Extrem­wet­ter im Zei­chen der Klimakrise


Der Klever Stadtteil Schenkenschanz ist vom Rheinhochwasser umschlossen
Der Klever Stadtteil Schenkenschanz ist vom Rheinhochwasser umschlossen. © picture alliance/dpa/Arnulf Stoffel

Gro­ße Tei­le des Lan­des ste­hen der­zeit unter Was­ser. Hal­ten die Dei­che oder hal­ten sie nicht? Endet der Regen oder zieht das nächs­te Tief­druck­ge­biet aus dem Atlan­tik auf und bringt noch mehr Niederschläge?

Deutsch­land drückt die Dau­men. Wäh­rend im Nor­den des Lan­des Hun­der­te auf gepack­ten Kof­fern sit­zen und hof­fen, die nächs­ten Näch­te nicht auf Feld­bet­ten in Sport­hal­len ver­brin­gen zu müs­sen, ver­su­chen Ein­satz­kräf­te mit Sand­sä­cken und mobi­len Dei­chen das Schlimms­te zu ver­hin­dern. Klimarea­li­tät 2024.

Das Jahr beginnt im Kri­sen­mo­dus. Die Kli­ma­kri­se zeigt ihr grau­sa­mes Gesicht. Erin­ne­run­gen an die Sturz­flu­ten im Ahrtal wer­den wach. Das ist nicht ein­mal drei Jah­re her. Die Bilanz damals: mehr als 180 Tote und Sach­schä­den von geschätzt 35 Mil­li­ar­den Euro! Kos­ten, für die im wesent­li­chen die Steuerzahler:innen auf­ge­kom­men sind.

Die Lahn ist bei Heuchelheim wegen Hochwasser über die Ufer getreten und hat u.a. die Landstrafle L3359 überflutet, die daher aktuell gesperrt ist
Hoch­was­ser in Hes­sen: Die Lahn ist bei Heu­chel­heim wegen Hoch­was­ser über die Ufer getre­ten und hat diver­se Land­stra­ßen über­flu­tet © IMAGO/Jan Eifert

Es bleibt zu hof­fen, dass das Hoch­was­ser nicht ganz so zer­stö­re­risch zuschlägt. THW, Feu­er­wehr und Anwoh­ner sind uner­müd­lich im Ein­satz, um die Schä­den zu begren­zen. Danach wird es ans Auf­räu­men gehen und die Fra­ge wird kom­men, wer für die ent­stan­de­nen Schä­den auf­kommt. Kei­ne Fra­ge: Die Betrof­fe­nen ver­die­nen die Soli­da­ri­tät der Gemein­schaft. Das befreit uns aber nicht von der Auf­ga­be, wie sich sol­che Kata­stro­phen in Zukunft ver­hin­dern oder ihre Aus­wir­kun­gen mini­mie­ren las­sen. Denn Klimawissenschaftler:innen sind sich einig: Extrem­wett­ereig­nis­se wer­den auch in Deutsch­land immer häu­fi­ger und es ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass auf die Flut schon bald die nächs­te Dür­re folgt.

Bis­lang setzt mit sin­ken­den Pegel­stän­den oft die viel beschwo­re­ne „Flut­de­menz“ ein

Die Schä­den wer­den beho­ben, Dei­che ver­stärkt und danach: zurück zur Tages­ord­nung. Eine Stra­te­gie, die wir uns nicht leis­ten kön­nen. Wir müs­sen unser Land wider­stand­fä­hi­ger machen und das geht nur mit und nicht gegen die Natur.  Es reicht nicht die Hoch­was­ser­schutz­kon­zep­te auf den Prüf­stand zu stel­len, son­dern wir brau­chen ein grund­sätz­li­ches Umden­ken in Sachen Wasserhaushalt.

Das Was­ser muss raus aus den Kel­lern und Wohn­zim­mern und rein in die Land­schaft! Durch die Kana­li­sie­rung von Flüs­sen, Bächen und der Zer­stö­rung von über 80 Pro­zent der natür­li­chen Über­flu­tungs­flä­chen wie Auen rau­schen die Nie­der­schlä­ge mit hoher Geschwin­dig­keit ins Meer. Schlecht für die Natur und gefähr­lich für uns Menschen.

Mehr Platz für Flüs­se ver­hin­dert Über­schwem­mun­gen nicht aber ver­rin­gert die Schäden

Jahr­hun­dert­lang haben wir ver­sucht, Was­ser aus der gesam­ten Land­schaft mög­lichst schnell abflie­ßen zu las­sen. Ziel war es, Flä­chen für Sied­lun­gen und Land­wirt­schaft zu erschlie­ßen. Eine Ent­wick­lung, die uns immer häu­fi­ger auf die Füße fällt.

Die­sen Pro­zess gilt es schleu­nigst umzu­keh­ren. Wir brau­chen eine Art Tem­po­li­mit für das Regen­was­ser! Dazu muss die Phi­lo­so­phie der Ent­wäs­se­rung grund­sätz­lich in Fra­ge gestellt wer­den. Dazu gehört ein ange­pass­ter Wald­um­bau, die Humus­an­rei­che­rung der Böden und eine Ent­sie­ge­lung der Land­schaft. Das gilt beson­ders für den Bau in hoch­was­ser­ge­fähr­de­ten Gebie­ten. Es macht kei­nen Sinn, wie­der auf­zu­bau­en, wenn abseh­bar ist, dass das nächs­te „Jahr­hun­dert­hoch­was­ser“ die Bau­ten viel­leicht schon in den kom­men­den Jah­ren wie­der niederreißt.

Zen­tral ist es, Moo­re und Feucht­ge­bie­te zu rena­tu­rie­ren. Dies ist nicht nur ein Bei­trag zum Hoch­was­ser­schutz, son­dern zugleich ein Hebel zum Erhalt der Was­ser­res­sour­cen und ein wich­ti­ges Instru­ment im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se, bei gleich­zei­ti­ger Stei­ge­rung der Biodiversität.

 

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