Das umstrittene Totalherbizid Glyphosat bleibt in der Diskussion. Die neue Bundesregierung hat den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Glyphosat-Nutzung sogar explizit in den Koalitionsvertrag aufgenommen – und das Umweltministerium unter der neuen Ministerin Svenja Schulze macht Druck. Wiederholt machte sie ihre Entschlossenheit deutlich, dieses Pflanzengift von deutschen Äckern verschwinden zu lassen. Und generell die Nutzung von Pestiziden einzuschränken. Wir können das nur begrüßen – und hoffen, dass sich Umweltministerin gegen die bremsende Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) durchsetzt.
Um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, stellen wir jetzt die Weichen für einen grundsätzlichen Ausstieg aus der #Glyphosat-Nutzung bis 2021. Aber damit allein ist es nicht getan – wir brauchen einen restriktiveren Einsatz aller Pflanzenschutzmittel. pic.twitter.com/cCDnuUMBGg
— Bundesumweltministerium (@BMUV) April 11, 2018
Wir haben uns in den letzten Monaten ja intensiv mit dem Thema Glyphosat auseinandergesetzt, spätestens seit der Chemiekonzern (und wahrscheinlich zukünftige Monsanto-Besitzer) Bayer in einem Video unsere kritische Haltung zu Glyphosat als zu wenig faktenbasiert abtat. Das konnten und wollten wir so nicht stehen lassen. Wir einigten uns mit Bayer darauf, bei Zeit Online zu diskutieren und Fragen der Leser zu beantworten. Helmut Schramm von Bayer CropScience auf der einen Seite, ich auf der anderen. Wir trafen uns zur Diskussion unter der Frage „Wie schädlich ist Glyphosat? Kommt drauf an, wen man fragt„.“
Bayer gibt sich weiterhin überzeugt, dass die Verwendung von Glyphosat eigentlich ein Segen für die Landwirtschaft sei.
Das sehe ich selbstverständlich anders. Es gibt natürlich genügend ackerbauliche Maßnahmen, die verhindern, dass es zur Ausbreitung von Wildkräuter und ‑gräsern kommt. Etwa die mechanische Bekämpfung, die weniger Nebenwirkungen auf die Umwelt mit sich bringt. Und die Steuerung über die Fruchtfolge. Eine reduzierte Bodenbearbeitung ist auch ohne Glyphosat möglich. Und vor Erosion schützt man den Boden vor allem, wenn er möglichst ständig mit Pflanzen, zum Beispiel auch mit Zwischenfrüchten, bedeckt ist. Glyphosat beseitigt aber die Pflanzendecke zum Erosionsschutz.
Glyphosat ist nur die Spitze des Eisbergs
Auch nach der ausführlichen Diskussion mit Herrn Schramm bleibe ich dabei: Der Einsatz von Giften gegen Insekten und Ackerwildkräuter muss generell rasch und deutlich sinken. Glyphosat ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Wir brauchen eine neue Art nachhaltiger Landwirtschaft in Deutschland und weltweit. Dazu müssen mit den Landwirten gemeinsam neue Wege entwickelt, mitunter aber auch schon bekannte Maßnahmen z.B. aus dem Integrierten Pflanzenschutz, umgesetzt werden. Die neue Bundesregierung muss sich auf EU-Ebene für weniger Pestizide stark machen – und für ein Ende der giftigen Geldspritzen im EU-Agrarhaushalt. Das Geld aus dem EU-Agrarhaushalt muss stärker für eine naturschonendere Landwirtschaft ausgegeben werden.
Ich bin guter Dinge, dass sich die neue Bundesregierung gegen die bremsenden Kräfte der Agrarlobby durchsetzt. Es gibt keinen anderen nachhaltigen Weg.
Es kommt auch auf Handel und Verbraucher an!
Letztlich kommen auch dem Handel und uns als Konsumenten wichtige Rollen zu. Wer Lebensmittel immer nur unter dem Motto „Es muss noch billiger gehen“ produziert, ist Mitverursacher einer nicht nachhaltigen Landwirtschaft.
Vielen Dank an alle, die sich mit Fragen an der Diskussion beteiligt haben. Ich hoffe, dass zumindest die Position des WWF klar wurde – und dass wir am Beginn einer konstruktiven Debatte stehen.
Wie fandet ihr die Diskussion? Welche Argumente fandet ihr überzeugend, welche nicht? Schreibt uns!
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