Elche gelten hierzulande als sympathisch und irgendwie gelassen. In anderen Ländern werden sie eher als leicht dämlich angesehen. Fest steht: Elche machen manchmal komische Sachen. Wie Bert, der Anfang 2018 von Polen nach Deutschland einwanderte. Er ist unter anderem dafür bekannt, dass er wiederholt und über längere Zeiträume die Gesellschaft von Kühen sucht. Immerhin: Er scheint in der Kuhherde willkommen zu sein. Ähnliches ist unter anderem in Kanada passiert, wo ein junger Elch mehrere Jahre hintereinander eine Kuhherde im Bella Coola Valley besuchte. Über den Grund für dieses Verhalten können Experten nur mutmaßen: jung, verwirrt und einsam. So eine Vermutung.
Wo Elche wohnen
Elche gibt es heute in Skandinavien, Polen, dem Baltikum, in Russland bis ganz in den Fernen Osten, natürlich in Nordamerika und eben so langsam auch wieder in Deutschland. Siehe Bert, den kuriosen Kuhliebhaber. Es gibt verschiedene Unterarten, am größten wird der Alaska-Elch. Ein ausgewachsener Bulle wiegt etwa 800 Kilogramm bei eine Schulterhöhe von 2,30 Metern. Sein Geweih kann dabei über zwei Meter breit ausladen und 30 Kilo wiegen!
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Wo sich Elche wohlfühlen
Elchen besiedeln verschiedene Waldlebensräume, sogar im Bergland sind sie finden. Sie haben aber eine Vorliebe für feuchte und sumpfige Gebiete mit Laub-Nadelholz-Mischwäldern. Wer jetzt sofort an ein Elch-Paradies Brandenburg denkt, der liegt nur halb richtig: Elche mögen Temperaturen von minus 22 bis plus 10 Grad. Gar nicht gut ist dabei zu warm. Im Winter leiden sie schon bei über 5 Grad minus und im Sommer bei über 14 Grad an Hitzestress und unter stechenden und saugenden Insekten. Das liegt daran, dass die Tiere keine Schweißdrüsen haben. Damit sie sich trotzdem auch in unseren Breitengraden wohlfühlen, sind sie im Sommer daher eher dämmerungs- und nachtaktiv, wenn die Temperaturen kühler sind. Und sie gehen gerne ins kühlende Wasser — wo sie erstaunlich gut zurechtkommen. Elche wurde auch schon beim Baden im Meer gesehen.
Wassertier Elch
Elche sind gute Schwimmer und können sogar tauchen! Das tun sie problemlos über weite Entfernungen, und dabei sind sie mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern sogar recht schnell. Man hat schon Tiere beobachtet, die vom schwedischen Festland 30 Kilometer zu den Ålandinseln geschwommen sind. Damit nicht genug: Sie können sogar bis zu sechs Meter tief tauchen und dabei mehrere Minuten unter Wasser bleiben. Dort gelangen sie an leckere, mineralhaltige Wasserpflanzen. Sie können das als einzige Hirschart, weil ihre klappenartigen Nasenlöcher verschließbar sind.
Gefährlicher als Bären
Sie bewegen sich zwar öfter eher langsam, können aber auch gänzlich ungemütlich werden. Man mag es kaum glauben, aber in Alaska werden jedes Jahr mehr Menschen durch Elche als durch Bären verletzt. Das dortige Ministerium gibt aus gutem Grund eindeutige Verhaltenshinweise aus.
Nicht füttern heißt es da, sich den Tieren nicht nähern, schon gar nicht zur Paarungszeit. Und schon mal überhaupt gar nicht, wenn Kälber dabei sind. Elchmütter sind extrem verteidigungsbereit! Und auch: nicht mit Schneebällen bewerfen! (Merke: Auch viel Menschen sind ziemlich dämlich!) Ganz generell gilt aber wie für den Umgang mit fast allen Wildtieren: Abstand halten und vorsichtig sein sind zwei sehr wertvolle Ratschläge.
Was man bei aggressiven Elchen tun sollte
Elche sind eigentlich nicht zutraulich. Vorsicht ist immer geboten, wenn mal ein Elch auf dem Weg stehen sollte. Kommt er näher signalisiert das Angriffsbereitschaft. Glücklicherweise sind die meisten Angriffe Bluffs. Herauszufinden, ob es sich wirklich um einen Scheinangriff handelt, ist allerdings keine gute Idee. Besser: Weggehen und sich hinter einem festen Gegenstand wie einem Baum verstecken. Oder Rückzug an einen sicheren Ort, in ein Gebäude, ein Auto oder hinter einen Zaun.
Wenn Elche angreifen, stampfen und treten sie, um sich oder ihre Jungen zu schützen. Das kann tödlich enden. Nicht machen: ducken und auf alle Viere gehen. Damit scheint der Elch eher gefährliche Feinde zu verbinden.
Elche mögen keine Hunde
Wenn wir schon bei Vierbeiner sind: Elche sehen Hunde als Feinde an und gehen manchmal auf sie los, auch wenn der Hund angeleint ist. Machen Sie einen großen Bogen um Elche, wenn Sie einen Hund dabeihaben.
