An unseren Stränden auf Rügen zeigt sich in den letzten Tagen immer wieder eine junge Kegelrobbe. Das Problem: Begeisterte Spaziergänger kommen dem Tier oft zu nahe. Das könnte lebensgefährlich für die Robbe sein.
Das Jungtier, das wir hier seit letztem Montag beobachten, ist wohl erst wenige Wochen alt. Das schließen wir daraus, dass es stellenweise noch helles Fell mit längeren Haaren besitzt, das sogenannte Lanugo-Fell. Ob es hier an unserer Küste geboren wurde oder nicht, werden wir im Nachhinein wohl nicht zurückverfolgen können. Aber weder von uns noch von unseren Kollegen konnte an den bewachten Stränden in diesem Winter eine Kegelrobbengeburt verzeichnet werden. Wir vermuten daher, das Jungtier stammt aus Dänemark oder Schweden. Selbst in diesem Alter können Kegelrobben 100 bis 200 Kilometer zurücklegen, wenn die Strömung günstig ist.
Auf eigenen „Flossen stehen“
Jetzt ist die Zeit, in der junge Kegelrobben lernen, allein auf Nahrungssuche zu gehen. Jungtiere, die in diesem Jahr geboren wurden, sind nun von der Muttermilch entwöhnt. Dank der 60 Prozent fetthaltigen Milch sind sie gut genährt: Sie haben innerhalb der bis zu dreiwöchigen Säugezeit täglich etwa anderthalb Kilogramm Gewicht zugelegt. Doch von diesen Energiereserven müssen sie auch zehren, bis sie erfolgreich alleine genug Fisch ergattern. Deswegen ist im Moment eine sehr sensible Phase für die Tiere.
Nicht zu nahe kommen!
Die junge Kegelrobbe ist vermutlich gesund, hält sich überwiegend im Wasser auf und liegt ab und zu am Strand. Leider auch an den Stränden, die von Touristen und Einheimischen genutzt werden. Um sich aber vom Schwimmen und Jagen zu erholen, benötigt die Robbe Ruhe. Jede zusätzliche Flucht ins Wasser bedeutet einen immensen Energieverlust. Das sollte man unbedingt vermeiden, um das Jungtier nicht zu gefährden.
Was tun, wenn ich eine Robbe sehe? — Verhaltensregeln
Die WWF-Robbenbotschafter sind in ihrer Freizeit in der Region unterwegs und geben regelmäßig an Infoständen und in Umfragen folgende wichtige Tipps an die Bevölkerung und Touristen weiter:
- Mindestens 100 Meter Abstand zu den Tieren halten
- Nicht streicheln oder füttern
- Hunde stets anleinen
- Niemals den Weg ins Wasser versperren — auch nicht zwischen Mutter und Jungtier
- Andere Besucher auf die Regeln aufmerksam machen
- Sichtungen melden – auch nachträglich!
Das Einhalten dieser Regeln ist für Jungtiere lebenswichtig! Bei erwachsenen Tieren sollte man zusätzlich bedenken: Es handelt sich um die größten Raubtiere Deutschlands – Abstandhalten liegt also auch im eigenen Interesse.
Sichtungen melden:
oder an das LUNG Güstrow 03843 777 210
Die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste: Sichern Sie mit uns ein Stück wildes Deutschland!
Oh, ich bin sehr beeindruckt und freue ich mich, über dieses (für mich) Wunder. Hoffentlich kommen nicht irgendwelche Idioten auf dumme Ideen. Wird diese junge Kegelrobbe beschützt?
Herzliche Grüße
Helene
Hallo Helene,
schön, dass du dich wie wir freust über junge Robben an unserer Küste! Durch unsere Aufklärungsarbeit und Präsenz vor Ort wollen wir die Einheimischen und Touristen darüber informieren, wie man sich richtig verhält, damit das Tier nicht in unnötigen Stress gerät. Direkt beschützen können wir es nicht, da es sich ja frei in unseren Gewässern bewegen und entwickeln soll. Sollte das Tier aber länger an einem Strand verweilen und sich auffällig ruhig oder geschwächt verhalten, sperren wir mit zuständigen Betreuern und eventuell auch Robbenbotschaftern den Strandabschnitt ab, damit die Robbe nicht weiter aufgescheucht wird. Bisher waren die Besuche aber nur von kurzer Dauer.
Sonnige Ostseegrüße,
Lioba
Kleiner Lesehinweis zum Thema “Seehunde” für alle, die gerade ihre Ferien an der Nordsee oder auf der Insel Texel verbringen:
http://www.texel-porsch.de/2015/09/jip-und-remko-seehunde-zurueck-im-meer/
Zumindest ich finde die Geschichte und das Schicksal der beiden Seehunde sehr rührend.
Claudia