Dür­re in Deutsch­land: Was­ser­spar-Mythen im Check


Menschen füllen Wasserflaschen auf
Müssen wir Wasser sparen? © James Sutler / Black Bean Productions / WWF US

Trotz des teil­wei­se star­ken Regens in der ver­gan­ge­nen Woche: Ins­ge­samt ist die­ses Jahr bis­her unge­wöhn­lich tro­cken und warm. So wie die letz­ten bei­den Jah­re auch. Das bringt zwar som­mer­li­che Stim­mung, führt aber dazu, dass in Deutsch­land Dür­re herrscht. Der Dür­re­mo­ni­tor des Helm­holtz Zen­trums für Umwelt­for­schung zeigt für gro­ße Gebie­te Deutsch­lands sogar extre­me bis außer­ge­wöhn­li­che Dür­re an.

Was bedeu­tet das jetzt für unse­ren Was­ser­ver­brauch? Wir haben eini­ge Was­ser­spar-Mythen zusam­men­ge­tra­gen und klä­ren die­se in Bezug auf die aktu­el­le Lage.

Mythos 1: Was­ser­spa­ren in Deutsch­land ist öko­lo­gi­scher Unsinn.

Deutsch­land gehört im euro­päi­schen Ver­gleich zu den Spit­zen­rei­tern im Was­ser­spa­ren. Seit den 1990ern ist der direk­te Pro-Kopf-Was­ser Ver­brauch ste­tig gesun­ken — von etwa 150 Liter pro Tag auf heu­te cir­ca 120 Liter. Das beinhal­tet Din­ge wie Waschen, Trin­ken und die Klo­spü­lung. Aber ist Was­ser­spa­ren bei uns über­haupt sinnvoll?

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Deutsch­land­weit gibt es zur­zeit ein gutes Ange­bot an Was­ser. Laut Umwelt­bun­des­amt wur­den im Jahr 2016 zum Bei­spiel nur 12,8 Pro­zent der jähr­lich ver­füg­ba­ren Was­ser­re­ser­ven für den Bedarf der deut­schen Haus­hal­te, Indus­trie und Land­wirt­schaft genutzt.

Es gibt jedoch regio­na­le Unter­schie­de. In eini­gen Gebie­ten kam es die letz­ten zwei Jah­re zu Was­ser­eng­päs­sen. Das lag zum einen an den unter­schied­li­chen kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen. Zum ande­ren war in eini­gen Regio­nen zu viel Nitrat im Was­ser und die­ses somit nicht nutz­bar. Nitrat gelangt vor allem durch land­wirt­schaft­li­ches Dün­gen ins Wasser.

Ein vertrocknetes Maisfeld in Deutschland
Blick auf ein aus­ge­trock­ne­tes Mais­feld nach einer Hit­ze­wel­le und Wochen ohne Regen in der Nähe von Duis­burg, Nord­rhein-West­fa­len, Deutsch­land. © Bernd Brueg­ge­mann / iStock / GettyImages

Ins­ge­samt betrach­tet, haben wir in Deutsch­land also das Glück, genug Was­ser zur Ver­fü­gung zu haben. Aber gilt das auch noch in Zukunft? Wei­te­re tro­cke­ne Peri­oden, vor allem im Win­ter und Früh­jahr, wür­den auf jeden Fall auch weni­ger ver­füg­ba­res Was­ser bedeuten.

Und es gibt noch ande­re Aspek­te, wes­halb wir in Deutsch­land unbe­dingt Was­ser spa­ren soll­ten. Näm­lich immer dann, wenn Was­ser­ver­brauch mit dem Ver­brauch von Ener­gie ver­knüpft ist.

Was­ser­ver­brauch ist meist auch Ener­gie­ver­brauch. Damit war­mes oder hei­ßes Was­ser aus unse­ren Lei­tun­gen kommt, muss zum Auf­hei­zen Ener­gie ver­braucht wer­den. Dabei wird C02 aus­ge­sto­ßen und das befeu­ert die Kli­ma­kri­se wei­ter. Beim Heiß­du­schen oder Geschirr­wa­schen des­we­gen spar­sam Was­ser ver­brau­chen! Die Spül- und Wasch­ma­schi­ne soll­te man immer nur anma­chen, wenn sie ganz voll ist. Beim Wäsche­wa­schen hat eine vol­le Ladung außer­dem den posi­ti­ven Effekt, dass durch die Rei­bung der Klei­dung der Dreck bes­ser ent­fernt wird.

Stimmts?

