War­um es immer weni­ger Schmet­ter­lin­ge gibt


Unsere Schmetterlinge verschwinden. Woran liegt das und was kann jeder selbst tun?
Schwalbenschwanz: Sind Schmetterlinge vom Aussterben bedroht? © J. Fieber, igreen media, WWF

Noch vor einer Gene­ra­ti­on flat­ter­ten im Som­mer vie­le far­ben­präch­ti­ge Schmet­ter­lin­ge über blu­men­bun­te Wie­sen, Säu­me und Feld­rai­ne. Ich erin­ne­re mich gut an Admi­ral, Schwal­ben­schwanz, Segel­fal­ter, Mai­vo­gel , Tag­pfau­en­au­ge, C‑Falter und vie­le mehr. Ver­gan­gen. Vor­bei. Heu­te – so scheint es – muss man vie­ler­orts schon froh sein, wenn man einen Zitro­nen­fal­ter oder einen Kohl­weiß­ling erblickt.

War­um ver­schwin­den die Schmetterlinge?

Neue Stu­di­en zei­gen, dass es heu­te zwei Drit­tel weni­ger Tag­fal­ter gibt als noch vor 30 Jah­ren. Nicht nur die Zahl der Tie­re nimmt ab, auch die Arten wer­den immer weni­ger. Schuld dar­an ist die inten­si­ve Land­wirt­schaft. Dort, wo viel gespritzt und viel gedüngt wird, feh­len Schmet­ter­lin­ge und vie­le ande­re Insekten.

Weni­ger Blu­men, weni­ger Schmetterlinge

Warum sind die Schmetterlinge bedroht und wie kann ich sie füttern?
Nicht nur Nek­tar: Auch Schmet­ter­lings­rau­pen brau­chen Nah­rung © Image­si­nes, iStock Get­ty Images Plus

Vie­le Pflan­zen­ar­ten sind inzwi­schen ver­schwun­den. Auf den Fel­dern feh­len die Acker­wild­kräu­ter, die Säu­me und blu­men­bun­ten Rän­der. Auch die Wie­sen haben sich ver­än­dert: In mei­ner Kind­heit konn­te ich mit mei­ner Mut­ter fast über­all einen bun­ten Blu­men­strauß pflü­cken. Ver­sucht das heu­te mal! Die Wie­sen sind grün, das ja. Aber wenn etwas blüht, dann nur noch der Löwen­zahn. Es wird mehr gedüngt und viel mehr geschnit­ten als frü­her. Übrig blei­ben die Grä­ser. Das ist gut für den Ertrag, aber schlecht für die bio­lo­gi­sche Vielfalt.

Und noch schlim­mer: Viel Dün­ger wird in angren­zen­de Gebie­te „ver­weht“. Auch dort schwin­den dann sel­te­nen Arten, die auf nähr­stoff­ar­me („mage­re“, wie der Bio­lo­ge sagt) Ver­hält­nis­se ange­wie­sen sind. Oft sogar in Natur­schutz­ge­bie­ten, die in der Nähe inten­siv genutz­ter Äcker lie­gen. Auch Pes­ti­zi­de wer­den hier hineingeweht.

Sen­si­ble Schmetterlinge

Das Ver­schwin­den der Schmet­ter­lin­ge ist ein Anzei­ger dafür, wie schnell sich die Umwelt ver­än­dert. Denn Schmet­ter­lin­ge sind sehr emp­find­lich und reagie­ren sen­si­bel auf Veränderungen.
Vie­le Arten brau­chen je nach Ent­wick­lungs­sta­di­um zwei Lebens­räu­me. Die meis­ten Arten leben nur weni­ge Wochen als erwach­se­ne Fal­ter. In die­ser Zeit suchen sich Männ­chen und Weib­chen zur Paa­rung. Die Weib­chen müs­sen dann zur Eiab­la­ge eine Stel­le fin­den, wo sich die Rau­pe spä­ter ent­wi­ckeln kann. Die Spe­zia­lis­ten unter den Fal­tern ent­wi­ckeln sich oft nur an einer ein­zi­gen Pflan­zen­art. An die­ser Pflan­ze muss die Rau­pe fres­sen, bevor sie sich ver­pup­pen und schließ­lich zum aus­ge­wach­se­nen Schmet­ter­ling wer­den kann.

