Woran denkt ihr, wenn ihr den Begriff Wilderer hört? Seit etwa sechs Jahren sprechen wir Umweltschützer von einer Wildereikrise, die vor allem die afrikanischen Elefanten und Nashörner bedroht. Derzeit jagt ein trauriger Rekord den nächsten. Allein im Jahr 2014 mussten mehr als 1200 Nashörner sterben. Das hatte es vorher noch nie gegeben. Ich behaupte, die meiste Menschen hierzulande haben eine sehr ungenaue Vorstellung davon, wer eigentlich hinter dieser Wildereikrise steckt.
Internationale Verbrechersyndikate bedrohen Afrikas Wildnis
Vor fünf Jahren habe ich einige Zeit im berühmten südafrikanischen Krüger-Nationalpark verbracht. Die Wildnis dieses Schutzgebietes mit der größten Nashorn-Population weltweit ist beeindruckend. Ich hatte Glück und konnte die prähistorischen Dickhäuter zweimal auf Wandersafaris beobachten. Aber wie lange ist das noch möglich? Bleibt uns diese Art erhalten?
Die Jagd auf Nashorn-Horn wird immer schlimmer. Will man sie eindämmen, darf man nicht nur bis zu den Wilderern denken, die etwa fünf Dollar pro Tag verdienen. Das eigentliche Problem sind die kriminellen Netzwerke im Hintergrund. Es sind die Exporteure und Kuriere, die den Handel mit illegalen Wildtierprodukten antreiben.

Auch Diplomaten und Polizisten gehören zum Schmugglerring
Immer häufiger erreichen mich Berichte, dass Ranger, Polizeibeamte und selbst Diplomaten Teil der kriminellen Syndikate sind. Die weiter explodierende Nachfrage aus Südostasien und die horrenden Preise, die für die Hörner bezahlt werden, befeuern das noch.
In Mosambik wurde Anfang Mai ein nordkoreanischer Diplomat mit fast fünf Kilo Nashorn-Horn aufgegriffen – jedoch gleich wieder gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.
Trauriger Fall Mosambik
Mosambik ist schon lange Drehscheibe für den weltweiten Handel mit Nashorn-Horn. Als die Polizei hier im Mai 65 Hörner beschlagnahmte, dachte ich eigentlich, dass Mosambik nun endlich ein wichtiger Durchbruch im Kampf gegen die Wilderei gelungen sei.
Die mosambikanische Regierung wurde aber kurz darauf ziemlich in Verlegenheit gebracht: Zwölf der Hörner wurden mit Hilfe von korrupten Polizeibeamten aus einem Polizei-Lagerhaus gestohlen! Damit ist ein Teil der Beweisstücke verschwunden. Um noch gar nicht über den Wert des Diebstahls zu sprechen. Ich finde es einfach nur traurig, dass gute Ermittlungen von Polizeibeamten außer Kraft gesetzt werden — durch die eigenen Kollegen, die an der Wilderei beteiligt sind. Und es ist unendlich frustrierend dass solche Beschlagnahmungen und auch Verhaftungen nur selten zu Verurteilungen führen.
Was kann man gegen die Nashorn-Wilderei tun?
Der WWF kämpft auf der ganzen Welt und mit allen Mitteln gegen Wilderei und illegalen Wildtierhandel. Um Nashörner aus sogenannten ‚Wilderei-Hotspots‘ heraus zu holen, werden die Tiere sogar teilweise aufwändig umgesiedelt.
Ganz wichtig ist aber die Zusammenarbeit mit Regierungen, um die Wilderei in den Griff zu bekommen und Syndikate rechtskräftig zu verurteilen. Der Mosambikanische Präsident hat mittlerweile immerhin seine Empörung über den Nashorn-Korruptionsfall geäußert. Wir müssen an die kriminellen Netzwerke im Hintergrund herankommen, um die Handelsketten mit Wildtierprodukten zu durchbrechen. Nur so haben wir eine Chance gegen die Wilderei.
Wer sind denn die Abnehmer der Hörner? Müsste man nicht da ansetzen?
Liebe Tina, leider gelten die gemahlenen Hörner in Asien häufig als Statussymbol und als dubioses Wunderpulver zur Heilung gegen alle möglichen Leiden bis hin zu Krebs. Nashorn-Pulver ist inzwischen mehr wert als Gold, dabei besteht es aus dem gleichen Keratin wie unsere Fingernägel! Du hast ganz recht, neben der Strafverfolgung muss man natürlich auch bei der Nachfrage ansetzen. Wir kämpfen beim WWF auf allen Ebenen gegen die grassierende Wilderei: Vom Einsatz von Rangern zum Schutz der Tiere über die politische Arbeit bis hin zur Aufklärung möglicher Endverbraucher. In Vietnam, wo die Nachfrage nach Nashorn-Produkten extrem hoch ist, geschieht das zum Beispiel in großen Kampagnen, durch die Arbeit an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen und durch die Kooperation mit Prominenten.
Genauer kannst du das hier im unteren Abschnitt noch einmal nachlesen: http://www.wwf.de/themen-projekte/weitere-artenschutzthemen/handel-und-nutzung/nashorn-spur-nach-vietnam/
Auch dem Schmuggel von Wildtierteilen als Souvenirs wollen wir vorbeugen. Wir haben deshalb einerseits einen Souvenirführer herausgegeben und außerdem dafür gesorgt, dass es Artenschutz-Spürhunde beim deutschen Zoll gibt. Das blutige Geschäft mit Wildtierprodukten muss aufhören, denn das Nashorn ist nicht die einzige Art, die es sonst womöglich bald nicht mehr geben wird.
Hier gibt es den Souvenir-Führer als PDF: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Souvenirfuehrer.pdf
Und hier steht mehr zu den Artenschutz-Spürhunden: http://www.wwf.de/themen-projekte/weitere-artenschutzthemen/handel-und-nutzung/artenschutz-spuerhunde/
Vielen Dank für deine Nachfrage und viele Grüße!