Was ein Regenwald ist, könnten wahrscheinlich die meisten Leute beantworten. Auch, wo auf der Erde echter Regenwald zu finden ist. Oder warum diese Wälder so wichtig sind. Aber mal Hand aufs Herz: Was wisst ihr über Mangrovenwälder? Wo gibt es sie überhaupt, was machen sie? Und wofür sind sie wichtig? Jedem, der diese Fragen nicht beantworten kann, sei gesagt: Heute ist der Weltmangroventag, der perfekte Tag, um alles über die faszinierenden salztoleranten Bäume zu lernen.
Was sind Mangroven?
Als Mangroven werden bestimmte Baum- und Straucharten bezeichnet, die alle gemeinsam haben, dass sie bestens mit Salzwasser zurechtkommen. Sie sind in tropischen und subtropischen Küstenregionen zu finden und haben sich perfekt an den Gezeiten-Zyklus angepasst.
Verbünde von Mangrovenpflanzen bilden ein einzigartiges Ökosystem, eines der artenreichsten, produktivsten und klimaresistentesten der Erde. Mangroven binden drei bis fünf Mal so viel CO2 wie terrestrische Wälder. Darüber hinaus haben Mangroven zentrale Bedeutung für die Anpassung an den Klimawandel: ihre Küstenschutzfunktion wird angesichts des steigenden Meeresspiegels und zunehmender Extremwetterereignisse immer wichtiger. Intakte Mangroven sind außerdem Kinderstube und Lebensraum für zahlreiche fischereilich genutzte Arten und sichern somit die Einkommens- und Ernährungsgrundlage von Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Der Verlust der Mangrovenwälder wäre demnach aus vielerlei Hinsicht dramatisch.
In 100 Jahren keine Mangroven mehr?
Damit sind wir schon beim entscheidenden Punkt: Mangroven sind stark bedroht. Seit Mitte des 20. Jahrhundert ist gut die Hälfte der Mangrovenwälder der Erde verschwunden – und die Abholzung geht weiter. Noch immer ist die Verlustrate von Mangroven bis zu fünf Mal höher als die anderer Wälder. Die Abholzung von Mangroven ist für 10% der globalen Treibhausgasemissionen, die durch Entwaldung entstehen, verantwortlich – insgesamt 240 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn wir nichts tun, könnten die Mangroven in den nächsten 100 Jahren bis auf wenige Reste verschwunden sein.
Mangroven-Rodung für Garnelenfarmen, Reis und Palmöl
Hauptursachen für die Zerstörung und Abholzung von Mangroven sind die Ausweitung von Aquakulturflächen und Landwirtschaft sowie die Nutzung von Mangrovenholz als Brenn- und Baumaterial. Das Anlegen von Garnelenzuchtfarmen hat allein in den 1980er Jahren 38% der Mangrovenfläche zerstört. Vor allem in Südostasien sind die Verlustraten erschreckend hoch: jedes Jahr werden dort 3,5% bis 8% der Mangrovenwälder gerodet – für neue Aquakulturen, aber auch für die Ausweitung von Reisfeldern und Palmölplantagen oder den Bau von Häfen und Hotelanlagen.
Die Auswirkungen sind katastrophal: Der Tsunami 2004 hatte in Südostasien dort die verheerendsten Auswirkungen, wo der natürliche Mangrovenbestand zerstört war.
Der Weltmangroventag
Um stärker auf die akute Bedrohung der Mangroven hinzuweisen und die Weltgemeinschaft auf die immense ökologische und ökonomische Bedeutung dieses Ökosystems aufmerksam zu machen, brauchen wir einen Weltmangroventag. Das hat im vergangenen Jahr auch die Generalkommission der UNESCO erkannt und den 26.07. zum Weltmangroventag (offiziell: Internationaler Tag für den Erhalt des Mangrovenökosystems) erklärt.
Was wir beim WWF tun
Als WWF-Projektkoordinatorin für Mangroven versuche ich, die Abholzung von Mangroven zu stoppen. Das mache ich natürlich nicht alleine. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Weltnaturschutzunion (IUCN) haben wir die Initiative „Save our mangroves now!“ ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, politische Entscheidungsträger auf die Bedeutung von Mangroven aufmerksam machen und die internationale Staatengemeinschaft dazu bringen, sich auf ein globales Mangrovenschutzziel zu einigen. Dafür haben wir uns schon in New York bei der UN Ocean Conference eingesetzt. Auch auf der Our Ocean Conference auf Malta im Oktober und bei der Klima-COP in Bonn im November wollen wir bei Ministern und anderen Regierungsvertretern von Mangrovenländern und internationalen Gebern mehr Bewusstsein und Engagement für den Mangrovenschutz schaffen.