Was kön­nen wir tun, damit es wie­der mehr Schmet­ter­lin­ge gibt?

Warum verschwinden unsere Schmetterlinge und was kann jeder selbst tun?
Ein Schmet­ter­lings­gar­ten mit Schmet­ter­lings­pflan­zen hilft © Bern­hard Bau­ske, WWF

Wir selbst kön­nen in unse­ren Gär­ten oder auf dem Bal­kon etwas für Schmet­ter­lin­ge tun; wir kön­nen “Schmet­ter­lings­fut­ter­pflan­zen” anbau­en. Zum Bei­spiel in einer Ecke des Gar­tens ein paar Brenn­nes­seln oder Dis­teln ste­hen las­sen. Die bie­ten Schmet­ter­lin­gen Nek­tar und ihren Rau­pen Nah­rung. Oder Küchen­kräu­ter pflan­zen — das geht auch auf dem Bal­kon.

Was fres­sen Schmetterlinge?

Ger­ne mögen Schmet­ter­lin­ge diver­se Lip­pen­blüt­ler, die man spä­ter auch als Kräu­ter ern­ten kann: Sal­bei, Min­ze, Majo­ran, Ore­ga­no, Thy­mi­an, aber auch Cle­ma­tis und Veil­chen. Wei­te­re Schmet­ter­lings­pflan­zen sind zum Bei­spiel Som­mer­flie­der, Flo­cken­blu­men, Nat­tern­kopf und Nachtkerze.

Ganz wich­tig für das Über­le­ben der Schmet­ter­lin­ge ist aber auch, dass wir mög­lichst Essen ein­kau­fen, das eben nicht gespritzt und gedüngt wur­de – also Bio kau­fen.

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Schmet­ter­lin­ge füttern?

Schmetterlinge füttern? Eine Falter-Tankstelle für in den Süden ziehende Schmetterlingsarten hilft!
Admi­ra­le wan­dern im Herbst Rich­tung Süden © alexmak72427, iStock Get­ty Images Plus

Wer sei­nen Gar­ten oder Bal­kon natur­nah und schmet­ter­lings­freund­lich gestal­tet, bie­tet das bes­te Fut­ter für die hüb­schen Fal­ter. Zusätz­li­che Nah­rung könnt Ihr bereit­stel­len, wenn Ihr einen geschwäch­ten Schmet­ter­ling fin­det oder Wan­der­fal­tern im Herbst eine Stär­kung mit auf den Weg geben wollt. Denn wie die Zug­vö­gel flie­gen eini­ge Arten nach dem Som­mer gen Süden. Als „Ener­gy­drink“ eig­nen sich Zucker­lö­sung, Malz­bier oder auch ein­fach eine saf­ti­ge Orangenscheibe.

Wir brau­chen die Schmetterlinge

Schmet­ter­lin­ge sind nicht nur schön, sie sind auch sehr nütz­lich. Denn sie schwe­ben von Blu­me zu Blu­me und sau­gen Nek­tar durch ihre Rüs­sel. Dabei leis­ten sie einen wich­ti­gen Bei­trag zur Bestäu­bung von Pflan­zen. Außer­dem sind Schmet­ter­lin­ge eben­so wie Rau­pen, Käfer und ande­re Insek­ten Nah­rung für unse­re hei­mi­schen Vögel und ande­re Tiere.

Was bedeu­tet über­haupt der Name Schmetterling?

