Con­tai­ner-Unglück im Wat­ten­meer: bil­lig und billiger

Container

Container Unglück im Wattenmeer: Schuihe und mehr Müll am Strand
Schuhe und und und - was die Container an den Strand gespuckt haben © Johan Krol

Rund 270 Con­tai­ner sind am Neu­jahrs­tag im Sturm in der nie­der­län­di­schen Nord­see über Bord des Frach­ters „MSC Zoe“ gegan­gen. Ihr Inhalt: Gum­mi­lat­schen, Fern­se­her, gif­ti­ge Che­mi­ka­li­en und vie­les ande­re. Das alles lan­det nun in der Nord­see und im angren­zen­den Welt­na­tur­er­be Wat­ten­meer. Pla­ka­tiv zu sehen ist dies auf den zahl­rei­chen Fotos von den nie­der­län­di­schen Wat­ten­meer-Inseln. Die Strän­de waren schnell über­sät von Spiel­zeug, Schu­hen, Möbeln und vie­lem mehr.

Der Con­tai­ner-Unfall wird noch Jahr­zehn­te nachwirken!

Eini­ger Müll wur­de bereits von zahl­rei­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern abge­sam­melt. Ein begeis­tern­des Enga­ge­ment! Doch täg­lich kommt mehr Müll an. Viel davon hat sich auch über die Salz­wie­sen und Dünen ver­teilt und ist schwer zu fin­den. Noch schlim­mer sind sehr klei­ne, kaum ein­zu­sam­meln­de Plas­tik­tei­le. Auch vie­les von dem Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al zer­fällt in solch klei­ne Teile.

Hin­zu kommt all der neue Müll am Mee­res­bo­den. Der Con­tai­ner-Unfall wird hier also noch Jahr­zehn­te nachwirken!

Container Müll im Wattenmeer: Angespülter Müll auf Ameland
Unmen­gen von Kon­sum­gü­tern aus den Con­tai­nern wer­den ange­spült © Johan Krol

Betrof­fen waren bis­lang vor allem die nie­der­län­di­schen Wat­ten­meer-Inseln. Doch auch an der Insel Bor­kum an der ost­frie­si­schen Küs­te kam bereits Müll aus den Con­tai­nern an. Drei der ver­lo­re­nen Con­tai­ner ent­hal­ten eine Che­mi­ka­lie und sind Gefahr­gut, dies soll nicht berührt werden.

Ins­ge­samt ist das Umwelt­ri­si­ko für das emp­find­li­che Öko­sys­tem Wat­ten­meer noch gar nicht abzu­se­hen. Es ist damit zu rech­nen, dass Tei­le der Ladung noch über Mona­te immer wie­der an den Strän­den ange­spült wer­den und auch an vie­len wei­te­ren Stel­len ent­lang der Wat­ten­meer­küs­te auf­tau­chen. Der Müll aus den Con­tai­nern kann mit der star­ken Strö­mung noch viel wei­ter getra­gen wer­den. Der berühm­te Fall der 28.000 über Bord gespül­ten Gum­mi­en­ten zeig­te dies ja vor Jah­ren. Auch für den Schiffs­ver­kehr und die Fischer sind die Con­tai­ner ein Risi­ko. Allein vor der Insel Ter­schel­ling sind rund 200 Con­tai­ner am Mee­res­bo­den geor­tet worden.

War­um das Schiffs­un­glück kein Zufall ist

Ein tra­gi­scher Zufall, also ein qua­si unver­meid­ba­res Unglück, war dies nicht. Es sind auch wei­tem nicht zum ers­ten mal Con­tai­ner über Bord eines Frach­ters gegan­gen, wenn auch sel­ten so vie­le. Nein, der Fall hat wie so oft damit zu tun, dass Con­tai­ner offen­sicht­lich nicht sorg­fäl­tig genug ver­staut wur­den. Und damit, dass das frag­li­che Schiff auch bei Extrem­wet­ter nicht im Hafen blieb bzw. den Sturm ver­mie­den hat. Dem­entspre­chend hat­ten auch ande­re Schif­fe an dem Tag erheb­li­che Probleme.