Mit Studien zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Mangrovenschutz in verschiedenen Ländern, zur Nachhaltigkeit von Mangrovenschutzinvestitionen und zu bewährten Methoden für den Erhalt von Mangroven wollen wir die Wissensbasis für alle beteiligten Akteure verbreitern. Wir unterstützen den Aufbau einer online-Plattform, damit bestehende Initiativen und interessierte zukünftige Mangrovenschützer sich umfassend über das Ökosystem Mangroven, laufende Schutzprojekte und Erfahrungen anderer Organisationen informieren können.
Im Westindischen Ozean wollen wir verstärkt innovative Mangrovenschutzprojekte fördern – von Aufforstung und Schutz auf der lokalen Ebene, über die Kartierung von Mangrovenbeständen und die Erfassung ihrer CO2-Speicherkapazität bis hin zur Berücksichtigung von Mangroven in den nationalen Klimaschutzbeiträgen unter dem Pariser Klimaabkommen (NDCs).
WWF Deutschland unterstützt die Projektarbeit vor Ort
In Madagaskar unterstützt WWF Deutschland seit 2014 ein Projekt zum Erhalt der wertvollen Mangrovenbestände in der Ambaro-Bucht im Nordwesten der Insel. Dort liegt eines der wertvollsten Mangrovengebiete des Landes. Das Gebiet ist die Kinderstube der Garnelen, die von hier in die ganze Welt exportiert werden. Der Bestand ist schon dramatisch zurückgegangen, sodass viele Garnelenfischer kein sicheres Auskommen mehr haben. 30.000 ha Mangroven werden durch das WWF Projekt geschützt, ca. 1.000 ha werden aufgeforstet. Die Mangroven bieten Schutz vor Stürmen und Überflutungen und tragen zum Einkommen der ca. 20.000 Menschen bei, die in dem Gebiete leben. Das Projekt läuft vorläufig bis 2020.
Von 2012 bis 2016 hat WWF Deutschland ein großes Mangrovenschutzprojekt im Senegal durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen:
- Über 50.000 ha Mangroven werden künftig nachhaltig von den lokalen Mangrovennutzern in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden gemanagt.
- 460 ha Mangroven wurden aufgeforstet.
- Erstmals seit den 1980er Jahren ist es gelungen, den Mangrovenverlust im der Projektregion zu stoppen. Am Ende des Projektes konnte anhand von Satellitenbildern ein Zuwachs an Mangrovenfläche bilanziert werden.
- Im Projektgebiet wurde ein neues Mangrovenschutzgebiet von 16.000 ha offiziell ausgewiesen.
- Über 10.000 freiwillige Arbeitstage wurden von den Dorfgemeinschaften geleistet, insbesondere für die Aufforstungen.
Die globale Mangroven-Allianz
Gemeinsam mit The Nature Conservancy und Conservation International haben wir vom WWF außerdem eine globale Mangroven-Allianz gegründet, mit der Zielsetzung die globale Mangrovenfläche bis 2030 um 20% zu vergrößern. Heute am Weltmangroventag wird die Mitgliedschaft weiterer Organisationen, wie der Weltnaturschutzunion (IUCN) und Wetlands International bekannt gegeben und die gemeinsame Strategie für mehr Zusammenarbeit für den Mangrovenschutz vorgestellt. Mit unseren Kooperationen, Partnern und Projekten setzten wir uns für mehr Engagement und mehr Anstrengungen für den Schutz und die Aufforstung von Mangroven ein — die nötig sind, um dieses einzigartige Ökosystem vor der Vernichtung zu bewahren.
Und was kannst du tun?
- Kaufe Garnelen und andere Aquakulturprodukte nur, wenn sie mit dem Bio- oder ASC-Siegel versehen sind. Damit unterstützt du nachhaltige Aquakultur.
- Erkundige dich im nächsten Strandurlaub, ob es in deiner Nähe Mangroven gibt – und statte Ihnen einen Besuch ab! Nimm an einer geführten Bootstour durch die Mangroven teil. Achte dabei darauf, einen lokalen Anbieter auszuwählen — so lernst du nicht nur Ökosystem Mangroven besser kennen und verstehen sondern trägst auch zu einer nachhaltigen Einkommensgrundlage für die lokale Bevölkerung bei.
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