Covid-19 hat Deutschland gesellschaftlich und wirtschaftlich in eine Krise gestürzt, die auch vor der Landwirtschaft nicht Halt macht. Die Nahrungsmittelsicherung ist jetzt mehr denn je gefragt, steht aber vor großen Herausforderungen. Die Landwirtschaft in Deutschland braucht jetzt unsere Hilfe!
Warum ist die deutsche Landwirtschaft in Not?
In Deutschland gibt es noch rund 270.000 landwirtschaftliche Betriebe, ein Großteil davon ist in kleinen Strukturen oder familiär organisiert. Gerade diese Familienbetriebe sind in Spitzenzeiten wie zur Ernte oder beim Pflanzen auf Unterstützung angewiesen. Diese Hilfe bleibt nun aus, denn die meisten Erntehelfer:innen sind in ihren Regionen in Deutschland und im europäischen Ausland geblieben. Sie können so nicht mehr auf die Höfe zum Arbeiten kommen. Die Folge: Es fehlt Hilfe beim Pflanzen von Jungpflanzen oder bei der Ernte, zum Beispiel von Spargel. Es fehlt an allen Ecken und Enden — die wirtschaftliche Situation gerät in Schieflage. Zudem drohen Gemüse und Obst auf den Feldern zu verbleiben und damit zu verrotten. Eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite sind heimische Lebensmittel gefragt wie schon lange nicht mehr, auf der anderen Seite drohen sie zu verderben. Damit es nicht dazu kommt, brauchen Landwirt:innen Unterstützung.
Wir müssen jetzt zusammenhalten!
Unterstützen im Kleinen können auch wir: Denn ohne eine heimische Landwirtschaft möchte ich mir die Situation aktuell nicht vorstellen und sicher auch kein Anderer, der sich aktuell im Supermarkt über gefüllte Regale mit frischen, regionalen Produkten freut. Wir alle profitieren von den Leistungen für die Gesellschaft, die die Landwirtschaft erbringt. Jetzt können wir alle etwas zurückgeben! Das beginnt bereits bei der ganz alltäglichen Unterstützung. Ein Anfang kann sein, in diesen Tagen in der Obst- und Gemüseabteilung besonders regional erzeugte Produkte zu kaufen und damit heimische Landwirt:innen zu unterstützen. Das löst aber die akuten Engpässe nicht, die derzeit auf den Betrieben in der täglichen Bewältigung der Arbeit entstehen.

Was kann ich tun, um zu helfen?
Ganz einfach: Anpacken! Viele Betriebe suchen derzeit dringend nach helfenden Händen in vielen Bereichen, ob in der Spargelernte oder im Aussetzen von Jungpflanzen. Das gilt für konventionell wirtschaftende Betriebe ebenso wie für Betriebe des Ökolandbaus. Und viele Menschen, die normalerweise nicht in der Landwirtschaft arbeiten, suchen momentan nach Beschäftigung. Vielleicht kannst auch du gerade nicht deiner regulären Arbeit nachgehen oder deine Vorlesungen sind ausgefallen? Dann kommt dir die Mithilfe in einem landwirtschaftlichen Betrieb vielleicht gerade recht.
Kann ich überhaupt Erntehelfer werden?
Die meisten von uns haben keine Erfahrungen in der praktischen Landwirtschaft und fragen sich, ob sie überhaupt einen sinnvollen Beitrag leisten können. Die Antwort ist: Ja! Laut Bundeslandwirtschaftsministerium fehlen momentan 300.000 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und nicht jede Aufgabe erfordert Vorkenntnisse. Es werden Helfer:innen für ganz unterschiedliche Tätigkeiten gesucht, ein Betrieb braucht Hilfe bei der Versorgung von Kälbern, woanders müssen Zuckerrüben gehackt oder Spreewald-Gurken gerettet werden. Am besten, du durchstöberst einfach mal die Stellengesuche auf den diversen Plattformen, du wirst sicher eine Ausschreibung finden, die zu dir passt.

Was ist mit dem Ansteckungsrisiko?
Aktuell geht man beim Bundeslandwirtschaftsministerium davon aus, dass Erntetätigkeiten auf dem Feld kein erhöhtes Ansteckungsrisiko bergen. Die nötigen Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise Abstand halten, lassen sich bei der Ernte auf dem Feld umsetzen. Aber bei aller Hilfsbereitschaft brauchen wir vor allem Verantwortungsbewusstsein und Vernunft, um uns alle zu schützen. Als Erntehelfer:in sollte sich niemand bewerben, der einer Risikogruppe angehört oder nicht körperlich fit ist.
Denn so spannend, interessant und hilfreich so ein Arbeitseinsatz auch sein mag, die Arbeit in der Landwirtschaft ist nicht leicht. Nicht alle sind geborene Helfer:innen, wenn es um die Spargelernte geht. Auf vielen Höfen gibt es aber auch Bedarf an Unterstützung im Büro, im Hofladen oder beim Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Wichtig: Achte bitte darauf, deine Hilfe bei Betrieben in deiner Nähe anzubieten, sodass du mit wenig Kontakt zu weiteren Menschen zum Hof gelangen kannst. Es ist nicht ratsam, in diesen Zeiten viele Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.