Im Eng­li­schen hei­ßen sie but­ter­flies – also But­ter­flie­gen! Auch der deut­sche Begriff “Schmet­ter­ling” lei­tet sich von But­ter ab, näm­lich vom mit­tel­deut­schen Wort “Schmet­ten”, was so viel wie Schmand oder Rahm bedeu­tet. Beim But­ter­schla­gen wur­den die Tie­re frü­her häu­fig ange­lockt. So bür­ger­te sich der Name ein. Schmet­ter­lin­ge hei­ßen auch Fal­ter, was ursprüng­lich von “flat­tern” kommt.

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11 Kommentare

  1. Christian Küssner
    11. Juni 2020
    Antworten

    Es ist wie immer ganz ein­fach. Mäht die Wie­sen rich­tig, lasst Blüh­strei­fen ste­hen. Es wer­den auch nach Infor­ma­tio­nie­rung der zustän­di­gen Personen(Bürgermeister usw) immer noch alles Abge­mäht was geht . Lie­ber Eng­li­scher Rasen als Schmet­ter­lin­ge und Natur. Trau­rig aber dat sehe ich jeden Mor­gen als Fens­ter­an­sicht auf dem Land. CDU geführ­te Gemein­den haben kein Inter­es­se an Umwelt­schutz und Nächs­ten­lie­be. Mei­ne Erfah­run­gen mit sol­chen Personen(reine Geld­gier) im Kopf.

    • Ronald
      9. August 2021
      Antworten

      Es ist eben nicht immer ganz ein­fach, Chris­ti­an, son­dern es gibt mit­un­ter Ziel­kon­flik­te. Die Land­wir­te, die Wie­sen besit­zen, mähen die­se ja nicht, um bös­ar­tig Natur zu ver­nich­ten, son­dern weil sie Fut­ter für ihr Vieh benö­ti­gen. Mit die­ser Art Füt­te­rung sind sie nahe an der tra­di­tio­nel­len Pro­duk­ti­ons­wei­se, was erst ein­mal zu begrü­ßen ist. Der Land­wirt muss hier not­wen­di­ger­wei­se ein biss­chen anders den­ken als der Natur­lieb­ha­ber oder selbst der Hob­by­gärt­ner. Was Du leicht­fer­tig Geld­gier nennst, kann für ihn Exis­tenz sein. Und essen müs­sen wir alle. Mir ist da das mahd-/heu­er­nähr­te Rind vom mög­lichst loka­len Bau­ern­hof lie­ber als das Pro­dukt indus­tri­el­ler Mas­sen­mast. Wer sich vegan ernährt, toll, aber auch das kos­tet einen Preis.

      Kom­plett dane­ben ist Dei­ne par­tei­po­li­ti­sche Fest­le­gung. Ohne jetzt spe­zi­ell die CDU ver­tei­di­gen zu wol­len — Wirt­schaft und Umwelt­schutz wird wohl immer eine Abwä­gung sein müs­sen, wenn wir Men­schen leben/überleben wol­len und das auf mög­lichst hohem Stan­dard. Der Umwelt abso­lu­te Prio­ri­tät ein­zu­räu­men hat kei­nen Sinn, wenn dar­auf Ver­elen­dung folgt. Hun­gern­de unter­ver­sorg­te Men­schen sind das schlimms­te für ihre Umwelt.

      Mei­ne Fens­ter­an­sicht stimmt mich nicht so pes­si­mis­tisch. Der loka­le Bau­er lässt sei­ne Wie­sen deut­lich län­ger wach­sen als noch vor Jah­ren. In immer mehr Gär­ten sehe ich mitt­ler­wei­le unge­mäh­te Strei­fen oder sogar eigens ange­leg­te Wild­blu­men­wie­sen. Jede Ver­kehrs­in­sel, jeder Stra­ßen­damm, jede Auto­bahn­aus­fahrt, jede Halt­einsel — an jedem noch so klei­nen unge­nutz­ten Stück Erde wach­sen unge­hin­dert (oder bewusst ange­sät) typi­sche Wild­blu­men und tum­meln sich Insek­ten in gro­ßer Viel­falt. Beson­ders Schmetterlinge.

