Pant­anal, Cer­ra­do und Ama­zo­nas: War­um es in den wich­tigs­ten Bio­men Bra­si­li­ens brennt


Feuerwehrmann im Pantanal läuft durch brennenden Wald, Brasilien leidet auch im Amazonas und dem Cerrado unter den schwersten Bränden
Feuerwehrmann im Pantanal: Warum brennt es im Feuchtgebiet? © IMAGO Xinhua / Lucio Tavora

Es brennt im Pant­anal, so schlimm wie nie. Obwohl die Tro­cken­zeit erst beginnt. Auch im Cer­ra­do und Ama­zo­nas lodert es auf Rekord­ni­veau. In den ers­ten sechs Mona­ten des Jah­res 2024 bra­chen die wich­tigs­ten bra­si­lia­ni­schen Bio­me Rekor­de. Außer­dem sin­ken die Was­ser­pe­gel des Pant­anal und vie­ler Flüs­se in atem­be­rau­ben­dem Tempo.

  • Das Pant­anal ist fast halb so groß wie Deutsch­land. Im größ­ten Süß­was­ser­feucht­ge­biet der Erde wüten momen­tan die meis­ten Feu­er seit­dem Brän­de von Satel­li­ten des Natio­nal Insti­tu­te for Space Rese­arch (INPE) über­wacht wer­den. Im Pant­anal wur­den 3262 Brän­de ent­deckt, 22-mal mehr als im glei­chen Zeit­raum des Vorjahres.
  • Auch der Cer­ra­do bricht die­ses Jahr alle Feu­er­re­kor­de. Bis Ende Juni wur­den mit 12.097 Brand­her­den die meis­ten Feu­er seit 1998 gezählt.
  • Aber es brennt auch im Ama­zo­nas: Die Zahl der Feu­er ist die höchs­te in den letz­ten 20 Jah­ren. Hier wur­den fast 13.000 Brän­de fest­ge­stellt, ein Anstieg von mehr als Drei­vier­tel im Ver­gleich zum Vor­jahr. Und dass, obwohl die Ent­wal­dung im Ama­zo­nas seit dem Amts­an­tritt von Prä­si­dent Luna da Sil­va deut­lich zurück­geht. Dies­mal lie­gen die Ursa­chen nicht nur bei Brandrodung

Es besorgt mich und mei­ne Kolleg:innen sehr, dass die Situa­ti­on schon zu Beginn der Tro­cken­zeit so dra­ma­tisch ist. Das Feucht­ge­biet Pant­anal erlebt eine schwe­re Dür­re. Die knap­pen und unre­gel­mä­ßi­gen Regen­fäl­le reich­ten nicht aus, damit die Flüs­se über­lau­fen und die eigent­lich typi­sche Seen­land­schaft schaf­fen — den Lebens­raum für Kai­ma­ne, Rie­sen­ot­ter, Amei­sen­bär und Jagu­ar. Statt­des­sen kamen die Feu­er. Schon jetzt sind es mehr Feu­er als 2020, als ein Drit­tel des Pant­anal brann­te und wahr­schein­lich mehr als 17 Mil­lio­nen Wir­bel­tier getö­tet wurden.

Cer­ra­do, die “Wie­ge des Wassers”

Das Was­ser des Pant­anal kommt aus dem Cer­ra­do, einer rie­si­gen Savan­ne, die sich über zwei Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­tern von Zen­tral­bra­si­li­en bis nach Boli­vi­en und Para­gu­ay erstreckt. Der Cer­ra­do ist ein Bio­di­ver­si­tät-Hot­spot und behei­ma­tet unzäh­li­ge ende­mi­sche Arten. Aber noch wich­ti­ger: Die Hoch­ebe­nen des Cer­ra­do sind als Ber­ça das águ­as bekannt, als Wie­ge des Was­sers. Hier lie­gen die Quel­len eini­ger der größ­ten Flüs­se des Lan­des. Sie ver­sor­gen das Ama­zo­nas­be­cken, das Pant­anal, den Atlan­ti­schen Regen­wald, ein Groß­teil der Land­wirt­schaft und die größ­ten Bal­lungs­ge­bie­te Brasiliens.

