Wirtschaftswachstum allein reicht nicht – beziehungsweise kann sogar fehlleiten. Unternehmen und Konsumenten müssen ihr Handeln stärker sozial-ökologisch ausrichten, um die Grenzen unseres Planeten nicht zu überschreiten. Doch welche Rolle kommt bei der Transformation der Finanzindustrie zu? Welche Konzepte führen zum Erfolg? Eine individuelle Bestandsaufnahme.
Große Transformation
In der Gesellschaft und Finanzindustrie setzt sich inzwischen überwiegend die Erkenntnis durch, dass durch Klimakrise und Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen ein tiefgreifender Strukturwandel der Wirtschaft nötig ist. Dies erfordert die Veränderung von Produkten, Produktionsprozessen und Konsumverhalten, im Besonderen bei der Reduzierung von Treibhausgasen. Wegen ihrer Allokations- und Multiplikatorfunktion hat die Finanzindustrie eine wichtige Rolle bei der Transformation. Nicht umsonst ist der Begriff „Große Transformation“ das Leitmotiv der jüngst vorgelegten 31 Empfehlungen des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung für ein nachhaltiges Finanzsystem, das den ökologisch-soziale Wandel der immer noch industriegeprägten deutschen Wirtschaft unterstützen soll.
Innovative Fondskonzepte erforderlich
Um dieses Ziel zu erreichen, dem auch wir bei der Lloyd Fonds AG verpflichtet sind, haben wir mit dem WWF Deutschland einen Dividendenfonds entwickelt, den Lloyd Fonds – Green Dividend World. In seinem Nachhaltigkeitskonzept setzen wir dabei eben nicht auf in der Fondsindustrie oftmals vorzufindende schematische Ansätze mit vergangenheitsbezogenen Daten, sondern auf den Wandel der Wirtschaft und auf Wirkung. Wir begleiten damit also die Veränderung der Unternehmen zum Besseren.
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Orientierungsrahmen SDGs
Der Fonds orientiert sich an den Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen SDG. In ihnen sind die umfassenden Ziele für die Transformation mit dem Zeithorizont 2030 formuliert. Wir haben hierfür zusammen mit dem WWF 30 Unterziele von 10 SDGs mit Umweltbezug identifiziert. Das sind unter anderem Wasser- und Abwasserwirtschaft, Klima und Energie oder die verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen. In der Bewertung des zukünftigen SDG-Beitrags eines Unternehmens kommen Dienstleistungen, Produkte, Produktionsverfahren und soweit möglich Lieferketten auf den Prüfstand. Das ausgewählte Unternehmen soll einen positiven Nettobeitrag zu den identifizierten ökologischen SDGs. Positiver Nettobeitrag bedeutet hierbei, dass die positive Wirkung (der Impact) deutlich größer ist als etwaige negative Effekte. Generell auszuschließende, weil eben nicht transformierbare Aktivitäten, werden vom Konzept nicht berücksichtigt.
Umsetzung im Tagesgeschäft
Was bedeutet ein solch ambitioniertes Fondskonzept nun konkret für mich in meiner täglichen Arbeit? Die investierbaren Unternehmen, die in Hinblick auf die SDG-Unterziele Berücksichtigung im Fonds finden, klassifizieren mein Team und ich anhand der drei Handlungsfelder „Pure Play“, „Enabling“ und „Transition“. Unter „Pure Play“ berücksichtigen wir dabei Unternehmen, die schon hinsichtlich ihrer Produkt- oder Dienstleistungspalette überwiegend nachhaltig sind. „Enabling-Unternehmen“ helfen bereits mit Ihren Produkten oder Dienstleistungen anderen Unternehmen oder Konsumenten, ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und so einen positiven Beitrag zu den SDG-Zielen zu erreichen. Im dritten Handlungsfeld, „Transition“, berücksichtigen wir Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell umwandeln, zum Beispiel ein Stromversorgungsunternehmen, das statt bisher Strom aus Kohle, künftig Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert.
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Als Fondsmanager stehe ich dabei vor der Herausforderung, dass oft die entscheidungsrelevanten Daten der Unternehmen fehlen oder lückenhaft sind, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Zum Beispiel fehlen bei manchen Firmen genaue Angaben zu Treibhausgasemissionen. Darüber muss man sprechen, sei es bei Investmentkonferenzen oder im direkten Austausch mit dem Management. Nicht zuletzt, um bereits frühzeitig potenzielle Kontroversen aufzudecken – aber auch, um zukünftige Entwicklungen mit klaren Zielen zu unterlegen. Dabei beobachte ich, dass zunehmend Firmen direkt den Austausch mit uns suchen, und wir neben den traditionellen fundamentalen und strategischen Fragestelllungen auch branchen- und unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsaspekte diskutieren.
In meinen nächsten Beitrag hier auf blog.wwf.de erläutere ich anhand von zwei Beispielen, wie wir konkret entscheiden und in einem Fall als Ergebnis unserer SDG-Analyse investiert haben, während wir im anderen Fall aus dem Investment ausgestiegen sind.
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