Alle Eierkäufer stehen vor einem ethischen Problem – wenn sie davon wissen. 40 Millionen männliche Küken werden jedes Jahr direkt nach dem Schlüpfen getötet, da sie nicht genügend Muskelfleisch ansetzen. Ihre Schwestern legen die zehn Milliarden Eier, die jedes Jahr in deutschen Einkaufskörben landen.
Hochleistungshennen und ihre Brüder
Heute werden in Deutschland vor allem Hennen gehalten, die auf eine extrem hohe Legeleistung gezüchtet sind. Bis zu 300 Eier legt solch eine Henne. Deren Brüder finden keine Verwendung, da sie den heutigen Zuchtlinien aus der Mast unterlegen sind. Sie setzen nicht in der geforderten Zeit die nötige Menge Fleisch an und werden deshalb nach dem Schlüpfen aussortiert — und getötet. Meistens werden sie geschreddert. Dieses Problem stellt sich auch für Bio-Eier Erzeuger, die auf dieselben Zuchtlinien wie die konventionellen Kollegen zurückgreifen müssen. Eine eigene Bio-Legehennen-Zucht existiert kaum mehr.
Tierschützer laufen seit Jahren dagegen Sturm. Die Bundesregierung will das millionenfache Töten männlicher Küken nun endlich beenden. “Einen realistischen Zeitplan zum Ausstieg aus der Kükentötung noch vor Ostern”, kündigte Agrarminister Schmidt in der ‘Bild’-Zeitung an. Dabei blieb es aber.
Gericht kippt Verbot
In Nordrhein-Westfalen wurde die Kükentötung 2013 verboten – was aber das Verwaltungsgericht Minden wieder kassierte. Tiere dürfen laut Paragraph 1 des Deutschen Tierschutzgesetzes nur mit vernünftigem Grund getötet werden. Das Gericht sah ihn in der wirtschaftlichen Alternativlosigkeit des Verfahrens.

Ein gutes Beispiel
Es gibt Höfe, die auf den Kükenmord verzichten. Beim Hof Ankersolt etwa werden die Bruderküken am Leben gelassen.
Wie das funktioniert habe ich Christian Jessen auf seinem Bio-Hof gefragt.
Folgt man dem Link im Blog-Artikel zum Hof Ankersolt, erreicht man deren Website. Hier wird ganz klar ausgeführt: “Auch die Bruderkücken unserer Legehennen werden kurz nach dem Schlüpfen getötet”. Man kann einfach Nix und Niemandem mehr glauben :o(
Hallo Patricia,
vielen Dank für den Hinweis.
Du hast recht. Noch hat Christian Jessen nicht so viele Kunden für seine Eier und Bruderhähne gefunden, dass er das ganze Jahr hindurch etwas anbieten kann. Deshalb ist es so wichtig, dass die Konsumenten sich über dieses Thema bewusst werden und — wenn sie Eier essen — die Nachfrage nach Bruderhahn-Eiern erhöhen. Wie viele Bruderhähne es gibt, liegt letzten Endes in der Hand der Verbraucher.
Zum Zeitpunkt meines Besuches auf dem Hof Ankersolt waren (die im Blog benannten) 250 Bruderhähne in der Mast und man konnte die Eier aus der Bruderhahn Initiative dort kaufen.
Aktuell kann Bauer Jessen tatsächlich keine Eier und Masthühner anbieten. Aber Nachfragen lohnt sich, denn er will unbedingt an dem Thema dranbleiben und kann auch in nächster Zeit wieder etwas anbieten.
Viele Grüße
Markus