Feuer im Pantanal, Brasilien
Es brennt im Pant­anal so oft wie nie zuvor
© IMA­GO-Xin­hua-Lucio­Ta­vo­ra

Die öko­lo­gi­sche Bedeu­tung des Cer­ra­do wird aber lei­der miss­ach­tet. Im Cer­ra­do wird wei­ter gna­den­los abge­holzt, hier geht die Umwand­lung in land­wirt­schaft­li­che Flä­chen fast unge­bremst wei­ter. Aus der Savan­ne wer­den Rin­der­far­men, Soja- und Mais­fel­der. Der Cer­ra­do hat in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten fast 60 Pro­zent der ursprüng­li­chen Vege­ta­ti­on ver­lo­ren. Und dar­an tra­gen wir eine Mit­schuld. So stam­men bei­spiels­wei­se 70 Pro­zent des in die EU impor­tier­ten Sojas, das mit Natur­zer­stö­rung in Ver­bin­dung gebracht wird, aus die­ser Region.

Cerrado, Brasilien: Wo Savanne war ist jetzt eine Kaffeeplantage
Cer­ra­do: Wo Savan­ne war ist jetzt eine Kaf­fee­plan­ta­ge © IMAGO / Pond5Images

Die Kon­se­quen­ten zei­gen sich jetzt: Ohne die was­ser­spei­chern­den Wäl­der des Cer­ra­do trock­nen die Flüs­se und Feucht­ge­bie­te zuneh­mend aus. Die Fol­gen der Kli­ma­kri­se und das Phä­no­men El Niño ver­schär­fen die Was­ser­knapp­heit. Gro­ßen Tei­len Bra­si­li­ens geht das Was­ser aus, auch wenn es nicht in Flam­men aufgeht.

Doch es gibt bei aller Sor­ge für mich auch Hoff­nung: Schutz­ge­bie­te und Indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en sind ech­te Brand­mau­ern! Satel­li­ten­bil­der zei­gen deut­lich: Wo Schutz­ge­bie­te sind und wo Indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en lie­gen, ist der Wald in einem deut­lich bes­se­ren Zustand. Stu­di­en unter­mau­ern die­ses Bild mit ein­deu­ti­gen Zah­len: Nur 1,6 Pro­zent der Ent­wal­dung im Ama­zo­nas der letz­ten Jahr­zehn­te betra­fen Indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en. Im Ama­zo­nas­ge­biet fan­den fast 90 Pro­zent der Ent­wal­dung außer­halb von Schutz­ge­bie­ten statt.

Schlüs­sel­bi­om Cerrado

Jedoch ist der Cer­ra­do weit­aus weni­ger geschützt als der Ama­zo­nas. Weni­ger als ein Zehn­tel steht unter Schutz, dazu kom­men fünf Pro­zent indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en. Im Ama­zo­nas dage­gen sind zusam­men­ge­nom­men mehr als die Hälf­te des Gebiets. Des­halb setzt sich der WWF für Aus­wei­sung neu­er Schutz­ge­bie­te und für die Land­rech­te tra­di­tio­nel­ler und indi­ge­ner Völ­ker im Cer­ra­do ein. Wir brau­chen gemein­sa­me Anstren­gun­gen, um die Ent­wal­dung zu kon­trol­lie­ren, um uns von degra­dier­ten Gebie­ten zu erho­len. Es reicht eben nicht „nur“ den Ama­zo­nas zu schüt­zen. Alles hängt mit allem zusam­men. Wir müs­sen auch den Cer­ra­do schüt­zen, wenn wir das Pant­nal und den Ama­zo­nas ret­ten wollen.

Wir vom WWF tun alles, um auch die Regie­rung in Bra­si­li­en davon zu über­zeu­gen, dass auch der Cer­ra­do deut­lich mehr Schutz braucht. Es wür­de mich sehr freu­en, wenn ihr unse­re Arbeit wei­ter unter­stützt! Es fühlt sich heu­te wich­ti­ger als jemals an.

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