Immer, wenn ich mich mit Leuten über Kambodscha unterhalte, scheinen die meisten sehr überrascht, dass dort noch so viele Elefanten und Leoparden leben. Die weltberühmten Tempel von Angkor sind bekannt. Und auch von der Schreckensherrschaft der Roten Khmer haben viele gehört. Wenn ich von Kambodschas Reichtum an unberührten Wäldern und Biodiversität spreche, wundern sich die meisten.
Ich habe eine Zeit lang in Kambodscha gelebt und gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viel über dieses Land gelernt: über die freundlichen Menschen, ihr schwieriges Leben, die Schönheit Kambodschas und auch viele Geschichten von Begegnungen mit den den Tieren im Dschungel.
Regenzeit in Kambodscha — Land unter Wasser
Die Regenzeit dauert hier ein ganzes halbes Jahr; dann tritt der mächtige Mekong weit über seine Ufer und überflutet große Teile des Flachlandes. Der größte See des Landes, der Tonle Sap wächst in dieser Zeit um ein Vielfaches. Bereits vom Flugzeug aus sind die gigantischen Wassermengen zu sehen, die das Land bedecken. Die Überschwemmungsgebiete werden zum Anbau von Reis, dem wichtigsten Nahrungsmittel, genutzt. Auch der Fischfang profitiert — etwa ein Drittel des Bedarfes an tierischem Eiweiß wird durch lokal gefangenen Fisch abgedeckt.
Überwältigende Freundlichkeit trotz großer Armut
In der Hauptstadt Phnom Penh angekommen, fallen einem zwei andere Merkmale des Landes ins Auge — die Armut der meisten seiner Bewohner und gleichzeitig deren überwältigende Freundlichkeit und Offenheit. Fast 40 Prozent der Kambodschaner leben unter der Armutsgrenze. Diese Not begegnet einem täglich: Kinder und Erwachsene betteln oder verkaufen Postkarten und raubkopierte Bücher. Familien leben auf Pappe und unter Planen direkt auf dem Bürgersteig. Und Müllsammler mit großen Karren machen mit quietschenden Plastiktröten im Straßenlärm auf sich aufmerksam. Überall sieht man die Opfer der Landminen, die Arme und Beine verloren haben. Und trotzdem — alle Leute lächeln, Kinder winken, überall wird man freundlich angesprochen.
Dieses Interesse wird das eine oder andere Mal wirtschaftlich motiviert sein – Westler verdienen meist deutlich mehr als das kambodschanische Durchschnitts-Jahreseinkommen von 400 US-Dollar – dennoch fühlt man sich sehr willkommen.
Raus aus der Hauptstadt in die Natur
Um die Naturschönheit Kambodschas zu erleben, führt kein Weg daran vorbei, die Hauptstadt zu verlassen. Der WWF konzentriert seine Arbeit auf zwei ländlich geprägte Regionen, den Mekong-Fluss im Norden und die Trockenwälder im Nordosten des Landes. Die Trockenwälder Kambodschas sind Teil des größten zusammenhängenden Waldgebietes Südost-Asiens, insgesamt etwa von der Größe Frankreichs. Hier gibt es noch Asiatische Elefanten, Leoparden, Bantengs und Leierhirsche, die allerdings während der Bürgerkriegszeit und danach durch Bejagung stark zurückgegangen sind. Auch die seltenen Nebelparder sind hier noch heimisch. Was Naturschützer hoffen lässt, ist vor allem die große Menge an intaktem Urwäldern. Die Region hat weiterhin das Potenzial, in Zukunft wieder Heimat für jene großen Wildtier-Herden zu sein, die ihr einmal den Spitznamen „Serengeti Asiens“ eingebracht haben.
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