      Und es ist wun­der­bar so! Das Bewusst­sein der Men­schen hat Mei­len zurück­ge­legt in weni­gen Jah­ren. Wir nut­zen zuerst ein­mal die Mög­lich­kei­ten, die wir haben, ohne auf etwas ver­zich­ten zu müs­sen, Das geht ja so oft ganz bil­lig und mit recht ein­fa­chen Maßnahmen.

      • Silke
        18. Juni 2023
        Antworten

        Also, das sieht bei uns ganz anders aus. Da wird jedes biss­chen Bunt dem Erd­bo­den gleich­ge­macht. Klar, es gibt Bau­ern­gär­ten und Men­schen las­sen Inseln ste­hen, doch unse­re Feld­rän­der sind Wüs­te pur. Und selbst auf und an dem zwei „Blüh­fel­der“, die zwar seit weni­gen Jah­ren sich selbst über­las­sen sind, tum­meln sich kaum Insek­ten. Inzwi­schen ver­ges­sen sie auch, da sie immer zu früh gemäht wer­den, bevor sich Samen bil­den kön­nen. Immer Ende Juni, in der Brut- und Setz­zeit! Obwohl dort Feld­ler­chen brü­ten. Inter­es­siert nie­man­den! Aber wenn die Umwelt hin­ten­an ste­hen soll, dann gute Nacht! Dann dürf­ten bald noch ganz ande­re Exis­ten­zen flö­ten gehen. Allem vor­an trifft es gera­de die Schmet­ter­lin­ge. Hier gibts so gut wie kei­ne in die­sem Jahr. Irgend­wann wer­den wir viel­leicht folgen …

  2. Yoshi86
    30. Juni 2020
    Antworten

    Oder mal gar nicht mehr mähen?
    Ver­steh die­sen Gar­ten­mäh­reflex sowie­so nicht. Hob­by­los oder ein­fach eitel? Lebens­raum ver­nich­ten und wofür? Unbe­greif­lich für mich.

    • Ronald
      9. August 2021
      Antworten

      Man kann auch gar nicht mehr mähen, kei­ne Fra­ge. Nur ent­wi­ckelt sich dann der Rasen oder die Wie­se in eine Rich­tung, die sehr, sehr unan­sehn­lich aus­sieht. Löwen­zahn, Klee und Giersch ver­drän­gen nicht nur den Rasen, son­dern auch wert­vol­le Wild­blu­men. Damit ist auch der öko­lo­gi­schen Viel­falt kaum gedient. Ein ein­fach nur ver­nach­läs­sig­ter Gar­ten nähert sich nicht ein­fach einem natür­li­chen Zustand, jeden­falls nicht schnell.

      Sel­te­ner und geziel­ter (Blü­te­zei­ten!) mähen ist wohl eher der rich­ti­ge Weg.

  3. Andrea Jakobs
    6. August 2020
    Antworten

    Lei­der sind die Schmet­ter­lin­ge auch aus dem Gar­ten ver­schwun­den, indem ich bis Anfang die­ses Jah­res gewohnt habe. Es ist ein alt ange­leg­ter Gar­ten, der sich aber eigent­lich in kei­ner Wei­se in den letz­ten Jah­ren ver­än­dert hat­te. 2015 habe ich noch ein Foto von der Herbst­as­ter gemacht mit etwa 10 Pfau­en­au­gen. Letz­tes Jahr besuch­te kein ein­zi­ges Pfau­en­au­ge unse­ren Gar­ten. Auch in den Nach­bar­gär­ten, die eben­falls sehr vie­le Wild­blu­men, Kräu­ter und alte Blu­men­sor­ten haben, gibt es fast nur noch die Kohl­weiß­lin­ge. Selbst der Som­mer­flie­der lebt ver­waist. Wie lässt sich denn das erklären?

