Aus­bau klei­ner Was­ser­kraft? Kön­nen wir uns sparen!


Wasserkraft: Berchtesgadener Aache
Kleinwasserwerke sind ökologisch schädlich und ökonomisch Unsinn © Andreas Volz

Der Scha­den ist groß, der Nut­zen gering. Den Aus­bau klei­ner Was­ser­kraft kön­nen wir uns spa­ren. Im EEG 2023 hat er nichts zu suchen.

Lach­se, Aale, Stö­re, Stin­te: Die gro­ßen Wan­de­run­gen der Fische in ihre Laich­ge­bie­te, viel­fach von den Mee­ren in die Flüs­se, sind ein Phä­no­men, das es in bun­tes­ter Viel­falt fast auf der gan­zen Welt zu bewun­dern gibt. Oder es zumin­dest zu bewun­dern gab: Das Ver­schwin­den der Wan­der­fi­sche ist ja gera­de­zu ein Inbe­griff der Bio­di­ver­si­täts­kri­se. Den­noch haben sie in vie­len Kul­tu­ren einen fes­ten Platz, in man­chen haben die aus dem Oze­an wie­der­keh­ren­den Fische sogar eine reli­giö­se Bedeu­tung. So wie auch die Flüs­se selbst.

Mit­te Mai wur­de der Welt­tag der Wan­der­fi­sche gefei­ert, der World Fish Migra­ti­on Day 2022. Wir waren Mit­ver­an­stal­ter eines Film­abends in Ber­lin unter dem Titel „Wild­flüs­se oder Was­ser­kraft“. In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­ons­run­de ging es um die Was­ser­kraft in Deutsch­land und um das Gesetz zum Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien, das EEG. Es regelt die künf­ti­ge För­de­rung für Strom aus Was­ser­kraft. Das EEG ist Teil des Oster­pa­kets, über das der Bun­des­tag der­zeit berät. Und wie­der ein­mal tobt um die För­de­rung der soge­nann­ten klei­nen Was­ser­kraft ein gro­ßer Streit. Hier ist unse­re Kom­men­tie­rung dazu.

Fol­ge uns in Social Media
Facebook
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn
TikTok
Newsletter

An unse­rer Dis­kus­si­on nahm ein befreun­de­ter Fisch­öko­lo­ge teil. Er hat sei­ne Dok­tor­ar­beit zu einem bedrü­cken­den The­ma geschrie­ben, näm­lich zur Mor­ta­li­tät von Fischen an Was­ser­kraft­wer­ken. Drei Jah­re For­schung über Ster­be­ra­ten und ‑risi­ken, dar­über, wie Tie­re auf ihren Wan­de­run­gen in Tur­bi­nen zer­teilt wer­den, an Rechen­an­la­gen gequetscht ver­en­den oder spä­ter an den Fol­gen ihrer Ver­let­zun­gen zugrun­de gehen. Oder am Baro­trau­ma, ver­ur­sacht durch die gro­ßen Druck­un­ter­schie­de bei der Pas­sa­ge durch die Tur­bi­ne. Das Risi­ko ist groß: Einer von fünf Fischen stirbt, wenn er auf sei­ner Wan­de­rung durch ein Was­ser­kraft­werk schwim­men muss. Wer über­lebt, darf zum nächs­ten Kraft­werk wei­ter­wan­dern. Bei einer Ket­te von Kraft­wer­ken ergibt sich also für Wan­der­fi­sche ein kumu­la­ti­ver Effekt mit dra­ma­ti­schen Folgen.

Aale: Tod im Wasserkraftwerk
Der Aal ist inzwi­schen eine vom Aus­ster­ben bedroh­te Tier­art. Auf der Wan­de­rung fluss­ab­wärts Rich­tung Meer kom­men vie­le Aale in Was­ser­kraft­wer­ken um © Timon Polli

Klei­ne Was­ser­kraft rich­tet gro­ßen Scha­den an

Die gute Nach­richt aber lau­tet: Wir kön­nen uns das spa­ren! Zumin­dest den Neu­bau von klei­nen Was­ser­kraft­wer­ken. Die rich­ten über­pro­por­tio­nal gro­ßen Scha­den an. Die klei­ne Was­ser­kraft trägt weni­ger als ein hal­bes Pro­zent zur Strom­erzeu­gung in Deutsch­land bei. Das Aus­bau­po­ten­zi­al für neue Anla­gen ist win­zig. Es liegt bei weni­ger als einem Pro­mil­le. Kön­nen wir uns ein Pro­mil­le Strom nicht spa­ren, zuguns­ten leben­di­ger Flüs­se und wan­dern­der Fische? Der Gesetz­ent­wurf sieht das tat­säch­lich vor: Ab 2023 soll es kei­ne EEG-För­de­rung für neue klei­ne Was­ser­kraft­wer­ke mehr geben, kon­kret sol­che mit einer Leis­tung klei­ner als 500 kW. Auch der Bun­des­rat hat sich gera­de dafür aus­ge­spro­chen. Hof­fen wir, dass die­se gute Neu­re­ge­lung auch im Bun­des­tag eine Mehr­heit findet.

