Großartige Neuigkeiten, wie sie sich jeder Artenschützer wünscht: Der Bestand von freilebenden Wisenten entwickelt sich in eine positive Richtung. Etwa 6200 Tiere sind es aktuell. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat im neuen Update der Roten Liste 31 Arten für ausgestorben erklärt. Die Wisente wurden aber von „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“ herabgestuft. Das ist ein klarer Erfolg der weltweiten Naturschutzarbeit. Ja, auch unserer Arbeit.
Es waren nur noch 54 in Gefangenschaft…
Ursprünglich waren Wisente fast in ganz Europa heimisch. Schon vor etwa 6000 Jahren fingen die Lebensräume der Wisente an zu schrumpfen, da der Mensch immer mehr Land und Ressourcen für sich beanspruchte. Im 20. Jahrhundert wurden die Wisente in freier Wildbahn komplett ausgerottet. Weltweit überlebten nur 54 Wisente in Gefangenschaft. Zum Glück schlossen sich einige der Wisenthalter zusammen, um das größte europäische Landsäugetier vor dem Aussterben zu retten. Und langsam wieder in die Natur zu entlassen.
Aktuell: Wiederansiedelung im Kaukasus
Um die Wisente wieder dorthin zu bringen, wo sie jetzt sind, brauchte es viele Projekte. Und viele, viel Arbeit. Erst vor zwei Wochen haben wir fünf Wisente aus europäischen Zoos wohlbehalten nach Aserbaidschan gebracht. Darunter befindet sich mit dem im Zoo Berlin geborenen zweijährigen Wisentbullen Beppo auch ein waschechter Berliner.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!
Seit 2019 werden in dem Wiederansiedlungszentrum im Shahdag Nationalpark in Aserbaidschan Wisente auf die Auswilderung vorbereitet. Aktuell leben dort 17 adulte Wisente und 2 Kälber. Weitere Wisente sollen in den nächsten Jahren folgen.
Wisente noch längst nicht sicher
Die Situation ist aber lange noch nicht sicher. Denn es gibt laut IUCN weltweit nur acht Populationen, die groß genug sind, um langfristig gesund und eigenständig zu überleben. In keiner dieser Populationen leben mehr als 500 Tiere. Außerdem sind die Populationen größtenteils isoliert. Zu den Hauptgefährdungsursachen in freier Wildbahn zählt daher die geringe genetische Vielfalt, da die Populationen aus wenigen Individuen entstanden sind.
Folge uns in Social Media
Durch die geringe genetische Variabilität sind sie wesentlich anfälliger für Krankheiten, wie zum Beispiel Parasiten. Das kann die Populationen langfristig gefährden. Auch drohender Lebensraumverlust und Wilderei stellen nach wie vor Gefahren dar.
Bleibt es in Deutschland bei einer Herde?
In Deutschland gibt es derzeit nur eine freilebende Herde mit 26 Tieren im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen). Deren Zukunft ist jedoch sehr ungewiss. Denn es gibt aktuelle Pläne, die gesamte Herde einzuzäunen und damit wären Wisente in Deutschland in freier Wildbahn de facto wieder ausgestorben.
Gute Neuigkeiten gibt es jedoch aus dem polnischen Westpommern. Hier lebt mittlerweile eine stabile Population. Eine natürliche Rückkehr nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist möglich. Daher engagieren wir uns im EU-Interreg geförderten Projekt ŁośBonasus – Crossing!, um geeigneten Lebensraum zu finden und politische Maßnahmen vorzubereiten, damit der Rückkehr nichts im Wege steht.
Die Wisente brauchen Artenschutz
Der Bericht der IUCN lässt uns aufatmen. Doch machen wir uns nichts vor: Das Überleben des Europäischen Bison – wie der Wisent auch genannt wird — hängt von Naturschutz-Programmen wie unserem internationalen Artenschutzprojekt im Kaukasus oder hier in Deutschland und Westpommern ab.
Auch wenn das Wisent jetzt heruntergestuft wurde, ist uns bei aller Freude klar, dass das Überleben natürlich immer noch nicht sicher ist. Alle freilebenden, geschlechtsreifen Wisente leben heute innerhalb von aktiven Artenschutz-Programmen. Ohne die Hilfe von Natur- und Artenschützern würden die Bisons mit Sicherheit bald wieder als bedroht eingestuft werden.
„Zusammen für den Umweltschutz“

Wir müssen die Tierwelt schützen