Sie können die Verkehrswende in die Spur bringen, Elektroautos allein aber sind nicht die Mobilität der Zukunft. Wir brauchen weniger Pkw, die weniger fahren – und bessere Alternativen für diejenigen, die aufs Auto verzichten.
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Vor sieben Jahren bin ich auf einem Elektromotorrad für den WWF zum Klimagipfel nach Marokko gedüst. Ich saß auf einer Zero DSR, Höchstgeschwindigkeit knapp 200 km/h, das hat Spaß gemacht. So richtig durchsetzen konnte sich die Elektromobilität bei Motorrädern aber nie.
Das ist vielleicht auch nicht überraschend. Motorräder sind halt eher was für ältere weiße Männer und letztere zum Umstieg von ihrer Harley zu überzeugen, scheint besonders schwer. Obwohl es Harleys inzwischen auch als Stromer gibt…
Immerhin ist seit 2016 bei den kleineren Gefährten tatsächlich etwas in Bewegung geraten: An strombetriebene Vespas und Mietroller von TIER, LIME, Bolt und Co. haben wir uns inzwischen gewöhnt. Und Fahrräder mit Akkus, so genannte Pedelecs, erweitern vor allem auf dem Land die Reichweite von Menschen, die sonst auf das Taxi oder den eigenen PKW angewiesen wären.
Zu wenige Elektroautos auf deutschen Straßen
Der Elektroantrieb bei den Autos kommt dagegen hierzulande noch ziemlich langsam aus der Kurve. Zwar war zuletzt ein Drittel der neu angemeldeten Fahrzeuge elektrisch unterwegs. Doch der vermeintliche Boom war eher ein Strohfeuer: Viele Käufer:innen wollten wohl noch die auslaufenden staatlichen Prämien einsammeln.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!15 Millionen Elektroautos sollen 2030 über deutsche Straßen rollen – also in sieben Jahren! Das ist zumindest das erklärte Ziel der Bundesregierung. Es dürfte kaum zu erreichen sein. Aktuell wird gerade mal eine reichliche Million der rund 50 Millionen Fahrzeuge in Deutschland elektrisch angetrieben. So genannte Plug-in-Hybride, also Autos, die sowohl einen Elektro- als auch Verbrennungsmotor besitzen, sind dabei schon eingerechnet.
Stromer immer noch (zu) teuer
Warum läuft der Elektromotor, obwohl er schon 120 Jahre alt ist, hierzulande noch immer nicht rund? Neben Reichweitenangst und mangelhaft ausgebautem Ladenetz spielt der Preis eine wichtige Rolle. Unter 25.000 Euro sind in Deutschland nicht einmal eine Handvoll Modelle erhältlich. Zuschüsse von 6.000 oder 9.000 Euro helfen da nur bedingt und freuen vor allem Fahrer:innnen mit einem ohnehin schon dicken Geldbeutel.
Ob es sinnvoll ist, Leuten finanziell unter die Arme zu greifen, die sich einen Elektro-SUV von BMW, Volvo oder Mercedes leisten können, sei dahingestellt. Wem die Zuschüsse neben den Herstellern nutzen, zeigt ein Blick auf die Neuanmeldungen: Zwei Drittel davon sind gewerbliche Fahrzeuge, also Dienstwagen.
Schade eigentlich, denn Elektrofahrzeuge könnten tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat in den vergangenen Jahren diverse Ökobilanzen rauf und runtergerechnet und kommt zu dem Schluss: „Unter dem Strich ist das Elektroauto das deutlich bessere Auto.“ Allerdings verringert sich dieser Vorteil je größer und schwerer die Fahrzeuge sind. „Es macht dann kaum noch einen Unterschied, ob ich einen hocheffizienten Diesel oder einen batterieelektrischen Wagen fahre, weil beide hochgradig ineffizient sind.“
Nach wie vor werden die Autos aber immer größer und schwerer – einer der Hauptgründe, warum wir beim Klimaschutz im Verkehrsstau stecken.
Deutsche Autoindustrie setzt weiter auf Verbrenner
An dieser Stelle kommen die deutschen Autobauer ins Spiel. Ihr Kerngeschäft ist und bleibt der Verbrennermotor. Sie setzen auf Luxuskarossen und haben die Märkte in China und der arabischen Welt im Blick. Das Interesse an einer Antriebswende ist gering. Kein Wunder, denn die Gewinnspannen bei Kleinwagen sind geringer und bei den Elektroantrieben haben Hersteller aus anderen Ländern längst einen Riesenvorsprung. Die Automobilmesse in München hat es wieder einmal deutlich gezeigt: Auf das massentaugliche E‑Fahrzeug „Made in Germany“ müssen wir weiter warten.
