Sie sind wieder da: Fast einhundert Jahre lang galt das Europäische Wisent im Kaukasus als ausgestorben. Das letzte Wisent soll dort 1927 erlegt worden sein. Dank einiger Wiederansiedlungsprojekte in Russland (und seit 2019 in Aserbaidschan) kehrt das Wisent zurück in den Kaukasus – mit dem Flugzeug. So verrückt wie es klingt, war es dann auch tatsächlich. Es wird noch besser, denn bei den Wisenten hat es nun Nachwuchs gegeben. Hinter uns liegen zwei Jahre harte Arbeit, die nun mit der Geburt eines Wisentkälbchen einen ersten Erfolg darstellt.
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Wisente sind Verwandte der amerikanischen Bisons. Die wuchtigen Wildrinder waren einst fast auf dem gesamten europäischen Kontinent anzutreffen. Inzwischen sind sie so selten geworden, dass sie besonderen Schutz benötigen. Der Plan: Möglichst bald sollen wieder Wisentherden durch den Kaukausus ziehen. Entscheidend dafür ist eine erfolgreiche Wiederansiedlung von Wisenten, die im Rahmen des europäischen Erhaltungszucht-Programms in Zoologischen Gärten oder Wildgehegen geboren wurden. Dass es nun mit Nachwuchs geklappt hat, ist ein wichtiger Erfolg.
Wisent-Nachwuchs: Zwei Jahre Vorbereitung
Nach über zwei Jahren intensiver Vorbereitungen wurden im Mai 2019 die ersten zwölf Europäischen Wisente von Deutschland nach Aserbaidschan geflogen. Vier von ihnen stammen aus dem Berliner Tierpark. Im Shahdag-Nationalpark im Norden Aserbaidschans liegt das Wiederansiedlungs-Gebiet mit einem speziell angelegten Wiederansiedlungszentrum. Der spektakuläre Transport in das 130.000 ha große Schutzgebiet verlief Dank der professionellen Betreuung eines internationalen Expertenteams reibungslos. Im Herbst des nächsten Jahres sollen weitere fünf Wisente folgen.

Nachwuchs der Wisente trotz Umzugsstress
Die Wisente scheinen den Umzugsstress bestens überstanden zu haben. Ende November 2019 erreichte uns in Berlin die erfreuliche Nachricht, dass das erste Wisent-Kalb im Shadgh Nationalpark das Licht der Welt erblickte. Das Kälbchen und die Mutterkuh „Glen Shirra“ sind wohlauf. Beide haben sich bereits in den Schutz der Herde begeben. Allerdings befindet sich diese Herde noch in einem 300 ha großen Auswilderungsgehege. Doch schon bald geht es hinaus in in die Wälder des Nationalparks. Dafür werden dann einfach die umgebenden Zäune geöffnet.
Lohnt sich das alles?
So erfreulich die Nachricht vom Wisent-Nachwuchs auch sein mag, stellt sich dabei leicht die Frage, warum überhaupt so ein Aufwand betrieben wird. Lohnt sich das alles überhaupt? Die eindeutige Antwort: Auf jeden Fall!
Wisente sind Landschaftsarchitekten
Wisente, die schon mal 800 Kilogramm wiegen können, sind Pflanzenfresser. Sie verspeisen bis zu 60 Kg Gräser, Laub und Baumrinde – pro Tag. Sie werden daher auch als Megaherbivore bezeichnet. Wisentherden haben damit einen Einfluss auf die Vegetation. Sie halten große Flächen in Wäldern offen und sorgen für Lichtungen, an denen die Sonne bis zum Boden gelangen kann. Dadurch entstehen wichtige Nischen für andere Arten. Außerdem verbreiten sie in ihrem Dung die Samen ihrer Nahrung und tragen somit zur Verbreitung bei.
Wisentwiederansiedlung ist ein Gemeinschaftsprojekt
Die Wisentwiederansiedlung ist ein Gemeinschaftsprojekt des WWF, des aserbaidschanischen Umweltministeriums und IDEA mit Unterstützung der EAZA/EEP, zoologischen Gärten (wie dem Tierpark Berlin) und vielen anderen. Die finanziellen Mittel wurden durch BMZ/KfW, den WWF und privaten Spenden bereitgestellt.
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