Gestor­ben für den Wald: Zum Tod von Pau­lo Pau­li­no Guajajara


Paulo Pauliono Paulo Paulino Guajajara
Ermordet: Waldschützer Paulo Paulino Guajajara © REUTERS/Ueslei Marcelino

Pau­lo Pau­li­no Gua­ja­ja­ra war ein “Wäch­ter des Wal­des” in sei­nem indi­ge­nen Gebiet Ara­ri­bóia. Holz­fäl­ler lock­ten ihn in einen Hin­ter­halt. Pau­lo starb durch einen Kopf­schuss. Anschei­nend starb auch einer der Ein­dring­lin­ge. Die Bun­des­po­li­zei ermittelt.

Indi­ge­ne gegen Holzfäller

Das Ara­ri­bóia-India­ner­land mit 413.000 Hekt­ar beher­bergt einen der letz­ten annä­hernd unbe­rühr­ten Wäl­der am öst­li­chen Rand des Ama­zo­nas, wes­halb es von ille­ga­len Holz­fäl­lern und Land­räu­bern sehr begehrt ist. Neben den Gua­ja­ja­ra, die mehr als 5000 Men­schen in ver­schie­de­nen Dör­fern zäh­len, leben auch die Awá-Gua­já hier. Es ist eine der letz­ten Jäger-Samm­ler-Grup­pen im gesam­ten Ama­zo­nas. Eini­ge der Stäm­me gel­ten als frei­wil­lig iso­liert. Sie wur­den von der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on noch nicht ‑mit fried­li­chen Absich­ten- kontaktiert.

Wäch­ter des Wal­des” gegen die ille­ga­le Abholzung

Ille­ga­le Abhol­zun­gen sind in Ara­ri­bóia nicht neu. Sie haben in den letz­ten zwei Jah­ren aber zuge­nom­men. Ange­sichts der Träg­heit der Behör­den beschlos­sen die Gua­ja­ja­ra schon 2012, die “Wäch­ter des Wal­des” zu schaf­fen. Es ist eine Grup­pe jun­ger Men­schen, die durch ihre Gebie­te patrouil­lie­ren. Nicht sel­ten beschlag­nah­men sie dabei auch Gerä­te der ille­ga­len Holzfäller.

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Die Bedro­hun­gen nah­men von Jahr zu Jahr zu. 2019 erreich­ten sie extre­me Aus­ma­ße. Meh­re­re Bun­des­be­hör­den hat­ten zuge­si­chert das Leben von Holz­fäl­lern zu erleich­tern und die Gren­zen indi­ge­ner Ter­ri­to­ri­en zu über­prü­fen. Ende Sep­tem­ber 2019 rich­te­ten die Gua­ja­ja­ra ein Hil­fe­er­su­chen an die Fun­da­ção Nacio­nal do Índio (FUNAI) und an die Regie­rung von Maran­hão. Die Gefahr durch Holz­fäl­ler und Land­neh­mer, die sich für gesetz­lich geschütz­tes Ter­ri­to­ri­ums inter­es­sie­ren, hat­te da bereits ein alar­mie­ren­des Niveau erreicht.

Indi­ge­nen­be­hör­de extrem geschwächt

Die Regie­rung von Maran­hão behaup­tet jedoch nicht zustän­dig zu sein. Ver­ant­wort­lich für die Über­wa­chung des Lan­des sei die FUNAI. Die Finan­zie­rung der FUNAI wur­de jedoch von der Regie­rung dras­tisch gekürzt, so dass deren Hand­lungs­fä­hig­keit stark ein­ge­schränkt ist. Durch die Bud­get­ein­schnit­te bei der Indi­ge­nen­be­hör­de gibt es fast kei­ne Patrouil­len mehr. Ille­ga­les Ein­drin­gen in indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en wird kaum geahndet.

