Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Aber ich glaube, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, Seegurken gehören nicht zu den charismatischsten Tierarten. Hierzulande sind sie recht unbekannt. In Asien jedoch gelten sie als eine — durch Überfischung leider selten gewordene — Delikatesse. Damit sie nicht gänzlich verschwinden, wurde auf der Artenschutzkonferenz (CITES COP 18) in Genf beschlossen, den Schutz der Seegurke zu verstärken. Um mit ihnen international handeln zu dürfen, müssen diese aus einer legalen und nachhaltigen Quelle stammen. Ein wichtiger Erfolg, denn ob charismatisch oder nicht, Seegurken erfüllen wichtige Aufgaben im Ozean und gehören nicht überfischt und auf den Teller.
Gemischtes Fazit für die Artenschutzkonferenz CITES COP
Die diesjährige CITES COP wird wohl eher als “Jahr der unbekannten Arten” eingehen. Außerdem war sie wohl auch die größte Artenschutzkonferenz aller Zeiten – mit rekordverdächtig langen Tagesordnungen. Mein Fazit jedoch fällt eher gemischt aus. Aus unserer Sicht wurde vor allem eine wichtige Chance vertan, so zentrale, bereits existierenden Handelsverbote wie zum Beispiel für Elefanten-Elfenbein und Nashornhorn effektiver durchzusetzen und Verstöße künftig härter zu bestrafen. Im Bezug auf den Elfenbeinhandel und die damit verbundene Elefantenwilderei muss noch einiges getan werden. Erfreulicherweise standen 2019 aber eher die Arten im Rampenlicht, die sonst eher abseits der großen Bühne behandelt werden.

Seegurken sind die Staubsauger der Meeresböden
Oftmals sind es ja die flauschigen, putzigen oder besonders gefährlichen Tiere, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Jede einzelne Art hat jedoch Einfluss auf das Ökosystem und ihr Fehlen demnach auch. Seegurken, die auch als Seewalzen bezeichnet werden, funktionieren beispielsweise wie Staubsauger auf dem Meeresgrund. Ähnlich wie Wattwürmer nehmen sie Sedimente auf, verdauen Mikroalgen und Plankton. Der gereinigten Sand wird wieder ausgeschieden. Dabei erhöhen sie den PH-Wert ihrer Umgebung — sie helfen gegen die durch die Klimakrise verursachte Versauerung der Meere, die eine große Gefahr für Korallenriffe und Meeresökosystem weltweit darstellt.
Es gibt aber auch noch die andere Seite: Seegurken werden auch als Trüffel der Meere bezeichnet. Ein Kilogramm kann leicht bis zu 1000 Euro kosten. Sie sind auf den Speisekarten zahlreicher edler Restaurants vor allem in Japan und Korea zu finden. In China werden sie traditionell zum Neujahrsfest gereicht. Sie gelten als gesund, bringen Glück und sollen durchaus lecker sein. Ihre Beliebtheit führt dazu, dass die Seegurken durch Überfischung selten geworden sind. Die Entscheidung, drei Arten der Holothuroidea künftig stärker zu schützen, ist demnach genau die richtige Entscheidung.
Schon mehr als 70 Haiarten auf der Roten Liste

Zwei weitere Tierartengruppen, die ein ähnliches Schicksal mit den Seegurken teilen, werden künftig ebenfalls stärker geschützt. Dabei ist die Rede von den Makohai und den Geigenrochen. Alle diese Arten sind Knorpelfische, also entfernte Verwandte. Und beide werden vor allem aufgrund ihrer Flossen bejagt, teilweise gezielt, teilweise als wertvoller und gerne genommener Beifang. Ebenso wie die Seegurken gelten die Hai- und Rochenflossen als große Delikatesse. Auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN werden der Großteil dieser Arten schon jetzt als bedroht geführt. Ich hoffe, dass der neue Schutz vor Überfischung ihnen in Zukunft etwas Erholung verschafft.
Enttäuschung über verpasste Gelegenheiten
Enttäuscht bin ich von der diesjährigen CITES COP bezüglich der Bekämpfung des illegalen Widltierhandels in Vietnam. Der südostasiatische Staat war in den letzten Jahren immer wieder durch massive Aufgriffe von Elfenbein, Nashornhorn, Schuppentieren, Tiger und Edelhölzern aufgefallen. Auch darüberhinaus gilt die Umsetzung der CITES-Vereinbarungen in Vietnam als wenig zufriedenstellend. Jedoch wurde die Gelegenheit nicht genutzt, den internationalen Druck noch deutlicher zu erhöhen.
Mehr Stärke und Transparenz gegen den Elfenbeinhandel
Das gleiche gilt im Übrigen auch für den internationalen Kampf gegen den Elfenbeinhandel. Leider wurde 2018 zahlreiche Länder aus dem sogenannten Nationalen Elfenbeinaktionsplan Prozess (NIAP) entlassen, die nach unserer Auffassung weiter darin hätten verbleiben sollen, darunter China und Tansania. CITES hätten nun mehr Stärke in diesen Prozess einfließen lassen können. Mehr Transparenz für die Auswahl der Ländern hätte dem Prozess künftig helfen sollen, ebenso bei der Standardisierung des Monitorings. Der Erfolg eines solchen Plans sollte natürlich am tatsächlichen Rückgang des illegalen Elfenbeinhandels gemessen werden und nicht an niedrigschwelligen, undurchsichtigen und oft durch die Parteien selbst gesetzten Indikatoren.
CITES 2019: kleiner Erfolg im Tigerschutz
Einen kleinen Erfolg konnten wir beim Tigerschutz feiern. Es wurde die Entscheidung getroffen, die Strafverfolgung zu verbessern. Damit verbunden ist auch die Eindämmung der Nachfrage nach Tigerteilen und ‑Produkten. Denn der Handel ist und bleibt oftmals die größte Bedrohung für zahlreiche bedrohte Arten. Allerdings brauchen wir künftig weitere Maßnahmen für die asiatischen Länder, in denen Tiger in Gefangenschaft gehalten werden oder die in den illegalen Tigerhandel verwickelt sind.
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