Luftaufnahme zeigt das Containerschiff MSC ZOE, das im Sturm bis zu 270 Container verloren hat.
Con­tai­ner­schiff MSC ZOE, das im Sturm rund 270 Con­tai­ner ver­lo­ren hat. © Havariekommando/dpa

Die Ursa­chen für das Unglück mit den Containern

Die tie­fe­re Ursa­che für vie­le Schiffs­un­fäl­le ist fast immer die Glei­che: Der Trans­port unse­rer Wohl­stands­gü­ter rund um die Welt darf fast nichts kos­ten. Des­halb wer­den die ent­ste­hen­den Umwelt­kos­ten den Ree­dern nur in viel zu gerin­gem Umfang auf­er­legt. Also wer­den sie auch nicht bezahlt. Und zu den eigent­li­chen erfor­der­li­chen Umwelt­kos­ten zählt bei der Schiff­fahrt eben auch die Sicher­heit vor Unfäl­len. Zum Bei­spiel durch län­ge­re Lie­ge­zei­ten im Hafen bei Extrem­wet­ter, durch bes­se­re Aus­bil­dung und Bezah­lung der Besat­zun­gen, durch bes­se­res Ver­stau­en von Ladung oder durch bes­se­re Sicher­heits­ein­rich­tun­gen an Bord.

Was getan wer­den muss

Allem vor­an gilt es nun die Con­tai­ner zu ber­gen und den frei­ge­wor­de­nen Müll soweit wie mög­lich ein­zu­sam­meln. Dabei darf man nicht ver­ges­sen, dass es mit der Ree­de­rei MSC einen Ver­ur­sa­cher gibt, der in aller­ers­ter Linie die Pflicht zu Ber­gung und zur Rei­ni­gung hat!

Nach dem ers­ten Auf­räu­men gilt es poli­ti­sche Kon­se­quen­zen ein­zu­lei­ten. Ver­meid­bar sind sol­che Schiffs­un­fäl­le vor allem durch bes­se­re inter­na­tio­na­le Regeln. Die dau­ern zwar extrem lan­ge, not­wen­dig sind sie trotz­dem. Doch die Wat­ten­meer­län­der ‑Nie­der­lan­de, Deutsch­land, Däne­mark- müs­sen auch vor Ort gemein­sam vor­an­ge­hen. Sie soll­ten den Umstand nut­zen, dass das Wat­ten­meer bei der Inter­na­tio­na­len Schiff­fahrts­or­ga­ni­sa­ti­on IMO bereits im Jahr 2002 als „Beson­ders Emp­find­li­ches Mee­res­ge­biet“ (ein „PSSA”, = „Par­ti­cu­lar­ly Sen­si­ti­ve Sea Area“) aner­kannt wurde.

Die Aner­ken­nung des PSSA Wat­ten­meer beschränk­te sich damals aber nur auf die Benen­nung. Spe­zi­el­le Regeln für das Gebiet wur­den nicht erlas­sen. Doch für sol­che Regeln wird es höchs­te Zeit. Das zeigt nicht nur der aktu­el­le Fall mit den Con­tai­nern. Gera­de erst vor 14 Mona­ten stran­de­te der Frach­ter „Glo­ry Ams­ter­dam“ vor der ost­frie­si­schen Insel Lan­ge­oog. Die Fäl­le der „MSC Zoe“ und der „Glo­ry Ams­ter­dam“ sind nur zwei von vie­len Bei­spie­len, die immer wie­der auf­zei­gen, wie groß das Risi­ko von Schiffs­un­fäl­len vor dem geschütz­ten Wat­ten­meer ist und was hier noch zu ver­bes­sern ist!

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1 Kommentar

  1. […] Arti­kel auf dem WWF-Blog über ein Con­tai­ner-Unglück im Wat­ten­meer ist dafür umso trau­ri­ger – wenn Du in der Regi­on wohnst, heisst es also ab sofort, die Augen […]

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