nes Naturschutzes.

Der Poli­zei zufol­ge wur­de sie auf dem Heim­weg abge­passt, um ihr Auto und ande­re Gegen­stän­de zu rau­ben. Es ist so schwer zu begrei­fen. Mir blu­tet das Herz und ich schrei­be unter Tränen.

Ich den­ke an Dich und bin in Gedan­ken bei Dir und Dei­ner Fami­lie, Dei­nen Kol­le­gen und Freunden.

Ate semp­re, querida.

Fische­rei in Mosambik

Hier gibt es mehr Infor­ma­tio­nen zu der Regi­on und den Pro­jek­ten, in denen Lara arbeitete.

Fischerei Mosambik wwf

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4 Kommentare

  1. Oliver Steiner
    21. Oktober 2021
    Antworten

    RIP. So trau­rig, ein groß­ar­ti­ger Mensch. Mein Bei­leid der Familie.

  2. Nicole Barth
    22. Oktober 2021
    Antworten

    Lie­be Brit, dei­ne Nach­richt lässt auch mich fas­sungs­los zurück. Wel­che grau­sa­me, schreck­li­che Tat. War­me Gedan­ken für dich und Lara’s Familie.

  3. Ralf Kleimann
    23. Oktober 2021
    Antworten

    Sehr berüh­rend, ich wün­sche allen Freun­den, der Fami­lie und den Fischern viel Kraft und Lie­be für ihren wei­te­ren Weg. ❤️

  4. Juergen Guth
    24. Oktober 2021
    Antworten

    Lara hat sich aller­größ­te Ver­diens­te erwor­ben in Ihrem Bemü­hen Natur und Men­schen zu ver­söh­nen und Nach­hal­tig­keit als Maxi­me öko­lo­gi­schen wie öko­no­mi­schen Han­delns zu sehen.

    Ihren Mör­dern kann man nur nach­ru­fen: HOW DARE YOU ???

    R.I.P. Lara and the world should not for­get you !

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