Für Pilze auf die Knie
Wegen seines kurzen Halses und der langen Beine kann der Elch nur mit einiger Mühe vom Boden fressen. Eigentlich sind Elche dafür gebaut auf einer Höhe von 50 Zentimeter bis drei Meter zu weiden. Für besondere Leckerbissen am Boden wie Heidekraut oder Pilze geben sich die Tiere aber alle Mühe. Entweder spreizen sie die Vorderläufe wie eine Giraffe, oder sie knien regelrecht nieder. Auch ältere Kälber müssen so niederknieen, wenn sie die Zitzen der Mutter erreichen wollen. Und gelernt ist dann gelernt.
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Der Elch zum Gärtner
Je nach Jahreszeit schwankt der tägliche Nahrungsbedarfs eines ausgewachsenen Tieres zwischen 10 und 40 Kilo Grünzeug. Elche lieben Laubbäume und Büsche, für die sie sich eben nicht bücken müssen. Die jungen Triebe sind dazu wesentlich protein- und mineralreicher als Gras. Elche fressen von Zweigen die Blätter und die Spitzen junger Triebe ab. Das Ergebnis sind zweigreiche, gestutzte Büsche — die sehr gut zu beweiden sind. Der Elch ist dadurch sein eigener Gärtnermeister.
Und wer frisst Elche?
Der Elch ist groß, ausdauernd und bis zu 60 Stundenkilometer schnell! Ein erwachsenes, gesundes Tier hat kaum Fressfeinde zu fürchten, allenfalls Grizzlybären. Und der Amur-Elch kriegt es auch mit Tigern zu tun. Kranke, schwache und junge Elche stehen allerdings bei Bären, Pumas, Wölfen und sogar Vielfraßen durchaus auf dem Speiseplan…
Und der größte Feind ist natürlich der Mensch. Alleine in Schweden werden jedes Jahr um die 90.000 Elche gejagt — und verzehrt. Und dazu kommen viele tausend Exemplare, die auf den Straßen und Gleisen verunglücken…
Elche und der Straßenverkehr
Die beliebten skandinavischen Verkehrsschilder mit dem Elch gibt es nicht ohne Grund: In den Elch-Ländern gibt es jedes Jahr tausende Unfälle. Auch in Deutschland sind bereits Elche überfahren worden. Sie sind berüchtigt dafür abrupt auf die Straße zu laufen. Und sie neigen dazu bei einem heranfahrenden Auto stehen zu bleiben und nicht zu flüchten.
Der berühmte Elch-Test heißt so, da er die Seitenstabilität eines Autos beim Ausweichen testet. Spurenwechsel ruckartig nach links, geradeaus und dann ungebremst nach rechts. So in etwa, als würde da ein Elch stehen. Jedes neue Fahrzeug muss sich diesem Test unterziehen, um die Stabilität des Autos zu prüfen.
Die Elche und das Streusalz
Elche im Straßenverkehr, da gibt es noch mehr Kapitel. Wenn sie im Winter ihren Salzbedarf decken, kann ihnen auch das zum Verhängnis werden, da sie gerne Streusalz von Straßen lecken. Was die Gefahr von Unfällen enorm erhöht. Immer öfter werden sie nun auch dabei beobachtet, dass sie das Salz auch direkt von Autos lecken. In Kanada gibt es daher nun sogar Schilder die alle Autobesitzer strengstens ermahnen: „Don’t let moose lick your car“.
Cäsar und die Elche
Schon die alten Römer hatten etwas über Elche zu erzählen — und zwar niemand geringeres als Julius Cäsar persönlich in seinem berühmten Buch “De bello Gallico”, bestimmt noch einigen aus Latein oder wenigstens Asterix bekannt. Hier schreibt Cäsar, dass es im Hercynischen Wald “Alces” gäbe. Diese seien Ziegen ähnlich, nur etwas größer. Sie hätten abgestumpfte Hörner und ihre Beine hätten keine Gelenke. Einmal umgefallen, könnten sie sich daher nicht mehr vom Boden aufrichten. Um zu schlafen, lehnten sie sich deshalb an Bäume. Die Jäger würden daher die Schlafbäume suchen — und dort die Stämme ansägen und Wurzeln untergraben. Sobald sich die Tiere zum Schlafen anlehnten, stürzten die Bäume um. Und mit ihnen die Elche.
Wer dem großen Cäsar dieses Jägerlatein aufgeschwatzt hat ist heute noch eine Frage für Philologen. Das Wort Alces, das Cäsar für dieses wundersame Tiere ohne Knie benutzt, ist aber immer noch der wissenschaftliche Name der Elche.
Der Vertriebene kehrt zurück
Wo Cäsar Recht hatte: Zu seiner Zeit waren Elche auch in Mitteleuropa weit verbreitet. Elche sind auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland im frühen Mittelalter ausgerottet worden. In den letzten Jahren kehrt neben dem Wolf auch der Elch zurück und breitet sich in Deutschland von Polen kommend unter anderem in Brandenburg aus. Zum ersten Mal kehrt damit eine einst heimische Huftierart in ihre alten Lebensräume zurück.
Wir vom WWF freuen uns über die Rückkehr des Elchs. Wir setzen uns im EU-Interreg geförderten Projekt „ŁośBonasus-Crossing!“ gemeinsam mit Partnern für ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Elch ein. Dafür ist es wichtig, Wildschäden und Gefährdung für den Straßenverkehr durch die Tiere zu thematisieren — und zu lösen. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Wir freuen uns dabei über jede Unterstützung für unsere Arbeit!
Die Wildtiere und die Natur müssen wir uns erhalten. Was wäre die Welt ohne Tiere ? ..wir wären um vieles ärmer.