Was wir über die Gefahren der Vogelgrippe sagen können — und wie wir potenziellen neuen Pandemien entgegenwirken können.
Corona ist zwar noch da, gefühlt aber von gestern. Heute diskutieren wir erneut über die Hoch Pathogene Aviäre Influenza (H5N1), auch Vogelgrippe genannt. Das vor allem für Vögel tödliche Virus kann sich mit anderen Viren kombinieren und springt auf immer mehr Säugetiere über.
Das Virus kennen schon seit Jahrzehnten. Wahrscheinlich entstand es in den 1960er-Jahren in asiatischen Geflügelfarmen und konnte von dort immer wieder auf Wildvögel übergehen. Seit März 2024 werden Infektionen bei Milchkühen in den USA bekannt. Inzwischen haben sich dort mehrere Mitarbeiter von Milchviehbetrieben infiziert. Die Vogelgrippe kommt uns Menschen immer näher.
Auch wenn die Vogelgrippe bisher nur sporadisch auf den Menschen überschlägt: Sie ist eine ernste Bedrohung, die wir nicht unterschätzen dürfen. Die Schäden für Natur und Wirtschaft sind enorm. Alle Vogelarten können sich an H5N1 anstecken. Das Virus hat schon verheerende Wirkungen auf die Biodiversität bei ökologisch wichtigen Wildvögeln gezeigt, wie etwa bei Pelikanen. Und ganze Bestände von Nutztieren mussten und müssen gekeult werden.
Und wir haben ‑trotz Corona- noch immer nicht die notwendigen Schritte unternommen, um die Ursachen für die nächste und übernächste und überübernächste Pandemie zu beseitigen.
Bei der aktuellen Vogelgrippe ist es relativ simpel das Risiko zu minimieren:
- Kranke oder tote Vögel nicht anfassen, sondern umgehend dem Veterinäramt melden.
- Keine Lebensmittel in der Natur zurücklassen, um die Verbreitung von Infektionen zu verhindern.
- Überwachung von Infektionen in Wildtieren und Nutztieren. Rinder zeigen oft keine oder nur milde Symptome wie zum Beispiel geringere Milchproduktion. Ein direkter Übertrag auf den Menschen ist bisher extrem selten, aber natürlich müssen wir die Entwicklung der Lage genau beobachten.
- Die Übertragung erfolgt nicht nur über Kot, sondern auch über Futter und Geräte von Farm zu Farm. Wir müssen für Hygiene in den Betrieben sorgen und den Kontakt von Nutztieren mit Wildvögeln vermeiden.
- Rohe Milch von infizierten Kühen gilt als Risikomaterial — und sollte nicht vermarktet werden.
Vor allem müssen wir aber endlich Konsequenzen ziehen. Man schätzt, dass weitere 1,7 Millionen derzeit “unentdeckte” Viren in Säugetieren und Vögeln existieren, von denen bis zu 827.000 den Menschen infizieren könnten. Nach Corona bedeutet vor der nächsten Zoonose. Wir Menschen sind sehr gut beraten uns darauf einzustellen. Und damit meine ich nicht nur Notfallpläne in der Schublade zu haben und Masken bereitzustellen.
Naturschutz ist der Schlüssel gegen Zoonosen wie die Vogelgrippe
Prävention ist immer besser als Reaktion. Durch den Schutz der Natur können wir das Risiko neuer Zoonosen verringern – und das kostet nur einen Bruchteil von der Bekämpfung einer bereits ausgebrochenen Pandemie.
Der längst erforschte Zusammenhang zwischen Landnutzungswandel, insbesondere Entwaldung, und dem Auftreten von Krankheiten verdeutlicht wie wichtig dieser ganzheitliche Ansatz ist.
Die Natur ist das Bollwerk gegen Pandemien. Wenn wir Ökosysteme schützen, verringern wir das Risiko von Spillover-Ereignissen wie jetzt bei der Vogelgrippe. Wir müssen also die Verluste natürlicher Ökosysteme und der biologischen Vielfalt eindämmen, vor allem bei der Entwaldung. Der Handel mit Wildtieren muss reguliert werden. Wir müssen die Gesundheitsfürsorge für Mensch und Tier in tropischen Regionen verbessern, die Biosicherheit in der Tierhaltung stärken und die Überwachung zoonotischer Viren verbessern.
Ich kann es gar nicht oft genug betonen: Indem wir die Gesundheit von Tieren, Menschen und Ökosystemen in den Fokus rücken, helfen wir zukünftige Pandemien zu verhindern. Genau daran arbeiten wir beim WWF.
Der One Health Ansatz betont die Verbindung zwischen der Gesundheit von Nutz- und Wildtieren sowie des Menschen. Wir beim WWF engagieren uns in diesem Bereich. Und wir setzen uns nicht erst seit Corona für präventive Maßnahmen ein, um zukünftige Pandemien zu verhindern, etwa bei den Verhandlungen zu einem globalen Pandemieabkommen. Denn auch auch hier muss gelten: Prävention ist besser, nachhaltiger und auch viel, viel günstiger als Reaktion.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr unsere Arbeit unterstützt!
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