Okay, wo kann ich mich anmelden?
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Initiativen, die Erntehelfer:innen und andere Hilfskräfte an landwirtschaftliche Betriebe vermitteln oder einen guten Überblick über die Stellengesuche vermitteln. Hier eine Übersicht, wo wir uns informiert haben:
- Die bekannteste und wohl auch größte Plattform ist Das Land hilft. Gegründet wurde sie vom Bundesverband der Maschinenringe e.V. Sie wird unterstützt vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
- Die Plattform Land Arbeit wurde von zwei Betreibern einer solidarischen Landwirtschaft in Brandenburg gegründet.
- Die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ organisiert schon seit 10 Jahren immer wieder im Januar die große „Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin. Die Seite bietet eine Übersicht über bestehende Portale mit Schwerpunkt Ökolandbau.
- Die BayWa, eines der größten Agrarhandelsunternehmen in Europa, bietet eine Übersicht über verschiedene Portale. Zudem können noch nicht gelistete Initiativen nachgetragen werden.
- Die Agrarjobbörse ist ein Gemeinschaftsangebot der Landwirtschaftskammern. Die Agrarjobbörse ist öffentlich-rechtlicher Kooperationspartner der Bundesagentur für Arbeit.
- Karrero ist das Jobportal von Top Agrar, der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift mit der höchsten Auflage in Deutschland.
- Von Studierenden für Studierende: Auf der Plattform Erntehelfen können sich sowohl Helfer:innen als auch hilfesuchende Landwirt:innen registrieren.
- Erntehelfer gesucht ist ein Zusammenschluss von Landwirtschaftsstudierenden, einem Startup und einem Entwicklerteam, der im Rahmen des Hackathon #wirversusvirus der Bundesregierung zusammengefunden hat.
- Agrarhilfsliste des Startups Agrando
Und was macht ihr?
Mein Kollege Michael und ich, wir haben uns schon als Erntehelfer:innen beworben und hoffen, eine Zeit in unseren Gummistiefeln verbringen zu dürfen. Falls du auch hilfst: Wir freuen uns über einen Einblick in deine Erfahrungen auf dem Feld, darüber ob du dir die Arbeit so vorgestellt hast und über deine Fragen zur Landwirtschaft. Lass uns unbedingt einen Kommentar hier oder schreib uns an landwirtschaft(at)wwf.de !
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Bitte http://www.bauersuchthilfe.de unbedingt noch mit in die Liste aufnehmen! Dort sind schon tausende Helfer registriert!
die krise bei den spargelbauern ist selbst verschuldet : es ging viel zu lange gut,
ausländer mit niedriglöhnen auszubeuten!
das gejammer ging los, seit das nicht mehr funktioniert — endlich !
die verbraucher müssen sich eben auf doppelte oder dreifache spargelpreise
einstellen oder darauf, ein jahr ohne spargel zu erleben. guten appetit.
Ich kann gut ohne Spargel leben. Keine Panik.
Sehr gute Auflistung nützlicher Informationen! Tatsächlich bewegt sich kaum ein Erntehelfer zu den aktuell gezahlten Löhnen — das war und ist ein Problem. Bekannte von mir haben letztes und dieses Jahr Saisonarbeiter aus dem Ausland über den Vermittler http://www.personglobal.de angestellt.
Sie scheinen zufrieden. Könnten vielleicht auch nützlich für die Liste sein!
Gute Übersicht!
das problem bei freiwilligen helfern ist doch nur, dass diese leider in der praxis nicht für diese arbeit geeignet sind und so den bauern noch mehr kosten, als leute aus osteuropa (rumänen, ukrainer). diese leute haben eine andere herangehensweise und sind entsprechend motivierter.….….is leider so
Wir haben Erntehelfer aus Rumänien für Bauern die Mitglieder des Bayrischen H.…. Verbandes sind rekrutiert. Ein sehr großer Bedarf für den Großraum Nürnberg von 2000 — 3000 Erntehelfer/innen wurde uns gegenüber begründet.
Wir konnten in der Tat fast 1000 Menschen bewegen sich bei uns als Erntehelfer zu registrieren. Wir haben landesweit Anzeigen geschaltet, in Sozial-Media investiert und Radiowerbung realisiert usw. Die Exeltabelle wurden dem Organisator in Nürnberg zur Verfügung gestellt, der hat dann fleißig alle Familien und Freunde trotz farblicher Markierung auseinandergerissen. Und von den 980 Bewerbern letztendlich nur 189 ausgewählt. 50 Erntehelferinnen haben dann von sich aus die Anreise abgesagt weil der Mann, die Frau oder der Freund nicht berücksichtigt wurde.
So ist dann ein nicht volles Flugzeug von Cluj-Napoca mit Erntehelfern nach Nürnberg geflogen und das Chaos nahm sein weiteren verlauf… und wir, wir haben sehr viel Lehrgeld gezahlt.