 

Ausbaupotenzial kleine Wasserkraft Deutschland WWF Grafik
Das Poten­zi­al der Klei­nen Was­ser­kraft muss man mit der Lupe suchen. Ihre För­de­rung hat im EEG 2023 nichts zu suchen © WWF

Hier noch ein Zah­len­bei­spiel aus Bran­den­burg. Sicher, Bran­den­burg ist kein Was­ser­kraft­land. Es gibt hier kaum Gefäl­le und nur sehr wenig Nie­der­schlag. Aber umwelt­schäd­li­che Sub­ven­tio­nen einer fal­schen För­der­po­li­tik kön­nen auch da noch vie­le Gewäs­ser und ihre Fisch­be­stän­de zer­stö­ren, wo sich Was­ser­kraft­wer­ke wirk­lich nicht loh­nen. Inso­fern ist Bran­den­burg ein gutes Bei­spiel. Außer­dem ist Bran­den­burg mit den gro­ßen Strö­men Elbe und Oder für Wan­der­fi­sche nicht unin­ter­es­sant. Kein Hin­der­nis bis zur Ost­see und nur ein ein­zi­ges Wehr bis zu Nordsee!

Für eine Hand­voll Windräder

Aber es gibt auch in Bran­den­burg Strom aus Was­ser­kraft, aus­schließ­lich aus klei­nen Kraft­wer­ken. Die instal­lier­te Leis­tung aller Was­ser­kraft­wer­ke in Bran­den­burg zusam­men beträgt 5 MW. Das ent­spricht etwa andert­halb moder­nen Wind­rä­dern. Neh­men wir mal völ­lig unrea­lis­tisch an, die­se Leis­tung lie­ße sich durch Aus­bau aller Was­ser­kraft­po­ten­zia­le im Land um ver­dop­peln: Dann kämen andert­halb Wind­rä­der dazu. Im Nach­bar­land Meck­len­burg-Vor­pom­mern und in Schles­wig-Hol­stein sieht es ähn­lich aus, dort käme auch allen­falls eines dazu.

Mit dem WWF-News­let­ter nichts mehr verpassen!

Ich habe nun mei­nen Bekann­ten, den Fisch­öko­lo­gen, gefragt, wie hoch eigent­lich die Mor­ta­li­tät von Fischen an Wind­kraft­an­la­gen ist. Er hat mir erläu­tert, dass die zwar noch nicht erforscht ist, sie dürf­te nach sei­ner Ein­schät­zung aber Rich­tung null gehen.

Mein Fazit lau­tet: Den Aus­bau der klei­nen Was­ser­kraft kön­nen wir uns spa­ren. Oder durch sehr weni­ge Wind­rä­der ersetzen.

Fische wür­den Wind­kraft kaufen.

Wie hat Dir die­ser Bei­trag gefallen? 

Sehr schön, das freut uns! Viel­leicht magst Du ja… 

…die­sen Bei­trag jetzt teilen: 

Scha­de, dass Dir der Bei­trag nicht so gut gefal­len hat. 

Dein Feed­back wäre sehr wert­voll für uns. 

Wie könn­ten wir die­sen Bei­trag Dei­ner Mei­nung nach optimieren? 

Fol­ge uns in Social Media:
Facebook
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn
TikTok
Newsletter
Vorheriger Beitrag Nein, Bio ist nicht das Problem der Welternährung
Nächster Beitrag Konnektivität: Wie wir Schutzgebiete verbinden müssen

1 Kommentar

  1. Tom
    30. Juni 2022
    Antworten

    Hal­lo, ich bin kein Freund von getö­te­ten Fischen , aber wird hier nicht wie­der mal das „Pro­blem „ nur von einer Sei­te beleuch­tet? Ein paar Bei­spie­le: Durch die Schaf­fung der Durch­gän­gig­keit schaf­fen wir Auto­bah­nen für nicht ende­mi­sche Arten , die die Ein­hei­mi­schen Lebe­we­sen über­pro­por­tio­nal dezi­mie­ren( Woll­krab­be, ame­ri­ka­ni­scher Fluss­krebs etc) Klei­ne WKA‘s kön­nen idR leicht durch­gän­gig gestal­tet wer­den. Die Was­ser­kraft ist boden­last­fä­hig und schwarz­start­fä­hig. Selbst 1000 Win­fkraft­rä­der schaf­fen das nicht und nein wie haben ja kein Ener­gie­pro­blem oder etwa doch? Wer hin­dert zB. chi­ne­si­sche Fischer Mil­lio­nen von Glas­aa­len ( jun­ge Aale) in ihren Brut­ge­bie­ten abzu­fi­schen? Wo ist da der Ein­satz von WWF und Co.? War­um wird im Oster­pa­ket der Arten­schutz für Wind­kraft und Solar erheb­lich auf­ge­weicht, bei Was­ser­kraft spielt das kei­ne Rol­le? Über aus­sa­ge­kräf­ti­ge Ant­wor­ten wür­de ich mich freuen.

Einen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert