Vielleicht habt Ihr es in den Nachrichten gehört: Seit Montag ist Weltklimakonferenz in Marrakesch. Ich werde nächste Woche dort sein. Dann kommen auch viele Staatschefs und Minister zu den Verhandlungen dazu: Die heiße Phase beginnt! Für Deutschland fährt Umweltministerin Barbara Hendricks kommenden Montag nach Marrakesch. Nur leider mit leeren Händen. Was eine Blamage für das Heimatland der Energiewende!
Der fehlende Plan
Eigentlich wollte Deutschland bis heute einen Klimaschutzplan haben, in dem steht, wie unser Land dazu beitragen wird, die Erderwärmung zu begrenzen. Doch dieser Plan ist laut Medienberichten auf den letzten Metern von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel blockiert worden. Nun fährt Barbara Hendricks womöglich ohne den Klimaschutzplan 2050 zur Klimakonferenz nach Marrakesch (abgekürzt COP 22).
Wozu brauchen wir diesen Klimaschutzplan überhaupt?
Bei der jetzigen Klimakonferenz in Marrakesch geht es hauptsächlich um Paris, was etwas paradox klingt. Aber beim letzten Klimagipfel in Paris vor einem Jahr hat sich die Staatengemeinschaft endlich auf ein internationales Klimaabkommen geeinigt. Am 4. November ist es in Kraft getreten, ein Meilenstein!
Das übergeordnete Ziel: die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad Celsius – möglichst 1,5 Grad – zu begrenzen. Nun müssen die Staaten zusehen, dass sie diesem Ziel Taten folgen lassen. Ohne die richtigen Maßnahmen steuern wir nämlich auf eine weit höhere Erderwärmung zu. Und das hätte katastrophale Auswirkungen.
In Marrakesch geht es nun also darum, Regeln ausarbeiten, mit denen sich vergleichen lässt, was die einzelnen Länder im Kampf gegen den Klimawandel leisten – und ob das ausreicht. Klar ist aber auch: Um die 2‑Grad-Grenze nicht zu überschreiten, braucht es jetzt schon konkrete Maßnahmen, nicht erst nach Jahren der Gespräche über die Umsetzung des Pariser Abkommens. Auch das steht auf der Agenda für Marrakesch, der sogenannten „COP des Handelns“.
Nachsitzen für Deutschland
Deutschland handelt gerade zu wenig. Schon die eigenen Klimaziele für 2020 wird die Bundesrepublik wahrscheinlich verfehlen. Und nun der fehlende Klimaschutzplan 2050! Dabei wäre es gerade an Deutschland, das bald die G20-Präsidentschaft übernimmt, mit gutem Beispiel voranzugehen. Die wohlhabenden Staaten müssen nämlich nicht nur bei sich daheim den Klimawandel bekämpfen, sondern auch ärmeren Ländern dabei helfen. Sonst lässt sich das grenzüberschreitende Problem nicht lösen. Die Frage der Klimafinanzierung, also der finanziellen Unterstützung für Entwicklungs- und Schwellenländer in Sachen Klimaschutz, wird bei der COP in Marrakesch deshalb ebenfalls eine große Rolle spielen.
Doch noch Einigung in Sicht?
Gerade kam die Meldung, dass sich die Bundesregierung bis zum Wochenende vielleicht doch noch auf den fehlenden Klimaschutzplan 2050 einigt. Dann könnte er am Mittwoch nächste Woche verabschiedet werden – nach der Abreise von Hendricks zum Klimagipfel, aber noch rechtzeitig vor dem Ende der Konferenz. Es bleibt spannend – in Deutschland wie in Marrakesch.
Übrigens:
Und noch etwas Lesefutter, bis ich bei der COP vor Ort bin: Mein Kollege Jörn Ehlers ist gerade schon auf dem Weg nach Marrakesch – und zwar mit einem Elektromotorrad. Damit ist er vergangene Woche in Berlin gestartet. Mehr dazu gibt es unter http://energiewendebeschleunigen.de/aktuelles/tour/
Klimaschutz war tatsächlich mal ein sehr wichtiges Thema in der breiten Bevölkerung, weshalb es Angela Merkel leicht gefallen ist, die Klimakanzlerin zu werden.
Durch das EEG wurde auch die Mittelschicht ordentlich an Klimaschutzmaßnahmen beteiligt.
Dann kam eine Krise nach der Anderen. Seit 2008 befinden wir uns nur noch im Krisenmodus. So ist der Klimaschutz schleichend unwichtiger in der Gesellschaft und der Politik geworden. Und ich befürchte, das wird auch noch eine ganze Weile anhalten.
Riesen Respekt an alle, die sich dem entgegenstellen und trotzdem weiterkämpfen!