    • Albert Wotke
      6. August 2020
      Antworten

      Lie­be Andrea Jacobs,
      auch wenn unse­re Tipps und zum Bei­spiel Wild­blu­men im Gar­ten hel­fen, gibt es lei­der ins­ge­samt durch die ver­än­der­te Land­schaft und die inten­si­ve Land­wirt­schaft weni­ger Schmetterlinge.
      Vie­le Grüße,
      Albert Wotke

  4. Ronald
    20. Dezember 2020
    Antworten

    Das Lied “Frü­her war alles bes­ser” wur­de schon vor Gene­ra­tio­nen, genau genom­men schon in der Anti­ke gesun­gen. Und seit­her wohl in jeder Gene­ra­ti­on. Das ist nor­mal, jeder Mensch erin­nert sich gern an die bes­se­ren Zei­ten, als er jung war. Der Rea­li­tät ent­spricht das nicht unbe­dingt. “Man sieht sie sel­ten” ent­spricht nicht zwin­gend “sie sind selten”.

    Gera­de die letz­ten drei Som­mer waren bei­lei­be kei­ne schlech­ten Schmet­ter­lings­jah­re. Ich per­sön­lich (52) hat­te in mei­nem Leben genau 1 mal einen Schwal­ben­schwanz im Jugend­al­ter gese­hen. Vor zwei Jah­ren hat­ten sie bei uns im Gar­ten am Dill 7 Rau­pen, an einer konn­ten wir Ver­pup­pung und Schlupf beob­ach­ten. Die­ses Jahr im Früh­jahr konn­te ich wie­der einen Schwal­ben­schwanz sehen.

    Noch nie vor­her gese­hen konn­te ich die­ses Jahr meh­re­re Male den wun­der­schö­nen Trau­er­man­tel (evtl. nicht ein­mal hei­misch) beob­ach­ten. Sehr inter­es­sant war die Beob­ach­tung eines sehr stand­ort­treu­en Admi­rals, der offen­bar an einem unse­rer Pflau­men­bäu­me sein Revier ver­tei­dig­te. Die her­un­ter­ge­fal­le­nen Pflau­men waren wohl eine beson­de­re Leckerei.

    Der ers­te Schmet­ter­ling im Früh­jahr war natür­lich ein Zitro­nen­fal­ter, da die­se ja als eine der weni­gen Arten hier über­win­tern. Dis­tel­fal­ter, teils recht zer­zaust, da sie ja wie Zug­vö­gel über die Alpen zie­hen, beehr­ten uns zahlreich.

    Das übli­che Gewu­sel der Kohl­weis­lin­ge beson­ders am Laven­del war enorm, wie immer. Tag­pfau­en­au­gen und Klei­ne Füch­se sahen wir vie­le. Auch Kai­ser­män­tel konn­ten wir etli­che beob­ach­ten, beson­ders an Stu­den­ten­blu­men. Auro­ra­fal­ter sehen wir seit Jah­ren regel­mä­ßig hier.

    Wir hat­ten außer­dem im Gar­ten Schach­brett­fal­ter, Land­kärt­chen und vie­le ande­re klei­ne Arten, die wir gar nicht bestim­men konn­ten. Eine beson­de­re Freu­de waren wie immer die klei­nen “Kolibri”-Schwärmer, die Tau­ben­schwänz­chen und erst­mals auch der sehr ähn­li­che Ska­bio­sen­schwär­mer (gibt noch ein paar Arten mehr). Die­se Arten zeich­nen sich durch beson­de­re Pünkt­lich­keit aus; man kann sie wirk­lich oft minu­ten­ge­nau an Fol­ge­aben­den sichten.

