In den letzten Wochen und Monaten war ich häufig in Andalusien. Der Grund: Wir wollen bessere Zitrusfrüchte, die uns im Winter etwas Sonne ins Herz zaubern.
Andalusien ist toll. Granada, Sevilla oder Cordoba locken viele Touristen. Andalusien hat aber auch faszinierende Natur zu bieten. Der Spanische Kaiseradler ist hier zuhause, ebenso der Iberische Luchs. Beide zählen zu den bedrohten Arten. Im Winter legen viele Zugvögel in den Feuchtgebieten des Coto Doñana, UNESCO-Weltnaturerbe und ältester Nationalpark Spaniens, einen Zwischenstopp ein.
Ich war aber nicht wegen der Reize Andalusiens dort. Südspanien ist einer der Obst- und Gemüsegärten Europas. Viele der Orangen und Mandarinen, die wir in diesen Wochen kaufen, stammen aus Andalusien. Der Anbau geht oft zu Lasten der Natur: In zu trauriger Berühmtheit gelangten Regionen wie Huelva und Almeria hinterlässt die intensive Bewirtschaftung in der Umwelt ihre Spuren. Wir wollen helfen, dies zu ändern.
Ran an die süßen Orangen!
Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen vom WWF Spanien war ich unterwegs, um EDEKA bei der Umsetzung eines Projekts für konventionell angebaute Zitrusfrüchte zu beraten: Auf der Finca Iberesparragal, unweit von Sevilla, von der EDEKA einen Teil der Orangen und Mandarinen für ihre Eigenmarke bekommt.
Denn trotz steigender Beliebtheit von Bio-Produkten ist die Nachfrage nach konventionell angebauten Zitrusfrüchten weiter groß. Deswegen finden wir es wichtig, hier Verbesserungen anzustoßen. Konkret beraten wir fachlich zu drei zentralen Themen:
1.) Weniger Insektizide und Co.
Im konventionellen Anbau von Zitrusfrüchten kommen eine ganze Reihe synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz. Wir möchten, dass die Finca das durch alternative Anbaumethoden grundsätzlich reduziert. Zum Beispiel, indem Nützlingen auf der Plantage möglichst naturnahe Lebensräume bekommen. Fühlen sich Marienkäfer zwischen den Zitrusbäumen wohl, legen sie Eier. Aus den Eiern werden Larven und die fressen Schädlinge wie Blattläuse. Gegenüber 2015 konnte die Chemiebelastung pro Hektar bereits um etwa zwei Drittel reduziert werden (Vergleichszeitraum Januar-November).
Außerdem wollen wir, dass besonders kritische Stoffe durch weniger kritische ersetzt werden. Dabei orientieren wir uns an der „PAN International List of Highly Hazardous Pesticides“ des Pesticide Action Network (PAN). Beispielsweise wurden alle Insektizide, die auf der PAN-Liste stehen, durch nicht gelistete Mittel oder agrarökologische Alternativen ersetzt. Einige Insekten können zum Beispiel kleine Spuren auf der Schale hinterlassen, fügen aber sonst keine Schäden zu. Wir finden es gut, dass die Orangen deswegen nicht aussortiert werden, sondern dann dennoch ihren Weg in den Laden finden. Warum auch? Die Früchte sind ja trotzdem qualitativ einwandfrei!
Statt entsprechende Insektizide gegen sie einzusetzen, werden jetzt sanfte Methoden angewandt: Statt mit Chemie werden die Früchte beispielsweise mit Tonerde (Kaolin), behandelt. Die wirkt als physische Barriere und schützt so die Frucht. Darüber hinaus wirkt die Frucht vermutlich auch weniger attraktiv für die „Mosquito Verde“, eine grüne Fliege, der Orangen leider auch gut schmecken.
2.) Veränderungen im Wassermanagement
Das zweite zentrale Thema, bei dem wir fachlich helfen, ist die Verbesserung der Wassernutzung. Die Finca liegt im Wassereinzugsgebiet des Guadalquivir, der Wasserlebensader Andalusiens und des Nationalparks Coto Doñana. Der Guadalquivir wird als Ressource überstrapaziert, rund 87 Prozent des verfügbaren Wassers werden für die Landwirtschaft entnommen. Der Grundwasserspiegel in der Region sinkt. Vielleicht habt Ihr auch schon einmal gehört, dass der Nationalpark regelrecht auszutrocknen droht .
Das Wasser für die Bewässerung von Iberesparragal wird ausschließlich aus einem eigenen Stausee entnommen, der durch Regenwasser gespeist ist. Auf der gesamten Finca existieren keine Brunnen. Das ist schon mal gut. Wir schauen uns den aktuellen Verbrauch genau an und ermitteln das Wassereinsparpotenzial der Finca. Wo kann noch effizienter bewässert werden, zum Beispiel durch den Einsatz von Technologien wie Bodensonden? Wie kann die Finca ihren Wasserverbrauch noch besser überwachen und steuern? Das so gesparte Wasser soll jedoch nicht für mehr Anbau genutzt werden, sondern ins Ökosystem zurückfließen.
An der Wassersituation haben aber viele Nutzer ihren Anteil. Daher weiten wir den Blick in die ganze Region. Wir möchten dabei helfen, dass der Erfolg auf der Finca auch andere Farmen und Akteure inspiriert. Nur gemeinsam können wir am Guadalquivir den Wasserverbrauch nachhaltiger gestalten.
3.) Biologische Vielfalt statt Monokultur
Last but not least soll sich die Finca Iberesparragal mehr um die biologische Vielfalt kümmern. Die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln ist da ganz zentral, aber nicht das Ende der Fahnenstange. Auf der Finca nisten zahlreiche Weißstörche. Was dort sonst noch kreucht und fleucht, das bestimmen wir gerade genauer. Dann wissen wir, ob beispielsweise neue Biotope angelegt werden müssen, wo Hecken gepflanzt und Nistplätze angelegt werden sollten.
EDEKA ist mit der Finca Iberesparragal verantwortlich für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen. Wir vom WWF beraten und überprüfen regelmäßig die Projektfortschritte. Das klingt alles nach ziemlich viel Arbeit. Das ist es auch. Deswegen bin ich auch froh, dass wir vor Ort mit dem WWF Spanien so gut zusammenarbeiten! Wir denken, dass es sich lohnt — auch über Iberesparragal hinaus.
P.S.: Die Orangen von der Finca Iberesparragal sind ab Dezember zunächst in EDEKA-Märkten in Ostwestfalen-Lippe, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg erhältlich. Auf den Beuteln der Orangen gibt’s einen extra Hinweis auf das Projekt.
Hallo, liebes WWF-Team,
wir haben ihren Beitrag über andalusische, biologische Orangen mit großem Interesse gelesen.
Wir wohnen seit 10 Jahren in der Nähe von Sevilla und bewirtschaften eine kleine ( 1,2 ha ) umfassende Finca mit Orangenbäumen, die auf biologischer Basis bei uns wachsen. Der Ertrag liegt im Durchschnitt bei ca. 4 — 4 1/2 t je nach Witterungsbedingungen.
Falls die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der von Ihnen bezeichneten Finca in der Nähe von Sevilla besteht, freuen wir uns über eine kurze Info von Ihnen.
Mit freundlichem Gruß
Hannelore und Erwin Muth
Hallo
Erwin und Hannelore Muth,
habt ihr mal in Birstein gewohnt?
Ich wohne jetzt in Bruchsal
LG. Fritz Burkardt