Ohnehin ist klar, dass der Wechsel der Motoren nur ein Bauteil für eine umweltverträgliche Mobilität sein kann. „Wir brauchen weniger Autos, die weniger fahren,“ meint Verkehrsforscher Andreas Knie. Die Zahlen des Kraftfahrzeugbundesamts geben allerdings wenig Grund zur Hoffnung: Die Fahrzeugflotte wächst weiter. Zur Zeit kommen auf 1.000 Einwohner 583 Pkw. Das heißt: In Deutschland dürfen alle vorne sitzen. Immerhin: Die Fahrleistung, also die mit dem Auto zurückgelegten Kilometer, sinkt.
Allerdings löst das das Problem der herumstehenden Fahrzeuge in den Städten nicht. Die meisten Autos werden gerade mal 45 Minuten am Tag genutzt, weniger als meine Kaffeemaschine. Die belegt aber keine 12 Quadratmeter. Die restlichen 23 Stunden und 15 Minuten blockieren Autos den öffentlichen Raum, der sich prima für andere Zwecke nutzen ließe. Das gilt natürlich nicht nur für Verbrenner. Probleme wie Staus, Unfälle, zugeparkte Innenstädte und mehr Mikroplastik durch Reifenabrieb werden auch batteriebetriebene Fahrzeuge nicht lösen.
Nutzen statt besitzen
Aller Skepsis zum Trotz sieht es so aus, also würde das Elektroauto für die Mobilität der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Das heißt aber nicht, dass weiterhin jeder Haushalt ein eigenes Heiliges Blechle – nur eben mit Ladekabel – benötigt. Für eine Verkehrswende müssen wir andere Sektoren in den Blick nehmen. Die Fahrzeugflotte muss insgesamt schrumpfen. Sharing-Angebote könnten ein Ansatz sein. Wo sich das Prinzip nutzen statt besitzen durchsetzt, hat der Batterieflitzer eine gute Chance. Gleichzeitig brauchen wir insbesondere auf dem Land bessere Angebote für den öffentlichen Nahverkehr und natürlich eine Förderung des Fahrrads und des Laufens.
Kurzum: Es bleibt viel zu tun für Verkehrsminister Volker Wissing.
Mehr zum Thema gibt es in unserer Podcast-Folge “Auf der Überholspur – Kommt die Elektromobilität aus der Kurve?”.
Interessanter Artikel und nicht einfach schwarz-weiß wie viele andere zum Thema!
E‑Autos sind wohl besser als andere Autos aber ich wundere mich, ob E‑Autos überhaupt so “gut” sind: die Batterien selbst sind alles außer nachhaltig/grün und der Strom, der die E‑Autos betreibt, ist immer noch großteils mit fossile Energien produziert. Es sieht eher so aus, als ob das Problem einfach verschoben wird und nicht gelöst.
E Autos verschärfen das Klimaproblem
Für die Erreichung von Klimazielen in Deutschland sind offensichtlich viele Menschen bereit anderswo die Umwelt zu zerstören.
Der Regenwald wird zerstört, auch durch den Abbau metallische Rohstoffe, Kupfer, Nickel, seltener Erden…, was ua für die Batterien der E‑Autos benötigt wird.
Der Abbau ist mit massiven Menschenrechtsverletzungen und gravierender Umweltzerstörung verbunden und Menschen die dort leben verlieren ihr zu Hause und oft auch ihr Leben.
Der angestrebte Boom bei E‑Autos verschärft die Probleme.
Auf nur einem Hektar tief entwässerten Torfboden In den Topen entweicht jährlich die gleiche Menge CO2, wie bei einer Autofahrt 7x um die Erde.
Tausende Hektar Amazonas Regenwald werden für eine Kupfermine in Ecuador gerodet, die Abwässer des Tagebaus vergiften die Flüsse und die indigenen Shuar verlieren ihre Lebensgrundlage. Das Kupfer wird u. a. zu Kupferfolien verarbeitet die inAkkus für E‑Autos zum Einsatz kommen.
Die Regenwälder spielen eine entscheidende Rolle für das Weltklima und die Artenvielfallt, sie speichern 6xmehr CO2 als heimische Wälder. Wird der Regenwald abgeholzt, steigen große Mengen an CO2 in die Atmosphäre auf, die vorher in den Wäldern gebunden waren. Das beschleunigt den Klimawandel.
Die E‑Autos schützen weder das Klima noch lösen sie die anderen Probleme des Autoverkehrs .
Es gibt auch Forschungen zu anderen Antriebsarten, warum wird das nicht gefördert?
Es gilt eine soziale, ökologische und kilmafreundliche Rohstoff-und Mobilitätswende einzuleiten.