Mein Kollege aus einem WWF Büro in Asien hat mich mit dieser Frage echt zum Nachdenken angeregt: „Hättest Du vorher von der Pandemie gewusst, hättest Du dich anders vorbereitet?” Und wie wäre die Antwort, wenn wir die Frage in Bezug auf die Klimakrise oder das Artensterben stellen? Diese Frage werden wir demnächst mal ein paar Bänkern bei einem Workshop stellen.
Bänker und der WWF? Sind Bänker nicht die Bad Boys on the Block, die aus reinem Profitdenken Kohlekraftwerke oder Palmöl-Plantagen finanzieren? Haben Umweltthemen überhaupt Einfluss auf sie? Können sie sogar Positives beitragen? Ich versuche mal zu erklären.
Warum stehen eigentlich Banken so im Fokus?
Klar, der Finanzsektor ist groß und wichtig. Banken vergeben Kredite. Versicherer helfen, die Risiken zu managen. Das Finanzsystem treibt die wirtschaftlichen Aktivitäten an, die unseren Planeten beeinflussen. Es ermöglicht Ölfirmen, in der Arktis zu bohren, oder Agrarunternehmen Wälder abzuholzen. Aber Banken sind auch der Schlüssel, um unsere Häuser energieeffizient zu gestalten, Landschaften wiederherzustellen oder Kleinbauern zu helfen, ihre Erträge nachhaltig zu steigern. Finanzierungsentscheidungen steuern, was in der Wirtschaft heute passiert. Und morgen passieren wird. Ohne Moos ist nun mal nichts los. Im Guten wie im Schlechten.
Warum arbeitet der WWF zu diesem Thema?
Genau das ist auch der Grund, weswegen wir verstärkt mit der Finanzwelt zusammenarbeiten. Die Sustainable Development Goals (SDGs) und das Pariser Klimaabkommen sind die Ziele, die wir Menschen in den nächsten Jahren erreichen müssen, um Teil dieses Planeten zu bleiben. Den meisten von uns ist klar: Fossile Brennstoffe müssen erneuerbaren weichen. Kreislauf-Konzepte werden das Produzieren-Nutzen-Wegschmeißen ersetzen. Und Biodiversität braucht ihren festen Platz in Form von unberührten Ökosystemen wie auch auf unseren Nutzflächen. Diese Transformation verlangt auch eine Transformation des Finanzsektors.
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Neue nachhaltige und innovative Lösungen benötigen immense Summen. Für umweltfreundliche Technologien, Energie- und Ressourceneffizienz, ländliche Entwicklung, grün produzierte Lebensmittel, nachhaltiges Management unserer Ökosysteme und vieles mehr. Dieses Geld haben wir längst nicht zusammen. Die UN schätzt das „Financing Gap“ zur Erreichung der SDGs auf 2,2 Billionen Euro jährlich. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag 2018 bei 3,4 Billionen Euro.
Unnachhaltig bedeutet Risiko
Der Finanzsektor muss sich schon aus eigenem Interesse mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Gewisse wirtschaftliche Aktivitäten sind eben ein Risiko für den Profit. Die Abholzung der Tropenwälder verursacht beispielsweise mehr Emissionen als die gesamte EU, schätzt das World Research Institut. Und kostet damit langfristig sehr viel Geld. Ein gesunder Planet und ein gesundes Klima sind eben auch entscheidend für eine gesunde Wirtschaft.
Nachhaltige Investitionen werden immer wichtiger, um echten Fortschritt für Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Hierzu müssen Unternehmen und der Finanzsektor erstens nachhaltig wirtschaften und dies zweitens transparent und einschätzbar gestalten. Konsumenten, Privatanleger und institutionelle Investoren können nur so fundierte Entscheidungen treffen.
Was wir von Banken fordern
Konkret fordern wir von Banken beispielsweise, dass sie Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufnehmen und dies öffentlich kommunizieren. Für Kunden, die im Bereich von (entwaldungs-)kritischen Rohstoffen wie Palmöl, Kautschuk, Holz oder Soja arbeiten, sollen Banken Vorgaben und Prozesse definieren, die Kunden und Projekte nicht nur auf ihre Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Nachhaltigkeitskriterien prüfen. Hierfür können sie sich auch auf international anerkannte Standards beziehen, die schon Umwelt- und Sozialkriterien beinhalten. FSC für Holz, RSPO für Palmöl oder RTRS für Soja. Fast wie ein Bio-Siegel auf den Lebensmitteln.
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In Südostasien arbeiten wir verstärkt mit Banken zusammen, um wichtige Lebensräume vor Abholzung zu schützen. Durch das Einbeziehen von Nachhaltigkeitskriterien in ihre Finanzierungsentscheidungen in entwaldungskritischen Sektoren stellen sich Banken immer mehr als wichtige Partner heraus, um der Entwaldung vorzubeugen. Mittlerweile wurde erreicht, dass drei Banken in der Region Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufgenommen haben.
Bis das Thema Entwaldung auf Portfolio-Ebene gemanaged wird oder „grüne“ Finanzprodukte entwickelt werden, die unter anderem gezielt nachhaltige Land- und Forstwirtschaft unterstützen, ist es allerdings in den meisten Finanzinstitutionen oft noch ein längerer Weg. Und das beileibe nicht nur in Asien.
Hat also der Finanzsektor etwas mit Nachhaltigkeit am Hut?
Ja, auf jeden Fall. Im Moment ist es vor allem das Thema Klima, das die Finanzwelt beschäftigt. Risiken und Chancen liegen jedoch in noch weit mehr Umweltthemen. Denn die Frage ist nicht, ob eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit kommen wird, sondern wann.
Wenn du gerne mehr erfahren möchtest, gibt es hier noch mehr zum Thema.
Bitte unbedingt an dem Thema dranbleiben! Geld regiert (leider) nach wie vor die Welt, und nur wenn das große Geld aus umwelt- und klimaschädlichen Investments abgezogen wird und stattdessen in ökologisch sinnvolle Investments gelenkt wird, wird sich etwas ändern
Danke für deine Bestärkung Laura! Da hast du wohl recht.