    Was vie­len nicht bewußt ist: gera­de bei den schö­nen Tag­fal­tern sind vie­le Arten kei­ne fröh­li­chen Flat­ter­män­ner, die nur dar­auf war­ten, daß sie jemand auf einer roman­tisch zir­pen­den Blu­men­wie­se ertappt. Sie strei­fen Revie­re ab, die sie zum einen gegen Kon­kur­ren­ten zu behaup­ten ver­su­chen, und sie sind ent­spre­chend oft nur kurz anwe­send. Dazu haben sie ganz bestimm­te Tages­zei­ten. Wer eine rea­lis­ti­sche Aus­sa­ge über Häu­fig­keit tref­fen will, muß stun­den- und tage­lang beob­ach­ten. Ande­ren­falls ent­ste­hen natür­lich Aus­sa­gen wie die im Arti­kel. Wenn ich mal 10 Minu­ten auf die Ter­ras­se tre­te oder eine hal­be Stun­de auf einer Wie­se bin, sehe ich auch nix.

    Fazit: Ich zweif­le die pes­si­mis­ti­sche Sicht des Autors vehe­ment an. Schmet­ter­lin­ge sind wei­ter­hin häu­fig, und gera­de sel­te­ne Arten sind in den letz­ten guten Schmet­ter­lings­jah­ren gut zu beob­ach­ten gewe­sen. Dafür muß man sehr viel Zeit in ihrem Habi­tat ver­brin­gen, das ist klar. Aber wer uns erzäh­len will, daß man 1920, 1950 oder 1980 nur mal kurz auf eine Wie­se gehen muß­te, um Schmet­ter­lin­ge aller Arten in Mas­sen zu sehen, ist ent­we­der ein ideo­lo­gi­sier­ter Lüg­ner oder hat eine gefärb­te Erinnerung.

    Wenn das Ziel dabei in einer Schär­fung des Bewußt­seins für die Viel­falt der Arten und für die Ret­tung und Erwei­te­rung der Lebens­räu­me sein mag, so tei­le ich dies 100%. Nicht aber die Mittel!

  5. Uta
    15. Juni 2021
    Antworten

    Es ist schön zu lesen, dass Sie sovie­le Schmet­ter­lin­ge beob­ach­ten konn­ten. Den­noch ver­mis­se ich den Anblick auch auch, wie vie­le ande­re. Als Kind habe ich vie­le vie­le Schmet­ter­lin­ge ohne lan­ges Suchen und War­ten gese­hen. Nicht vor dem Haus, aber es gab Stel­len hin­ter dem Haus oder an den Gara­gen wo man ver­läss­lich Schmet­ter­lin­ge beob­ach­ten konn­te. Viel­leicht gibt es die­se Orte ja noch irgend­wo , aber es sind zumin­dest viel viel weni­ger gewor­den. Wür­de mei­nem klei­nen Enkel sehr gern die­se Freu­de berei­ten, die ich damals hatte…keine 5min von zu Hau­se und mit­ten in Berlin.…Es hat sich etwas ver­än­dert! Lei­der nicht zum Guten für die Schmetterlinge.…Ich ver­su­che alles, um aus mei­nem Mini­gärt­chen ein klei­nes Insek­ten­pa­ra­dies zu machen.…leider macht es auch trau­rig, wenn man den Unter­schied zu „frü­her„ sieht.…aber zumin­dest gibt es die­se Jahr mehr Hum­meln und Wildbienen : ) : ) : )

    • Ronald
      19. Juli 2021
      Antworten

      Hal­lo Uta,

      ich räu­me gern ein, dass es regio­nal Ver­än­de­run­gen gege­ben hat. Bestimmt gibt es Gegen­den, in denen Lebens­räu­me ein­ge­engt und auch weni­ger viel­fäl­tig wur­den. Vie­le Schmet­ter­lin­ge sind ja extre­me Spe­zia­lis­ten, die nur eine ein­zi­ge oder ein paar weni­ge Nah­rungs­pflan­zen anneh­men. Ande­re wie­der­um sind Uni­ver­sa­lis­ten, die anschei­nend immer irgend­wie zurecht­kom­men. An aller­ers­ter Stel­le möch­te ich da die Kohl­weis­lin­ge nen­nen, die wohl über­all zu den häu­figs­ten Schmet­ter­lin­gen schon immer gehör­ten und gehö­ren — obwohl heut­zu­ta­ge nur noch sehr, sehr wenig Kohl in Gär­ten noch ange­baut wird.