Ent­wal­dung in indi­ge­nen Ter­ri­to­ri­en explodiert

Ohne­hin geht am Ama­zo­nas gera­de längst nicht nur um die Brän­de. Das poli­ti­sche Kli­ma för­dert die ille­ga­le Aus­beu­tung der Wäl­der auf indi­ge­nem Boden. Begon­nen hat­te dies schon unter der Regie­rung Temer. Unter Bol­so­n­a­ro hat es sich ver­tieft. Die Ent­wal­dung indi­ge­ner Län­der ist 2019 förm­lich explo­diert. Von Janu­ar bis Okto­ber nahm sie im Ver­gleich zu 2018 um 300 Pro­zent zu. Im Ver­gleich zu 2017 sogar um 990 Prozent!

Immer mehr Über­griff auf Indi­ge­ne am Amazonas

Dies geht ein­her mit zuneh­men­den Über­grif­fen. Laut der Katho­li­schen Kir­che (CIMI – Indi­ge­nen Rat) haben Über­grif­fe auf indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en mas­siv zuge­nom­men. Im Jahr 2017 wur­den 96 Fäl­le offi­zi­ell regis­triert. 2019 sind es bereits 160 Fälle.

164 tote Umwelt­schüt­zer 2018

Pau­los Ermor­dung reiht sich ein in die zuneh­men­de Gewalt gegen Umwelt­schüt­zer und Land­rechts­ak­ti­vis­ten welt­weit. Allein 2018 star­ben nach Anga­ben von Glo­bal Wit­ness dabei min­des­tens 164 Men­schen. Häu­fig Ange­hö­ri­ge von Indi­ge­nen, die ihr Land ver­tei­di­gen wollen.

Pau­lo ist tot. Wir zei­gen uns soli­da­risch mit dem Kampf des Vol­kes der Gua­ja­ja­ra sowie aller indi­ge­nen Völ­ker und tra­di­tio­nel­len Bevöl­ke­rungs­grup­pen, die für die Ver­tei­di­gung ihrer Ter­ri­to­ri­en kämp­fen. Wir for­dert das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um in Bra­si­li­en öffent­lich auf, sei­ner recht­li­chen Ver­pflich­tung nach­zu­kom­men, den Schutz der indi­ge­nen Gebie­te zu ver­stär­ken — und die Ver­ant­wort­li­chen für Über­grif­fe in geschütz­te Gebiet festzunehmen.

 

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8 Kommentare

  1. Jens Fankhänel
    6. November 2019
    Antworten

    Mein herz­lichs­tes Bei­leid geht an die Ange­hö­ri­gen von Pau­lo Pau­li­no Gua­ja­ja­ra. Außer­dem hof­fe ich, dass die Schul­di­gen bald bestraft werden.

  2. Gabel
    9. November 2019
    Antworten

    Mein Bei­leid. Die Mör­der von Pau­lo Pau­li­no Gua­ja­ja­ra müs­sen bestraft werden.

    Wir soll­ten Holz­pro­duk­te und ande­re Pro­duk­te, die dem Urwald scha­den boykottieren.

    • Dietrich Emde
      30. Mai 2020
      Antworten

      Bit­te um eine Mit­tei­lung in wel­chen Lebens­mit­teln u Kos­me­ti­ka Palm­öl Ver­wen­dung findet !?

  3. Cerniu Chris
    9. November 2019
    Antworten

    Mei­ne Anteil­nah­me geht an die Fami­lie von Pau­lo Pau­li­no Gua­ja­ja­ra. Ich hof­fe sehr das die Schul­di­gen, Ver­bre­cher end­lich ding­fest und ver­ur­teilt wer­den. Die dor­ti­ge Regie­rung muss sich end­lich kümmern !!

