Haie und Rochen in der Nordsee


Riesenhai in der Nordsee
Ja, auch bei uns in der Nordsee lebt der Riesenhai © naturepl.com / Alan James / WWF

Wenn ich über Haie spre­che, mer­ke ich oft, dass vie­le Men­schen auto­ma­tisch Bil­der im Kopf haben. Meist stel­len sie sich gro­ße, grim­mi­ge, graue Raub­fi­sche vor, die an Koral­len­rif­fen auf Jagd gehen. Die meis­ten wis­sen nicht, dass wir auch Haie bei uns in den deut­schen Mee­res­ge­bie­ten haben. Und sie meis­tens ganz anders aussehen.

Haie und ihre engen Ver­wand­ten, die Rochen, kom­men welt­weit in nahe­zu allen Mee­res­le­bens­räu­men vor — von den Tro­pen bis in die Polar­ge­bie­te, von seich­ten Man­gro­ven­ge­bie­ten bis in die Tief­see. Die Süß­was­ser­s­techro­chen Süd­ame­ri­kas oder der Gan­geshai sind Bewoh­ner tro­pi­scher Flüs­se. Sie kön­nen gar nicht im Meer leben.

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Die welt­weit über 1200 Arten von Hai­en und Rochen haben sich im Lau­fe ihrer 450 Mil­lio­nen Jah­re andau­ern­den Ent­wick­lungs­ge­schich­te an vie­le unter­schied­li­che Lebens­wei­sen ange­passt. Allein ihre Kör­per­grö­ßen vari­ie­ren vom Zwerg­dorn­hai mit sei­nen 15 Zen­ti­me­tern bis zum fast 20 Meter lan­gen Walhai.

Es waren mal 18 Arten

Eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Ham­burg, beleg­te im Jahr 2017 das his­to­ri­sche Vor­kom­men von 18 Arten von Hai­en und Rochen in den deut­schen Mee­res­ge­bie­ten der Nord- und Ost­see. Vier Hai- und sechs Rochen­ar­ten gel­ten davon als hei­misch. Die meis­ten kom­men regel­mä­ßig nur in der Nord­see vor.

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Das Erstaun­lichs­te an den Ergeb­nis­sen der Stu­die ist vor allem, dass alte Lite­ra­tur und wis­sen­schaft­li­che Muse­ums­samm­lun­gen zei­gen, dass eini­ge Hai- und Rochen­ar­ten bei uns frü­her wesent­lich häu­fi­ger vor­ka­men. Sie waren teils sehr häu­fig in der Nord­see bis ins Wat­ten­meer zu finden.

Hai und Rochen stark zurückgegangen

Lei­der sind die ursprüng­lich häu­fi­gen Hai- und Rochen­ar­ten seit den 1950er Jah­ren in der gesam­ten Nord­see stark zurück­ge­gan­gen. Die Grün­de dafür lie­gen nicht zuletzt in der Fische­rei: Der Ver­zehr von Hai- und Rochen­fleisch war frü­her an den Küs­ten weit ver­brei­tet. Es galt als Arme-Leu­te-Essen. Aber auch heu­te wird dies immer noch manch­mal ange­bo­ten. Beispiels­wei­se in Form von „Schil­ler­lo­cken“. So muss­ten bereits zwei hei­mi­sche Rochen­ar­ten für aus­ge­stor­ben erklärt wer­den (Glatt­ro­chen und Stechrochen).

Neue” Haie in der deut­schen Nordsee

Es gibt aber auch gute Nach­rich­ten. Seit die­ser Bestands­auf­nah­me sind zwei wei­te­re Hai­ar­ten hin­zu­ge­kom­men. Der Blau­hai konn­te nun bereits zwei­mal nach­ge­wie­sen wer­den, aller­dings lei­der nur durch Tot­fun­de. Der Fuchs­hai wur­de zum ers­ten Mal im Som­mer 2019 zwi­schen Bor­kum und Hel­go­land sogar in Akti­on gefilmt. Über­ra­schend ist das Vor­kom­men die­ser bei­den Hoch­see­ar­ten bei uns nicht, denn sie sind in ande­ren Tei­len der Nord­see bis ins Ska­ger­rak und Kat­te­gat seit lan­gem als Som­mer­gäs­te und Durch­züg­ler bekannt. Bei uns wur­den sie aber noch nie nachgewiesen.

