Rostock stand auf dem Plan. Doch der Regen machte uns einen dicken Strich durch die Rechnung. Eigentlich wollten unsere “Food-Helden” vom Rostocker Hof “Hufe 8” uns in der Hansestadt unterstützen. Nachdem unsere Foodtruck-Station in Rostock jedoch sprichwörtlich ins Wasser gefallen war, dachten wir uns, in diesem Fall drehen wir doch einfach den Spieß um: Wir fahren wir zu ihnen.
Ca. 20 km außerhalb Rostocks leben Anna und Lukas vom Demeter-Betrieb “Hufe 8”. Sie bewirtschaften 50 ha, auf denen sie das Futter für Ihre Hühner anbauen. Sie machen vieles besonders in der Geflügelhaltung – A.) sie sind bio. B) sie sind zusätzlich noch Demeter zertifiziert, dass bedeutet, sie halten noch deutlich strengere Richtlinien ein. C) sie halten Legehennen in drei Mobilställen. D) sie ziehen die Bruderhähne auf.
Was sind eigentlich Bruderhähne?
Bruder-Was? Ja, das sind die männlichen Geschwister der Legehennen. Denn aus jedem zweiten Ei schlüpft nun mal ein Männchen. Die werden normalerweise aussortiert und geschreddert, weil diese Rasse nur für Legeleistung, aber nicht für guten Fleischzuwachs gezüchtet worden ist. Und da das unwirtschaftlich ist, werden jedes Jahr ca. 45 Mio männliche Geschwisterküken getötet – und zwar einzig aus dem Grund, weil es sich nicht rechnet.
Für ihre fast 5000 Legehennen (natürlicherweise weiblich) ziehen Anna und Lukas dieselbe Menge der Bruderhähne auf und vermarkten diese. Das ist ziemlich aufwändig und somit sind sie teurer als ein „normales“ Masthuhn. Zum Vergleich: ein konventionelles Masthuhn benötigt im Schnitt 35 Tage bis es schlachtreif ist, ein Bio-Masthuhn etwas über 70 Tage – ein Bruderhahn mehr als 140 Tage! Gefüttert natürlich nur mit Bio-Futter ohne Einsatz von chemisch synthetischen Pestiziden, Mineraldünger und Gentechnik.
Demeter: Keine Massen, keine intensive Mastanlagen,
Während die Eier der Bruderhähne immer ausverkauft sind, gestaltet sich die Vermarktung des Fleisches wesentlich schwieriger. Dennoch war den beiden bereits vor drei Jahren klar, als sie den Hof aufgebaut haben, dass nur nur eine tiergerechte Haltung nach den strengen Demeter-Richtlinien für sie in Frage kommen würde. Hühnerfleisch aus einer Intensiv-Mast Anlage mit 40.000 Hühnern pro Stall kommend, ist für sie undenkbar. Manchmal sind es sogar bis zu mehreren 100.000 Tieren pro Betrieb. Essen könnte sie solche Hühner nicht mehr, denn diese Intensivmast geht ihnen mächtig gegen den Hühnerkamm, ähm Strich.
Hufe 8: Landwirte mit Haltung
Wahre Helden sind die beiden aber nicht nur, weil sie das Dilemma der geschredderten Bruderhähne aktiv angehen, sondern auch weil Anna von einem gesicherten Lehrerinnen-Arbeit mit Ferien auf ein Leben als Landwirtin ohne Wochenende, ohne lange Ferien und hohem unternehmerischem Risiko gewechselt hat. Chapeau! Unseren Food Helden der Hufe 8 gilt mein größter Respekt!
Kaufen könnt Ihr die Eier der Hufe 8 derzeit vor allem in Berliner Naturkostläden und in ihrem Hofladen.
Ermordet werden sie ja trotzdem…ich verstehe den Sinn nicht wirklich 🙁
Geboren werden würden die Hühner ohne den Konsum von Eiern allerdings nicht — die Frage die sich stellt, ist eine andere: Gar kein Leben oder ein Leben, in dem es den Tieren möglichst gut geht und sie ihren natürlichen Instinkten nachgehen können, ehe sie letztlich geschlachtet werden?