Auch wenn es so aussieht: Diese zwei sind nicht auf der Suche nach dem nächsten Karnevalsumzug. Nein, die beiden versuchen, in Wäldern der chinesischen Provinz Sichuan einen mit einem Peilsender ausgestatteten Pandabären zu orten. Dieses beeindruckende Foto der Fotografin Ami Vitale, das erstmals im National Geographic Magazine veröffentlicht wurde, erhielt als Teil einer Fotoserie jetzt den World Press Award 2017 in der Kategorie „Natur – Stories“. Es erzählt die tragische Geschichte vom Kampf um das Überleben der letzten großen Pandas.
Durchbruch in der Panda-Zucht
Was haben nun also kostümierte Menschen im chinesischen Bergwald mit dem Erhalt der Art des Großen Pandas zu tun? Von vorne: Lange Zeit schien es unmöglich, Pandabären in Gefangenschaft zu züchten, denn Pandas galten als echte Sex-Muffel. Mittlerweile weiß man, dass die vermeintliche Paarungsunwilligkeit nur an den Haltungsbedingungen lag, denn in guten und zusammenhängenden Lebensräumen vermehren sich Pandas nicht seltener als andere Bären. Doch bereits in den siebziger Jahren waren große Teile der Bambuswälder in China abgeholzt und die Panda-Populationen schrumpften dramatisch. Man musste dringend etwas unternehmen. Also versuchten chinesische WissenschaftlerInnen, Pandas in Gefangenschaft zu züchten – zunächst mit mäßigem Erfolg. Seit den 1990er Jahren gelingt es jedoch immer regelmäßiger, Pandas gezielt zu vermehren, unter anderem durch den Einsatz von Panda-Pornos zur Stimulation – kein Witz. Heute läuft die Panda-Produktion in China wie am Fließband.


Ab in die Wildnis, ihr Pandas!
Doch ein großes Problem der Zuchtstationen bleibt: Wie kommen die Pandas nun in ihren natürlichen Lebensraum, in die Wildnis? Wie kann eine Wiedereingliederung der hinter Gittern geborenen Babies gelingen? Daran arbeitet das Team um „Pandapapa“ Zhang Hemin seit nunmehr über zehn Jahren. Und so kommt es, dass sich erwachsene Menschen in Kostüme schmeißen, um die neugeborenen Pandas nicht an den Anblick von Menschen zu gewöhnen. Jeder Pfleger, jeder Wissenschaftler, jede Ärztin, die mit den Kleinen Kontakt aufnimmt, muss ein Pandakostüm tragen. Und für das echte Panda-Feeling wird das Kostüm vorher mit Panda-Urin eingesprüht. Denn um zu überleben, dürfen die Pandas ihre natürliche Scheu vor Menschen nicht verlieren. Bis ein Panda an das Leben in der Wildnis zu gewöhnt ist, braucht es viele Jahre hartes Training.

Eine Panda-Auswilderung ist sehr schwierig
Die Auswilderung eines Großen Pandas ist jedoch nicht unproblematisch. 2006 wurde das erste in Gefangenschaft geborene Panda-Männchen Xiang-Xiang ausgewildert – und leider nur ein Jahr später tot aufgefunden. Vermutlich hatten es andere Panda-Männchen totgebissen. Bislang folgten nur wenige Versuche, Riesenpandas in ihren natürlichen Lebensraum zurückzuführen. Doch Auswilderungsmaßnahmen sind nicht das einzige und vermutlich längst nicht das effektivste Vorgehen, um den Bestand der Art zu sichern. Vielversprechender sind Naturschutzmaßnahmen, wie die Wiederaufforstung der chinesischen Bambuswälder. Denn für eine erfolgreiche Auswilderung braucht es guten Panda-Lebensraum – und den gibt es kaum. Der Erfolg der Maßnahmen zum Freilandschutz der Pandas zeigte sich letztes Jahr: Auf der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN konnte der Große Panda in seiner Bedrohung um eine Kategorie zurückgestuft werden – von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“. Auch wenn es immer noch nur etwa 1864 Pandas gibt, ist das für uns ein hoffnungsvolles Zeichen.
Die Wahl zum Pressefoto des Jahres erfolgt durch die von der niederländischen Stiftung World Press Photo zuerkannten World Press Photo Awards. Der Preis gilt als angesehenste Auszeichnung im Bildjournalismus
Die 13-köpfige Jury vergibt je drei weitere Preise in zehn Kategorien: Spot News, allgemeine Nachrichten, Menschen in den Nachrichten, Sport & Action, Sportreportagen, aktuelle Themen, Alltagsleben, Porträts, Kunst und Unterhaltung und eben Natur. Dabei werden sowohl die besten Einzelbilder als auch Fotoserien ausgezeichnet.
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