      Ich sehe aber auch Licht am Ende des Tun­nels: Wild­blu­men­mi­schun­gen sind ein Mega­trend, unge­heu­er vie­le Leu­te reser­vie­ren heu­te einen Bereich in ihrem Gar­ten dafür. Man­che legen sich eine klei­ne Blu­men­wie­se auf dem Bal­kon an. Jede klei­ne kom­mu­na­le Frei­flä­che, etwa Ver­kehrs­in­seln, wird heu­te viel­fach mit Wild­blu­men ein­ge­sät. Sehr gut und wunderschön!

      Wie weit wir jahr­gangs­mä­ßig aus­ein­an­der­lie­gen, weiß ich nicht, aber da Sie von Ihrem Enkel schrei­ben, wird es nicht so viel sein. Ich war auch ein Groß­stadt­kind, in einer Stadt mit viel Grün, dazu mit einem Schre­ber­gar­ten. Ich zer­mar­te­re mir das Hirn, wie das damals wirk­lich in mei­ner Kind­heit wirk­lich war. Auf den ers­ten Rück-Blick sehe ich auch ganz vie­le Schmet­ter­lin­ge jeder­zeit und über­all. Aber ich weiß auch noch, daß mich damals das Prä­pa­rie­ren inter­es­sier­te (*schäm*) und ich ein Set zum Insek­ten­fan­gen mit Kescher hat­te, es aber nie zu auch nur einem ein­zi­gen Prä­pa­rat brach­te. Und, wie gesagt: einen Schwal­ben­schwanz habe ich sei­ner­zeit ein ein­zi­ges Mal gese­hen, einen Kai­ser­man­tel oder Trau­er­man­tel nie­mals. Den Klei­nen Fuchs neh­me ich tat­säch­lich als weni­ger häu­fig wahr als frü­her, das kann aber auch am Wohn­ort lie­gen — frü­her Tief­land in Sach­sen-Anhalt, heu­te Fichtelgebirge.

      Die­ses Jahr ist bis­her kein so gutes Schmet­ter­lings­jahr wie die letz­ten. Die Käl­te, der vie­le Regen.. Schmet­ter­lin­ge lie­ben rich­ti­ge Som­mer. Wie sie Rudi Car­rell 1975 besun­gen hat (und seit­her hat­ten wir ja auch kei­ne mehr, zumin­dest gefühlt, oder? 😉 )

      Aber auch heu­er gibt es wie­der gut Schmet­ter­lin­ge zu beob­ach­ten. Zum ers­ten Mal deut­lich auf­ge­fal­len und bei einem Wald­spa­zier­gang glück­lich aufs Foto gebannt begeg­ne­te mir am Wochen­en­de der C‑Falter. Eine wei­te­re sehr schö­ne schwarz-oran­ge­ne Art (Dick­kopf-Fal­ter??), von der mir eben­falls ein Foto gelun­gen ist, konn­te ich noch nicht bestim­men. Ein rela­tiv gro­ßer, auf­fäl­lig licht­fle­ckig (also schwarz-weiß gefärb­ter) Fal­ter flat­ter­te uns im Wald regel­recht um die Köp­fe; lei­der nur bei­na­he hät­te er sich auf jeman­des Kopf oder Schul­ter gesetzt. Ich ver­mu­te auf­grund des Lebens­rau­mes (feuch­ter, moo­ri­ger Wald) den Klei­nen Eis­vo­gel. Auch eine Erst­be­geg­nung. Rich­tig häu­fig, gera­de­zu mas­sen­haft, ist die­ses Jahr der Brau­ne Wald­vo­gel zu beob­ach­ten; er kommt auch zu Besuch auf die Wild­blu­men­wie­se im Garten.