Blauhai in der Nordsee
Auch wie­der da: Blau­hai © Joost van Uffelen / WWF

Wie­der da: Rie­sen­haie in der Nordsee

Auch man­che die wir lan­ge nicht gese­hen haben, sind wie­der beob­ach­tet wor­den. Dar­un­ter Rie­sen­haie — mit bis zu zehn Metern Län­ge und vier Ton­nen Kör­per­ge­wicht die zweit­größ­ten Fische über­haupt. So wur­den 2016 meh­re­re Rie­sen­haie in der deut­schen Nord­see gesich­tet, zuletzt war dies 1984 der Fall. Ein Weiß­ge­fleck­ter Glatt­hai konn­te Anfang 2019 auf Bor­kum aus einer miss­li­chen Lage befreit wer­den. Ein Nagel­ro­chen wur­de im Som­mer 2020 im Wat­ten­meer bei Balt­rum von Watt­wan­de­rern ent­deckt.

Die sel­te­nen Hunds­haie — Kin­der­stu­be Nordsee?

Wei­ter drau­ßen, süd­west­lich von Hel­go­land, gibt es sogar regel­mä­ßig Hunds­haie. Die bis zu knapp zwei Meter gro­ßen, bei uns stark gefähr­de­ten Haie legen jedes Jahr wei­te Wan­de­run­gen zurück. Sie kom­men im Früh­jahr zu uns und ver­las­sen die Nord­see zum Herbst wie­der. Das Thü­nen-Insti­tut in Bre­mer­ha­ven arbei­tet dazu in einem For­schungs­pro­jekt, in dem Hunds­haie mit Satel­li­ten­sen­dern ver­se­hen wer­den, die ihre Wan­der­rou­ten auf­zeich­nen. Wir sind gespannt wel­che neu­en Erkennt­nis­se die­ses Pro­jekt lie­fern wird, denn man­ches deu­tet dar­auf hin, dass die Tie­re sogar in der Nord­see ihre Jun­gen bekommen!

Haie brau­chen Schutz

Haie ver­meh­ren sich auf­grund ihrer Bio­lo­gie nur lang­sam. Sie wer­den erst spät geschlechts­reif und bekom­men nur weni­ge Jung­tie­re. Dafür brau­chen sie Schutz­räu­me. Die jun­gen Hunds­haie aber auch Eltern­tie­re in der Nord­see und auf ihren Wan­der­we­gen vor der Fische­rei zu schüt­zen, könn­te essen­zi­ell für ihre Popu­la­ti­on sein.

Hundshai in der Nordsee
Regel­mä­ßig zu fin­den: Hunds­hai © IMAGO / blickwinkel

Schutz­ge­bie­te helfen!

Beson­ders das Natu­ra 2000-Schutz­ge­biet „Bor­kum-Riff­grund“ nörd­lich von Bor­kum ist dabei für den Hunds­hai ent­schei­dend. Aber auch die ande­ren Mee­res­schutz­ge­bie­te der deut­schen Nord­see, vor allem das Schutz­ge­biet Dog­ger­bank in der zen­tra­len Nord­see, spie­len eine wich­ti­ge Rol­le beim Erhalt der Popu­la­tio­nen ande­rer Haie und Rochen. Fische­rei, ins­be­son­de­re mit boden­be­rüh­ren­dem Fang­ge­rät, muss von min­des­tens der Hälf­te der Schutz­ge­biets­flä­che aus­ge­schlos­sen sein. Nur so kann ein ech­ter Rück­zugs­raum für die Tie­re entstehen.

Fazit: Durch wir­kungs­vol­le fische­rei­li­che Maß­nah­men und gro­ße Null-Nut­zungs­zo­nen in den Schutz­ge­bie­ten kön­nen bei uns sel­ten vor­kom­men­de Hai- und Rochen­ar­ten wie­der häu­fi­ger wer­den. Und auch das Wat­ten­meer zurückerobern.

Kei­ne Panik!

Wer sich jetzt alar­miert fühlt und sich fragt, was das für den nächs­ten Nord­see­ur­laub bedeu­tet, braucht jetzt aber kei­ne Angst zu bekom­men! Denn bis auf den plank­ton­fil­trie­ren­den Rie­sen­hai, sind alle Arten eher klein. Und kom­men meist wei­ter von der Küs­te ent­fernt vor.

Sie sind zudem so sel­ten, dass die Wahr­schein­lich­keit, ihnen beim Baden zu begeg­nen, sehr klein ist. Ein Hai hät­te außer­dem bei einer Begeg­nung sicher­lich mehr Angst und wür­de das Wei­te suchen! In nord­eu­ro­päi­schen Gewäs­sern ist noch nie ein Vor­fall zwi­schen Hai­en und Men­schen ver­zeich­net worden.

Bedroh­te Unter­was­ser­welt im Wattenmeer

Katzenhai Nordsee
Fas­zi­nie­ren­des aus einer nahen, frem­den Welt.

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