Nein, stimmt nicht. Denn auch wenn wir deutsch­land­weit betrach­tet genü­gend Was­ser zur Ver­fü­gung haben, ver­brau­chen wir bei jedem Liter Trink­was­ser Ener­gie oder ande­re Res­sour­cen (zum Bei­spiel für die Rei­ni­gung des Was­sers). Auch für uns in Deutsch­land gilt daher: Was­ser­spa­ren! Hält die Dür­re außer­dem wei­ter an, wird sich das auch auf unse­re Was­ser­ver­füg­bar­keit auswirken.

Mythos 2: In Deutsch­land ver­stop­fen die Was­ser­lei­tun­gen, weil wir zu viel Was­ser sparen

Tat­säch­lich sind die Lei­tun­gen in Deutsch­land für deut­lich mehr Was­ser aus­ge­legt als heu­te hin­durch­fließt. Denn unser Trink­was­ser- und Abwas­ser­netz ist zu Zei­ten aus­ge­baut wor­den, als man mit einem line­ar anstei­gen­den Was­ser­ver­brauch in Deutsch­land rech­ne­te. Die­se Pro­gno­se der 1970er Jah­re ist nicht ein­ge­tre­ten: Der pri­va­te Was­ser­ver­brauch, als auch der indus­tri­ell-gewerb­li­che sind dras­tisch zurück­ge­gan­gen.

Als Fol­ge fließt das Trink­was­ser in eini­gen Regio­nen zu lang­sam durch die Lei­tun­gen. Dadurch kön­nen sich Kei­me bil­den. Außer­dem wer­den nicht mehr alle Abla­ge­run­gen aus der Kana­li­sa­ti­on gespült und Schwe­fel­säu­re kann ent­ste­hen, die Löcher in die Lei­tun­gen frisst. Steht das Was­ser über län­ge­re Zeit in der Lei­tung, kön­nen die Roh­re anfan­gen zu rosten.

Unser Was­ser­ver­sor­gungs­sys­tem könn­te also in Bezug auf unse­ren Was­ser­ver­brauch eigent­lich rück­ge­baut wer­den, aber das ist teu­er. Für die Was­ser­ver­sor­ger ist es des­halb “güns­ti­ger”, die Abwas­ser­lei­tun­gen mit genü­gend Trink­was­ser durch­zu­spü­len. Öko­lo­gi­scher wäre es, für die­sen Vor­gang anstel­le von Trink­was­ser weni­ger qua­li­ta­ti­ves Was­ser zu ver­wen­den, zum Bei­spiel den Ablauf aus Kläranlagen.

Wich­tig ist zu beach­ten: Ein nach­hal­ti­ges Was­ser­ver­sor­gungs­sys­tem soll­te sich nicht danach rich­ten, wie­viel Was­ser ver­braucht wird, son­dern danach, wie­viel Was­ser wir zur Ver­fü­gung haben. Die Lei­tun­gen und Roh­re unse­rem Was­ser­ver­brauch anzu­pas­sen, wür­de unse­re Was­ser­ver­sor­gung des­halb also nicht gleich nach­hal­tig machen.

Stimmts?

Teil­wei­se: Der Mythos „In Deutsch­land ver­stop­fen die Was­ser­lei­tun­gen, weil wir zu viel Was­ser spa­ren“ stimmt zum Teil. In eini­gen Regio­nen müs­sen manch­mal die Abwas­ser­lei­tun­gen extra durch­ge­spült wer­den. Das bedeu­tet für uns aber nicht, dass wir auf­hö­ren soll­ten, spar­sam mit Was­ser umzu­ge­hen. War­um? Sie­he Mythos 1.

Mythos 3: Avo­ca­dos ver­brau­chen im Anbau extrem viel Wasser.

Die Avo­ca­do wur­de in letz­ter Zeit zur gehyp­ten Frucht, weil sie sehr gesund und unglaub­lich lecker ist. Für den Anbau von einem Kilo­gramm, also cir­ca drei Avo­ca­dos, wer­den durch­schnitt­lich zwi­schen 1000 und 1500 Liter Was­ser ver­braucht. Im Ver­gleich zu hei­mi­schem Obst und Gemü­se ist das viel. Gur­ken, Kar­tof­feln oder Möh­ren benö­ti­gen etwa ein Drit­tel die­ser Was­ser­men­ge. Die Avo­ca­do ist aber nicht das was­ser­in­ten­sivs­te Lebens­mit­tel: Ein Kilo­gramm Rind­fleisch ver­braucht in der Her­stel­lung etwa 15.500 Liter Was­ser, 1 Kilo Käse cir­ca 3000 Liter.

