Sie ist ein ganz besonderes Stückchen Erde, die Dawna-Tenasserim Landschaft in Myanmar. Nicht nur, weil der Wald so artenreich und vielfältig ist und einer der letzten intakten Lebensräume für Indochinesische Tiger und Asiatische Elefanten. Das 63.000 Quadratkilometer große Gebiet ist vor allem DER grüne Korridor, der wichtige Schutzgebiete in Myanmar und Thailand miteinander verbindet. Eine lebendige Brücke zwischen zwei Ländern.
Wir sind auf dem Weg in ein kleines Dorf namens Kyak Pi Lan in der Tanintharyi Region im Süd-Osten Myanmars. Wir, das sind Stefanie Lang, die Leiterin unseres Fachbereichs Asien/Russland, Kollegen des WWF Myanmar und ich. 400 Menschen leben hier, direkt am Banchaung Fluss etwa drei Autostunden Buckelpiste von der Hafenstadt Dawei entfernt. Das Zentrum des Dorfes bildet ein großer Fußballplatz. Hängebauchschweine laufen frei herum und Kinder rennen uns neugierig entgegen. Gleich am Eingang des Dorfes befindet sich die kleine Schule – ein offenes Gebäude aus Holz ohne Fenster und Türen, hell und mit einer angenehmen Brise in dieser heißen Jahreszeit in Myanmar.
Das heilige Tier des Dorfes verschwindet, sagen die Dörfler

Die meisten Bewohner haben sich in der Open-Air Schule eingefunden, um uns seltsame Besucher von weit weg zu beschauen. Sie haben aber auch ein Anliegen: „Wir haben ein heiliges Tier — und das verschwindet“, erklärt Dinu, der junge Leiter des Dorfes. Das heilige Tier ist die Bergziege. Sie wird als wichtiger Heilbringer bei Krankheiten und anderen Beschwerden genutzt. Dinu wird ernst und blickt zu seinem Vater, der ein paar Reihen weiter hinten sitzt. „Auch andere Arten sind selten geworden. Wir glauben, dass wir den Wald nicht richtig behandelt und viele seiner Tiere zu sehr gejagt haben. Deshalb haben wir uns an den WWF gewandt, damit er uns hilft, es besser zu machen. Nachhaltiger. Damit die Tiere und die Pflanzen auch noch für unsere Kinder da sind.“
Der WWF hilft, den Wald sorgsam zu bewirtschaften
Unsere KollegInnen vor Ort haben schon vor Wochen diese Chance beim Schopf ergriffen und mit den Dorfbewohnern begonnen, ein so genanntes Gemeindewald-Konzept zu entwickeln. Hier geht es darum, festzulegen, welche Früchte, Getreide und Waldprodukte für das Dorf genutzt und nachhaltig angebaut werden können, welche Waldflächen aber andererseits unangetastet bleiben müssen oder sogar mit einheimischen Baumarten wiederbepflanzt werden sollen.
Cashew und Betel statt Kahlschlag
Reis, Betelnüsse, Cashews, aber auch Kardamom, Honig oder Bambus sind wichtig für das kleine Dorf und seine Bewohner – nicht nur als Lebensgrundlage, sondern auch, um diese Produkte vielleicht einmal auf lokalen Märkten verkaufen zu können und somit alternative Einkommensquellen zu haben. „Wir haben uns mit Dinu und seinem Dorf zusammengesetzt und entsprechende Pläne entwickelt, die jetzt bei der Regierung eingereicht wurden, um die offizielle Genehmigung zu bekommen“, sagt Amy Mailing, unsere Projektleiterin beim WWF. Die Flächen sind aber schon vorbereitet.

Mit den typischen langen Holzbooten geht es 20 Minuten flussabwärts. Dort zeigen uns Dinu und seine Familie die Plätze – „Hier wird Kardamom angepflanzt. Und ein Stückchen weiter Betelnuss. Der restliche Wald bleibt unangetastet, damit die Tiere sich erholen können und auch die Bergziege zurückkehrt“, freut sich Dinu. Er grinst und fügt hinzu: „Immerhin sehen wir jetzt, da es unserem Wald schlecht geht, endlich einmal echte weiße Menschen und nicht nur im Fernsehen.“
Mehr Waldschutzprojekte des WWF auf dem Weg
Dieses Projekt ist erst der Anfang – in den kommenden Jahren sollen noch weitere Dörfer entlang des Banchaung Flusses dazu kommen. Mindestens fünf. Das Gemeindewaldmodell stellt sicher, dass die Lebensgrundlage der Dörfler gesichert wird und sogar Geld ins Dorf kommt während Kahlschlag zugunsten von Äckern verhindert wird. Win Win. Für das Dorf – und die heilige Ziege.
Und was kannst Du tun?
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