Wir haben wieder genau hingeschaut, ob und wie die großen deutschen Banken Nachhaltigkeit in Strategien, Prozesse und Produkte integrieren. Seit unserem letzten Rating hat sich Einiges getan. Aber reicht das?
Die Klimakrise ist 2021 für jeden erkennbar. Immer deutlicher werden die Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen. Die Fortschritte der Banken in punkto Nachhaltigkeit müssen sich deshalb an der Frage messen lassen, ob das Erforderliche getan wird, um den Klimawandel und das Artensterben zu stoppen.
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Auf Basis der Ergebnisse unseres Bankenratings 2021 müssen wir die Frage leider eindeutig mit „Nein“ antworten. Noch werden Umwelt- und Klimaaspekte längst nicht von allen Banken systematisch in Kredit- und Anlageentscheidungen integriert. Immer noch werden besonders klimaschädliche Branchen, Unternehmen und Projekte nicht konsequent zur Transformation angehalten oder von der Finanzierung ausgeschlossen. Banken setzen ihren Kund:innen zudem nicht genug Anreize, um in „grüne“ Anlageprodukte anzulegen oder durch innovative Finanzierungsprodukte in Umwelt- und Klimaschutz zu investieren. Insofern fällt das Fazit des Bankenratings gemischt aus.
Die Richtung stimmt, das Tempo nicht
Die meisten Banken erreichten im Bereich Umwelt und Klima eine mittlere Kategorie. Damit haben wir keine Nachzügler mehr unter den analysierten Banken, was bei der Analyse 2020 der Fall war.
Wir haben aber weiterhin keine einzige visionäre Bank. Eine visionäre Bank verfolgt eine per se nachhaltige Unternehmensstrategie und hat damit einen längerfristigen, generationenübergreifenden Zeithorizont im Blick. Ihre Finanzflüsse lenkt sie zu nachhaltigen Aktivitäten und fördert die Transition von Wirtschaft und Gesellschaft aktiv. Dazu hat sie das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, umfassend in ihre Strategie und in alle Kerngeschäftsprozesse integriert. Zudem ist sie bemüht, das Verhalten ihrer Kunden so zu beeinflussen, dass diese nachhaltiger agieren.
Wie gesagt: Diese Bank gibt es nicht.
Ernüchternd: Banken und Biodiversität
Wir haben dieses Mal auch analysiert welche Banken den Schutz von Biodiversität in ihren Strategien, Prozessen und Produkten verankert haben. Die Ergebnisse fallen leider sehr ernüchternd aus. Bislang haben sich die analysierten Banken kaum strategisch und methodisch mit der Auswirkung ihrer Kredite und Investments auf die Biodiversität beschäftigt.
Im internationalen Vergleich sind die bewerteten deutschen Banken sehr zurückhaltend im Umgang mit biodiversitätsbezogenen Risiken. Sie sind, wenn überhaupt, nur an wenigen nationalen und internationalen Initiativen beteiligt, die begonnen haben die Wirkung von Krediten und Anlagen auf die Biodiversität zu messen.
Auch im Bereich Biodiversität haben wir keine Vorreiter-Banken. Das Mittelfeld belegen nur fünf Banken. Die restlichen sind unter den Nachzüglern.
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Insgesamt fehlt den Banken noch weitgehend das Bewusstsein für die Risiken, die mit dem Artensterben und der Einschränkung der Ökosystemleistungen verbunden sind. Auch und gerade für ihr Geschäftsmodell. Hier ist daher ein umfassendes Umdenken erforderlich.
Was die Banken jetzt machen müssen
Als Ergebnis unserer Analyse haben wir herausgearbeitet, was die Banken jetzt angehen müssen, natürlich in unterschiedlicher Intensität.
Wir werden unseren Dialog mit den Banken auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Hoffentlich führt unser Rating und der Austausch mit den Banken zu mehr Aktivität — für den Klimaschutz und Schutz von Biodiversität.
Und wie sieht es mit Banken wie GLS Bank, Ethikbank, Umweltbank und Triodos aus?