Ein Korb mit Avocados
Avo­ca­dos brau­chen viel Was­ser zum Wach­sen © phil­ipp­ho­to / iStock / Get­ty Images

Die Avo­ca­do wird oft zusätz­lich bewässert

Bei die­ser Rech­nung ist aller­dings zu beden­ken, dass die Avo­ca­do in der Regel extra bewäs­sert wird. Das dafür ver­wen­de­te Was­ser ver­schwin­det dabei wei­test­ge­hend aus dem Was­ser­kreis­lauf – anders als beim Anbau von Fut­ter für die Rind­fleisch- oder Käse­pro­duk­ti­on. Nor­ma­ler­wei­se wer­den die­se Fut­ter­mit­tel wie Soja oder Mais bei uns nicht extra bewäs­sert. Die natür­li­chen Nie­der­schlä­ge, die auf die Fel­der reg­nen, wer­den dann nicht aus dem Was­ser­kreis­lauf entnommen.

Bei die­sen Zah­len han­delt es sich außer­dem immer nur um die glo­ba­len Durch­schnitts­wer­te des Was­ser­ver­brauchs von Lebens­mit­teln. Sie geben kei­ne Aus­kunft über die tat­säch­li­che Was­ser­si­tua­ti­on vor Ort. Der Was­ser­fuß­ab­druck sagt also nichts dar­über aus, ob dies für eine bestimm­te Her­kunfts­re­gi­on viel oder wenig Was­ser­ver­brauch ist.

Stimmts?

Kommt drauf an. Der Mythos „Avo­ca­dos ver­brau­chen im Anbau extrem viel Was­ser“ stimmt bedingt. Ob ein Lebens­mit­tel viel oder wenig Was­ser ver­braucht, hängt immer damit zusam­men, wo es ange­baut wird und wie viel Was­ser vor Ort ver­füg­bar ist. Beim Kauf von Avo­ca­dos soll­te man daher immer dar­auf ach­ten, dass die Frucht nicht aus was­ser­ar­men Regio­nen wie zum Bei­spiel Süd­spa­ni­en oder eini­gen Regio­nen in Chi­le und Mexi­co stammt. Ansons­ten lie­ber nicht kaufen.

Was ist Vir­tu­el­les Wasser?

Was­ser, das bei der Pro­duk­ti­on von Kon­sum­gü­tern in ande­ren Tei­len der Welt ver­braucht wird, aber für uns Kund:innen nicht mehr sicht­bar ist, nennt man vir­tu­el­les Was­ser.

Unser Trink­was­ser­ver­brauch in Deutsch­land liegt bei rund 120 Liter ‚sicht­ba­rem’ Was­ser pro Kopf und Tag durch direk­ten Kon­sum wie Trin­ken, Duschen und Kochen. Rech­net man das ‚unsicht­ba­re‘ oder vir­tu­el­le Was­ser hin­zu, kom­men wir auf cir­ca 5.300 Liter pro Kopf. Das ent­spricht fast 35 vol­len Bade­wan­nen. 92 Pro­zent von die­sem vir­tu­el­len Was­ser wird für die Pro­duk­ti­on unse­rer Lebens­mit­tel verbraucht.

Vie­le Anbau­ge­bie­te für Obst und Gemü­se lie­gen in was­ser­ar­men Regio­nen, in denen stär­ker bewäs­sert wer­den muss. Das führt zu erhöh­ter Was­ser­knapp­heit für die Men­schen vor Ort und kann loka­le Kon­flik­te aus­lö­sen oder ver­stär­ken. Die­se ört­li­chen Gege­ben­hei­ten bil­det der Was­ser­fuß­ab­druck von Lebens­mit­teln nicht ab. Dabei ist die Was­ser­si­tua­ti­on in der Anbau­re­gi­on aber ent­schei­dend bei der Fra­ge nach nach­hal­ti­gem Kon­sum.

Was­ser spa­ren durch regio­na­le und sai­so­na­le Produkte

Wir soll­ten daher beim Ein­kauf regio­na­le und sai­so­na­le Pro­duk­te bevor­zu­gen. So redu­ziert man die bei der Pro­duk­ti­on in ande­ren Län­dern vor­han­de­nen Was­ser­ri­si­ken und unter­stützt gleich­zei­tig unse­re Landwirt:innen. Außer­dem soll­ten wir mög­lichst kei­ne Lebens­mit­tel weg­wer­fen. Denn damit ver­schwen­den wir auch das Was­ser, das für die Pro­duk­ti­on ver­braucht wur­de und womög­lich woan­ders drin­gend gebraucht wird.

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1 Kommentar

  1. Felix Müller
    15. August 2020
    Antworten

    Drum kauf ich schon seit Jah­ren kein Obst/Gemüse mehr aus Spa­ni­en, son­dern haupt­säch­lich aus Deutschland!

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