      Lie­be Uta, ich kann nicht glau­ben, daß bei all dem viel­fäl­ti­gen Grün um Ber­lin (und sogar inner­halb) Schmet­ter­lin­ge so viel sel­te­ner zu beob­ach­ten sein sol­len als bei uns. Die Gegend um Ber­lin war immer ein Klein­od im wei­ten Umfeld, was die Natur angeht; ich glau­be nicht, daß das heu­te anders ist. Viel­leicht ist es nun wirk­lich nicht mehr hin­ter den Gara­gen oder dem Haus, aber schau­en Sie mit Ihrem Enkel doch mal in einem der vie­len bewal­de­ten Ber­li­ner Parks oder etwas außer­halb vor den Toren Ihrer Stadt. 

      Schau­en Sie auch auf die Arten, die Sie frü­her viel­leicht nicht so wahr­ge­nom­men haben. ICH kann­te als Kind den Kohl­weis­ling, Klei­nen Fuchs und das Tag­pfau­en­au­ge, die waren wirk­lich häu­fig, und den Schwal­ben­schwanz als “möch­te ich nur ein­mal im Leben sehen”, viel mehr nicht. Heu­te schaue ich ganz anders hin, viel bewußter.

      Schreck­lich! Heu­te kämp­fen wir ja nur noch gegen das “Gift” Co2. Die armen Schmet­ter­lin­ge haben zuviel CO2 ein­ge­at­met, und dar­an sind fast alle zugrun­de gegangen. 🙂 

      Schmet­ter­lin­ge leben von Pflan­zen, und für Pflan­zen ist CO2 Dün­ger. Für Pflan­zen sind heu­ti­ge atmo­sphä­ri­sche Bedin­gun­gen Mager­kur. Statt halb­wis­sen­schaft­li­chen Schwach­sinn wie CO2-Emis­si­ons­ver­mei­dung zu betrei­ben, soll­ten wir lie­ber Flä­chen schüt­zen, die dem CO2-Gott geop­fert wer­den sol­len. Frucht­ba­res Acker­land, das durch dau­er­haf­te Beschat­tung durch Solar­mo­du­le zu Wüs­te wird, bei­spiels­wei­se. Wir soll­ten neben allen nta­tür­li­chen Lebens­räu­men Baum­be­stän­de schüt­zen und Mil­li­ar­den neue Bäu­me pflan­zen (alles ande­re kommt von selbst). Wir soll­ten alles uns nur Mög­li­che tun, die Natur zu schüt­zen. Wir soll­ten aber auch nicht die Prio­ri­tä­ten ver­ges­sen: nach Gott kommt zuerst der Mensch. Jeden­falls vor dem Tier und vor der Pflan­ze, gleich welche.

      Schmet­ter­lin­ge sind nicht sel­ten gewor­den, das ist weh­lei­di­ges Geschmarr mit woh­li­gem Welt­un­ter­gangs­ge­fühl von zumeist Leu­ten, die sich an frü­her erin­nern und heut nicht mehr raus­kom­men. Wir wer­den alle ster­ben, das wuß­te man schon zu mei­ner Jugend­zeit. Es stimmt ja auch unverändert.

      Dran ist nix. Unse­re Muße-Zeit ist mit dem Alter kär­ger gewor­den, unser Wil­le zur Wahr­neh­mung von etwas Beson­de­rem viel­leicht auch noch, und dann gesellt sich ein ver­klär­tes Bild der Ver­gan­gen­heit zu einem ver­klär­ten Bild von der Natur. Alles Bullshit.

  6. 21. Juli 2021
    Antworten

    Ein sehr lehr­rei­cher Arti­kel. Ich lese ihn mit Freude.

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