In vielen Teilen Indiens leben Menschen und Leoparden in unmittelbarer Nachbarschaft. Besonders extrem ist es in der Megastadt Mumbai.
Dieses Bild erzählt die Geschichte dieser extremen Nachbarschaft. Der Fotograf Nayan Khanolkar gewann damit den 2. Platz des World Press Photo Awards im Bereich Einzelaufnahmen Natur. Wir sehen einen Leoparden nachts in einer Siedlung umherstreifen – aufgenommen in der größten Stadt Indiens.
Der Leopard in der Megastadt
Der Sanjay Gandhi National Park ist von drei Seiten von Stadt umgeben. Und nicht von irgendeiner Stadt, sondern von Mumbai, der indischen Megastadt, die vor Menschen geradezu zu platzen scheint. 250.000 Menschen sollen in den stetig wachsenden Slums und Siedlungen am und im Park im Norden Mumbais wohnen. Zäune und Abgrenzungen gibt es nur rudimentär. Die Mensch-Tier-Konflikte sind dort dramatisch.
Im Park gibt es über 1000 Pflanzen und Tierarten, darunter neben Krokodilen und Kobras auch Hyänen und Leoparden – und vor allem die Leoparden sind eine reale Gefahr. Von 176 Attacken auf Menschen wurde hier zwischen 2002 und 2013 berichtet.
Hunde auf dem Speiseplan
Die Leoparden streifen auf der Suche in menschlichen Siedlungen umher. Die in Indien weit verbreiteten halbwilden Schweine und Straßenhunde machen einen großen Teil ihres Speiseplans aus. Es kommen aber auch immer wieder Menschen zu schaden, längst nicht nur in Mumbai.
Zwischen 1999 und 2005 wurden alleine im indischen Bundesstat Maharashtra 201 Tote und 902 Verletzte von Leopardenangriffen gezählt. Trotzdem schreibt der Wissenschaftler Vidya Athreya. “In many parts of India, leopards live in close proximity to human habitations with surprisingly low levels of conflict”.
Wenn ein Leopard dann aber wie im Februar 2016 in der Millionenstadt Bangalore in eine Grundschule eindringt und fünf Menschen verletzt macht das dann doch auch mal Schlagzeilen.
India — Fear of leopard haunts Sariska villagers
Over 40 villages adjoining Sariska Tiger Reserve (STR) are… https://t.co/Q77my9yNok
— WAR-International. (@WildlifeAtRisk) February 8, 2017
Warum Leoparden öfter angreifen
Die indischen Medien sind voll von Berichten von Großkatzen-Angriffen auf Menschen — wie über die zwei Tiger, die im Norden Indiens in den vergangenen Wochen sieben Menschen getötet haben sollen. Tatsächlich steigt die Zahl der Angriffe von Großkatzen auf Menschen. Großkatzen wie Tiger und Leoparden meiden eigentlich den Menschen. Sie müssen sich ihr Futter aber zunehmend in der Nähe der Menschen suchen. Der Grund: Der Lebensraum der Großkatzen wie Tiger und Leoparden schwindet auch dramatisch, ihre Beutetiere wurden von Menschen drastisch dezimiert und durch die Ausdehnung der menschlichen Siedlungen kommt es nun zu häufigeren Begegnungen, wo sich die Tiere bedroht fühlen.
Being a #leopard in India. From my column with @mid_day https://t.co/qDjXRlDnW1#wildlife #wildlifecrime pic.twitter.com/i1vFyRqjxc
— Green Humour (@thetoonguy) December 4, 2016
Was wir tun
Gerade im ländlichen Indien haben die Menschen immer mit den Großkatzen gelebt. Die Regeln des Zusammenlebens werden sich aber ändern müssen, wenn Leoparden, Tiger und Menschen sich zwangsläufig immer häufiger begegnen. Auch in unseren Projekten in Nordindien ist die Lösung der Konflikte mit wandernden Tigern entscheidend. Besonders Frauen haben die Tiger zu fürchten, wenn sie in den Wäldern Feuerholz sammeln. Wir arbeiten daran, dass Begegnungen zwischen Mensch und Tiger seltener werden. Zum Beispiel mit Biogasanlagen, die mit Rinderdung funktionieren. Dadurch müssen die Frauen nicht mehr so häufig in den Wald und vermindert auch noch die Abholzung. Und wir arbeiten mit Straßenlaternen: Tiger laufen nun mal ungern im Laternenlicht. Und wenn doch, dann sehen Menschen die Tiere früh genug.
Der Forscher Vidya Athreya empfiehlt kurzfristig, die menschlicher Siedlungen weniger attraktiv zu machen für die großen Raubtiere. Und das heißt für ihn vor allem Müll wegräumen – weil der Schweine und Hunde anlockt, die wiederum die Leoparden anziehen.
Die Wahl zum Pressefoto des Jahres erfolgt durch die von der niederländischen Stiftung World Press Photo zuerkannten World Press Photo Awards. Der Preis gilt als angesehenste Auszeichnung im Bildjournalismus
Die 13-köpfige Jury vergibt je drei weitere Preise in zehn Kategorien: Spot News, allgemeine Nachrichten, Menschen in den Nachrichten, Sport & Action, Sportreportagen, aktuelle Themen, Alltagsleben, Porträts, Kunst und Unterhaltung und eben Natur. Dabei werden sowohl die besten Einzelbilder als auch Fotoserien ausgezeichnet.
Informiere Dich über unsere Arbeit für den Tiger!
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