  4. 28. Dezember 2019
    Antworten

    Zunächst ein­mal gilt mein Mit­ge­fühl allen Freun­den, Fami­li­en, Bekann­ten und nicht zuletzt uns selbst, weil eine fein­ner­vi­ge, aber gewal­ti­ge Stim­me auf ewig schwei­gen muss und in unfaß­ba­rer Grau­sam­keit aus dem Leben geris­sen wur­de. Lei­der steht sein Schick­sal für vie­le Men­schen indi­ge­nen Abstam­mung, ob sie nun unmit­tel­bar im Sin­ne des §212 (211) StGB ermor­det wer­den oder lang­sam aus­ge­löscht. Schon Las Casas sprach bei sei­nem fast 500 Jah­re zurück­lie­gen­den Ankla­ge­dis­put vor Kai­ser Karl V. von einem Mord an den ein­hei­mi­schen Völkern.
    Doch eine Fra­ge treibt mich eben­so um: Haben wir, die “zivi­li­sier­te” Gesell­schaft, denn das Recht, unse­re Erkennt­nis­se in Was­ser­rei­ni­gung, auf dem Gebiet der Medi­zin oder bei der Bil­dung den indi­ge­nen Völ­kern vor­zu­ent­hal­ten? Degra­die­ren wir nicht im schlimms­ten Sin­ne als Kolo­ni­al­her­ren die Men­schen erneut dazu, viel­leicht nicht aus­ge­beu­tet z wer­den, aber jeder frei­en Ent­schei­dung beraubt zu sein? Was wür­de die im Kind­bett ster­ben­de Mut­ter davon hal­ten, wenn eine Woche Ruhe und ein Breit­spek­trum-Anti­bio­ti­kum sie ret­ten kann?
    Nein, es gibt auf solch exis­ten­ti­el­le Fra­gen kei­ne ein­fa­chen Ant­wor­ten, Und dar­um kann die Ant­wort auch nicht lau­ten, indi­ge­ne Bevöl­ke­run­gen unter eine art “Glas­glo­cke” un eine Zeit­kap­sel zu ver­set­zen. Der Mensch hat einen frei­en Wil­len, mit dem ihn Gott oder aus dem Win­kel des Exis­ten­zia­lis­mus gese­hen, die Natur aus­ge­stat­tet hat. Dazu gehört aber auch, daß er die Optio­nen ken­nen muss — so tra­gisch oft­mals (auch hier im Ein­zel­fal­le) die Kon­se­quen­zen sind. Wir dür­fen uns nicht als die Klü­ge­ren gerie­ren, die den bil­dungs­fer­nen indi­ge­nen Völ­kern vor­schrei­ben, was ihnen gut zu tun hat.

  5. Janne Luna
    10. Mai 2020
    Antworten

    Pau­lo ist ein Opfer nicht nur der ille­ga­len Holz­fäl­ler, son­dern auch und vor allem der Regie­rung des Jair Bol­so­n­a­ro, der, wie Trump auch, einer der dümms­ten Poli­ti­ker der Gegen­wart! Man kommt FUNAI, der bra­si­lia­ni­schen Indi­ge­nen­be­hör­de, auf per­fi­de Wei­se bei, indem man deren finan­zi­el­le Unter­stüt­zung dras­tisch einschränkt.
    Wenn sich jetzt die Welt nicht auf­bäumt und Sturm läuft gegen das menschenverach
    ten­de Regime in Bra­si­lia, dann sehe ich schwarz für die Zukunft Ama­zo­ni­ens und für das Über­le­ben sei­ner indi­ge­nen Völ­ker und deren Kultur!

  6. Janne Luna
    10. Mai 2020
    Antworten

    Mein zutiefst emp­fun­de­nes Bei­leid für Paulo’s Familie!
    Möge er den Frie­den fin­den, den ihm die­se Welt nicht
    geben konnte!

    Mein tief­emp­fun­de­nes Bei­leid für

  7. Dietrich Emde
    30. Mai 2020
    Antworten

    Und das obwohl auch in Euro­pa Soja ange­baut wer­den kann!!!?

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