Vor einigen Monaten war ich beruflich in Malaysia. Ein sehr interessantes Land übrigens, das ich mir nach getaner Arbeit noch eine Weile angesehen habe. Entdeckt habe ich viel, unter anderem meine Trauminsel. Ein winziges Eiland mit wunderschönen Stränden. Auf den ersten Blick. Bis plötzlich jemand vorschlug, Müll sammeln zu gehen. Plastikmüll in Malaysia? Wo denn? Auf den zweiten Blick leider überall, flächendeckend: Der kleine Wald direkt hinter dem Strand ertrank geradezu im Plastikmüll, angeschwemmt während des letzten Monsuns.
Plastikmüll soweit das Auge reicht
Etwa 15 Leute halfen beim Aufräumen. Der Strandabschnitt, den wir uns für diesen Tag vorgenommen hatten, war nicht besonders lang. Und doch erschien unser Vorhaben wie eine unlösbare Aufgabe. Auf jedem Quadratmeter Waldboden lag einfach zu viel, was da nicht hingehörte. Wir haben es auch nicht ganz geschafft, an diesem Tag. Aber immerhin vielleicht dreiviertel des Wäldchens vom Zivilisationsmüll befreit.
Geschätzte 90 Prozent des Plastikmüll in Malaysia waren übrigens Plastikflaschen. Ob Wasser, Kaffee, Milchshake oder Energydrink. Jegliche Form hatte ich in der Hand. Ein paar Schuhe waren auch dazwischen, jeweils nur ein Exemplar. Außerdem Dosen, Styropor und zwei verloren gegangene Fischernetze. Aber das eindeutig Erschreckendste waren diese ganzen Flaschen.

Was sind uns unsere Meere wert?
Ein WWF-Report hat den Wert der Meere wirtschaftlich beziffert. Diese Herangehensweise finde ich spannend: Vielleicht überzeugen ökonomische Argumente, wo Apelle an die Vernunft nicht ausreichen.
Für mich persönlich sind die Ozeane aber mehr als ihre Wirtschaftskraft. Vor allem sind sie Heimat unzähliger, schillernd bunter Fischarten, die dort unten wie in einer riesigen, geheimnisvollen Parallelwelt ihre Bahnen ziehen und ihren Lebensraum haben. Genauso wie natürlich viele Meeressäuger und –Pflanzen auch.
Wir (zer)stören
Leider dringt der Mensch nicht erst seit gestern immer weiter in den Lebensraum Ozean ein – immer tiefer und auch immer dauerhafter. Sei es durch Öl, Lärm oder Plastik. Ich war schockiert, als ich das erste Mal vom Great Pacific Garbage Patch gehört habe, einem Müllstrudel im Nordpazifik von den Ausmaßen Mitteleuropas. Und er ist nicht der einzige seiner Art.

Tödliche Folgen
Ein verendeter Albatros mit lauter bunten Flaschendeckeln im Bauch. Eine Schildkröte, die sich in einem umhertreibenden Geisternetz verfangen hat. Eine Möwe, stranguliert durch einen Sixpack-Ring: Die Fotos der Folgen unseres Plastikkonsums sind mir allgegenwärtig, viel habe ich darüber schon geschrieben. Nun hatte ich ein kleines Mosaik der Verschmutzung mit eigenen Augen gesehen.
Zurück zum Glas
Nach dieser Erfahrung steht für mich einmal mehr fest, dass wir alle Plastik vermeiden müssen, wo es nur geht. Vor allem Plastikflaschen. Und ich habe etwas entdeckt, was ich eigentlich längst hätte wissen müssen: Wasser aus Glasflaschen schmeckt viel besser! Meistens trinke ich ohnehin Leitungswasser. Wenn ich doch einmal Lust auf Sprudel habe, kaufe ich den jetzt nur noch in Glas.
Gar nicht so leicht zu finden übrigens, viele Supermärkte führen das gar nicht mehr. Aber — auch das habe ich entdeckt — man braucht nur genauer hinzusehen. Plötzlich findet man zum Beispiel in der Drogerie an der Ecke ein ganzes Sortiment.
Mehr tun?
- In einigen Städten gibt es sie bereits und sie werden zum Glück zahlreicher: Läden, die Nahrungsmittel ohne Verpackung anbieten. Einfach mal auskundschaften!
- Für viele schon selbstverständlich: Immer einen oder mehrere Stoffbeutel in der Tasche haben, um der Tütenfalle zu entgehen. Und am besten eine Trinkflasche für’s Leitungswasser.
- Auch der WWF tut viel zur Rettung unserer Meere. Unterstützen kann man zum Beispiel ein großangelegtes Projekt zur Bergung von herrenlosen Fischernetzen, sogenannten Geisternetzen, aus der Ostsee.
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