Nur Mut! Der ESC und das Klima


Katja Ebstein beim ESC 1970
Schwarzweiß, aber grün Katja Ebstein © Eric Koch-Anefo / National Archives / CC0

Was geht denn beim ESC, beim Euro­vi­si­on Song Con­test? Gewöhn­li­che Pop­mu­sik muss sich immer, sonst wür­de sie nie­mand hören, um die immer­grü­nen The­men dre­hen: Lie­be in all ihren For­men und Aner­ken­nung. Beim Euro­vi­si­on Song Con­test muss es immer um Popu­lä­res gehen, um Pop eben — aber die Band­brei­te der The­men ist viel­fäl­ti­ger. Am Ende geht’s dort, wie am Sams­tag, 22. Mai, im Fina­le und den bei­den Vor­run­den am 18. und 20. Mai, um Punk­te und Plät­ze. Zu gewin­nen ist schwie­rig, wobei es tra­di­tio­nell allen teil­neh­men­den Län­dern vor allem dar­auf ankommt, nicht Letz­ter zu wer­den: Wie pein­lich wäre das denn?

Kli­ma im ESC, geht das?

Aber geht beim ESC Poli­ti­sches, Kli­ma­po­li­ti­sches, sind Lie­der zu brin­gen mög­lich, die einen umwelt­po­li­ti­schen Kern haben? Ein biss­chen wenigs­tens. Direkt Poli­ti­sches ist ver­bo­ten, Pro­pa­gan­da und direk­tes Polit­mar­ke­ting ist strikt unter­sagt. Des­halb ist für den ESC in Rot­ter­dam auch Weiß­russ­land nicht am Start. Das ein­ge­reich­te Lied war eine Hym­ne auf die Poli­tik von Dik­ta­tor Lukaschenko.

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Aber für die Umwelt, gin­ge das nicht? Wer­den das nicht schlimms­ten­falls Welt­ver­bes­se­rungs­schnul­zen? Pop darf ja eine Atmo­sphä­re nicht ver­strö­men: Oh, wich­tig, zuhö­ren, schwer­po­li­tisch! Umwelt­the­men also? Schwer, ganz und gar schwer. Kli­ma­fra­gen sind kom­pli­zier­te Fra­gen — und des­halb eig­nen sie sich nur sel­ten für Pop. Man kann es natür­lich pro­bie­ren. Finn­land hat 1982 ein Lied ent­sandt, es war die Zeit der gro­ßen Frie­dens­be­we­gung, das die Nukle­ar­bom­be ablehn­te. Das fiel durch, was auch an der eher schep­pern­den Musik gele­gen haben mag. Gewon­nen hat damals die Deut­sche Nico­le mit „Ein biss­chen Frie­den“. Man konn­te ler­nen: Poli­ti­sche Bot­schaft müs­sen mensch­lich ver­packt wer­den — und posi­tiv. „Schwer­ter zu Pflug­scha­ren“ wäre als Wort­mons­trum schon geschei­tert, aber „Ein biss­chen Frie­den“ ließ sich gut sin­gen, das hat’s gebracht.

Nicole ESC Klima
Ein biss­chen Frie­den mit der Umwelt, das wünsch ich mir © IMAGO / United Archives

Beim ESC hat es jedoch immer wie­der Lie­der weit nach vorn gebracht, die mehr als nur Lie­be „trans­por­tie­ren“. Sehr oft geht es dann um das „Uni­ver­sum“, um die „Son­ne“, um die kal­te Pracht des Gel­des, wie der Ita­lie­ner Mah­mood vor zwei Jah­ren beim ESC in Tel Aviv, als er von „Sol­di“ sang oder viel­mehr rappte.

Der ers­te Umwelt­song — von 1971

Das ers­te Umwelt­schutz­lied, der aller­ers­te Euro­vi­si­ons­song, der offen und klar den Kli­ma­wan­del zum Kern der Bot­schaft mach­te, war von einer Deut­schen gesun­gen, exakt vor 50 Jah­ren, beim ESC in Dub­lin. 1971 war dies Kat­ja Ebstein mit „Die­se Welt“.

Im Text heißt das dann so:

Ster­nen­kla­re Näch­te / Und die Luft ist wie Jas­min. / Flüs­se wie Kris­tall so klar / Und Wäl­der saf­tig grün: / Kann es das noch geben / Oder ist es schon zu spät / Daß für alle über­all / Die­ser Traum noch in Erfül­lung geht.“ Und im Cho­rus heißt es dann: „Die­se Welt / Hat das Leben uns geschenkt./ Sie ist dein / Sie ist mein / Es ist schön auf ihr; / Was wer­den soll / Liegt an dir.“

Noch expli­zi­ter die zwei­te Stro­phe, getex­tet von Fred Jay:

Rauch aus tau­send Schlo­ten / Senkt sich über Stadt und Land. /Wo noch ges­tern Kin­der war’n / Bedeckt heut Öl den Strand. / In den Düsen­rie­sen / Flie­gen wir dem Mor­gen zu; / Wie wird die­ses Mor­gen sein / Sinn­los oder vol­ler Sonnenschein.“

Die Ebstein, in den sieb­zi­ger Jah­ren eine der wich­tigs­ten und dank ihrer Hip­pie­kul­tur­prä­gung klügs­ten Pop­schla­ger­sän­ge­rin in Deutsch­land, sag­te spä­ter: „Das The­ma der Umwelt­ver­schmut­zung lag ja längst in der Luft, nur hat man das im Pop nicht so bemerkt. ‚Die­se Welt‘ hat das zum Aus­druck gebracht.“

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Ebstein wur­de beim ESC mit die­sem Lied sehr gute Drit­te. Offen ist, ob die Jurys in jenem Jahr die sprach­lich ja nicht ganz unkom­pli­zier­te Mes­sa­ge über­haupt ver­stan­den. Und gut mög­lich, dass der vor­züg­li­che Gesang der Ebstein zu vie­len Punk­ten bei­trug- aber das Umwelt­the­ma war damit dem ESC auf der Agen­da, vor allen ande­ren Foren der Popmusik.

Kli­ma auf die Agenda!

In die­ser Wei­se aus­drück­lich ist das Umwelt- und Kli­mathe­ma nie wie­der pro­mi­nent gewor­den beim ESC. Kli­ma und Pop — das ist ein Ver­hält­nis, in dem man sehr vor­sich­tig sein muss: Das Euro­vi­si­ons­fes­ti­val ist ja schließ­lich vor allem dies — euro­päi­sche Unter­hal­tung für 150 Mil­lio­nen in vier Dut­zend Län­dern. Es wird Zeit, dass sich Tex­ter des Pop wie­der mehr ris­kie­ren als Lie­be und ihre Spiel­ar­ten sin­gen zu las­sen. Dass es geht, den Kli­ma­wan­del auf die Agen­da zu packen, hat schließ­lich Kat­ja Ebstein bewie­sen. Nur Mut!

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