Es ist nicht das Paradies, aber es kommt zumindest dem Himmel sehr nah: Bhutan, das Land des Donnerdrachens. Es liegt eingebettet zwischen den Bergmassiven Tibets und Indien. Ein kleines Königreich im Himalaya, mit weniger als 800.000 Einwohner:innen und gerade einmal so groß wie die Schweiz. Bhutan, das Land, das mich berührte.
Auf mich, die eine Weile in Asien gelebt und auch tibetische Gebiete bereist hat, hat Bhutan immer schon einen ganz besonderen Reiz ausgeübt. Als sich durch die Elternzeit eines Kollegen die Chance ergab, ein Projekt in dem Land zu übernehmen, habe ich nicht lange gezögert und “hier” gerufen. Da in der Vertretungszeit ein Projektbesuch auf dem Plan stand, konnte ich meine Neugier vor Ort befriedigen und wurde nicht enttäuscht: dieses sagenumwobene Land, in dem der Buddhismus und ein strenger Dresscode vorherrschen und Phallussymbole die Hauswände zieren, ist anders. Ich spürte es gleich bei der Ankunft am Flughafen. Was für eine Erfahrung!
Auf der Suche nach dem Glück
Statt einem fortwährenden Wirtschaftswachstum hat sich Bhutan dem Glück seiner Bevölkerung als oberstem Staatziel verschrieben. Das Glück wird mit dem Happiness Index gemessen, und zwar durch die nationale Happiness Kommission. Glück ist hier eine Lebenseinstellung und umfasst ebenso den in der Mehrheit gelebten Buddhismus sowie eine enge Verbundenheit mit der Natur.
Bhutan, kein Land wie jedes andere. Rein statistisch betrachtet gehört es zu den ärmeren Länder der Erde. Die Landwirtschaft in der zerklüfteten Gebirgsregion ist wenig produktiv. Die Menschen sind von Lebensmittelimporten abhängig. Aber das Land ist reich an Naturschätzen. Nicht weniger als 700 Vogel- und 200 Säugetierarten leben hier, darunter Tiger, Schneeleoparden, Elefanten und Rote Pandas.
Die Quellen und Gletscher des Himalajas versorgen etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung mit Süßwasser. Gleichzeitig ist die Verletzlichkeit gegenüber dem Klimawandel allgegenwärtig. Die Menschen sind sich dessen bewusst. Das Königreich hat über die Hälfte seines Staatsgebietes unter Schutz gestellt, und in der Verfassung ist verankert, dass mindestens 60 Prozent des Landes bewaldet bleiben müssen. Bhutan möchte für immer kohlenstoffneutral sein.
Balance zwischen Schützen und Nützen

Das Projekt, das der WWF mit Partnern hier umsetzt, wird finanziert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) und konzentriert sich auf den Erhalt und die nachhaltige Nutzung von besonderen Schutzgütern (High Conservation Values) auf Flächen außerhalb von Schutzgebieten. Dies können Arten, Landschaften, Ökosysteme, Habitate, Ökosystem-Dienstleistungen, Gemeinden oder kulturelle Werte sein. Diese Güter werden unter Beteiligung mehrerer Regierungsbehörden in die nationale Zonierung und Landnutzungsplanung eingebunden und durch spezielle Management- und Monitoring-Maßnahmen bewahrt. Auf lokaler Ebene fokussiert das Projekt mit Hilfe der bhutanischen Tarayana Stiftung darauf, die Lebensbedingungen in den Dörfern zu verbessern, Wasserressourcen zu sichern und Lösungen für Mensch-Wildtier-Konflikte zu finden. Ziel ist es, eine gute Balance aus Nützen und Schützen zu finden.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Ich habe bei meinem Besuch wunderbare Menschen kennengelernt und Zusammenarbeit auf Augenhöhe erlebt, ich habe der Königin Mutter die Hand geschüttelt und voller Dankbarkeit und Wertschätzung das traditionelle bhutanische Frauengewand getragen. Mich begleiteten so viel Hingabe und Engagement, dass ich demütig den Kopf neige und mich vor diesem Land und seinen Leuten, meinen Kollegen und den Projektpartnern und Menschen, die mit uns dieses Projekt umsetzen, verneige. Ich gebe das Projekt nun wieder zurück, aber Bhutan… Bhutan werde ich wohl noch lange Zeit im Herzen tragen. Das Land hat mich berührt, und ich spüre die Wellen dieser Berührung noch immer.
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