G7-Gip­fel: Von Fort­schrit­ten und Hindernissen


Die WWF-Jugend demonstriert vor dem G7-Gipfel in München © Melanie Gömmel / WWF
Die WWF-Jugend demonstriert vor dem G7-Gipfel in München © Melanie Gömmel / WWF

Was mei­nen Sie, lohnt sich der Auf­wand drei­stel­li­ger Euro­mil­lio­nen für den Gip­fel“? fragt mich ein Jour­na­list am ers­ten Gip­fel­tag. Mei­ne Ant­wort: „Wenn etwas rich­tig Gutes raus­kommt, soll es mei­net­we­gen eine Mil­li­ar­de kos­ten — wenn’s schlecht läuft, ist jeder Euro zu viel!“.

So, und am Ende ste­he ich da und muss ein­se­hen, dass der Wert des Tref­fens wohl erst in eini­gen Jah­ren, wenn nicht gar Jahr­zehn­ten zu ermes­sen ist.

Das war der G7-Gip­fel 2015 in Elmau: Ein „Fami­li­en­fo­to“ der Staats­chefs vor Alpen­pan­ora­ma auf grü­ner Wie­se, Kame­ra­kli­cken wie tau­send Zika­den, ein Schloss, 3.000 Jour­na­lis­ten und ein paar NGOs im Eis­sta­di­on, unab­läs­si­ges Heli­ko­pter-Don­nern, Demons­tra­tio­nen und ein gigan­ti­scher Zaun. Und am Ende steht eine 19-sei­ti­ge Abschlusserklärung.

Mit fossilen Brennstoffen wird das 2-Grad-Ziel nicht zu halten sein. © Melanie Gömmel / WWF
Mit fos­si­len Brenn­stof­fen wird das 2‑Grad-Ziel nicht zu hal­ten sein. © Mela­nie Göm­mel / WWF

Was war gut?

Die G7-Staa­ten wol­len ihren Treib­haus­gas­aus­stoß bis 2050 so stark redu­zie­ren, dass sie – ange­lehnt an wis­sen­schaft­li­che Emp­feh­lun­gen — ihren Anteil bei­tra­gen, die Erd­er­wär­mung unter 2° C zu hal­ten – aller­dings unter der Bedin­gung, dass die ande­ren Staa­ten sich ihnen anschließen.

Bis zum Ende des 21. Jahr­hun­derts soll der kom­plet­te Abschied von fos­si­len Brenn­stof­fen erfol­gen. Der füh­ren­de deut­sche Klima­wis­sen­schaft­ler Prof. Schellnhu­ber emp­fiehlt bereits 2070 als das geeig­ne­te Datum.

Die rich­ti­ge Richtung:

Ent­wick­lungs­län­der sol­len beim Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien mas­siv unter­stützt werden.

Über­ra­schungs­the­ma Meeresschutz:

Die G7 sen­den ein wich­ti­ges Signal;  sie wol­len die Mee­re stär­ker schüt­zen. Sie set­zen sich für ein bis­her noch feh­len­des, glo­ba­les Abkom­men ein, dass den Schutz der Umwelt vor dem her­an­drän­gen­den Tief­see­berg­bau unter­halb von 800 m unter dem Mee­res­spie­gel regelt.

Auch die dra­ma­ti­sche Ver­mül­lung der Welt­mee­re soll end­lich ange­gan­gen wer­den – und das sogar mit der Ankün­di­gung eines kon­kre­ten Akti­ons­plans und nicht nur mit wei­te­ren Untersuchungen.

Ein guter Anfang:

Unter­neh­men sol­len für ihre Pro­duk­te ent­lang der Han­dels- und Lie­fer­ket­ten — also von der Roh­stoff­ge­win­nung bis zum End­kun­den — in die Ver­ant­wor­tung genom­men wer­den, aber noch zu unver­bind­lich, und bei zu gerin­ger Berück­sich­ti­gung von Umwelt­aspek­ten sowie zu begrenzt auf Tex­ti­li­en. Der WWF hat­te zumin­dest Erwei­te­run­gen auf kri­ti­sche Mine­ra­li­en und Agrar­roh­stof­fe gefordert.

Was fehlt?

Eine kla­re Zusa­ge, wann die G7-Staa­ten end­lich ihrer Ver­pflich­tung nach­kom­men wer­den, 0,7 Pro­zent ihres Brut­to­so­zi­al­pro­duk­tes für die Ent­wick­lungs­hil­fe aus­zu­ge­ben. 2002 hat­ten sich die Indus­trie­län­der dazu bis 2015 ver­pflich­tet. Aber kaum ein Land hat dies bis­her erreicht. So kann kein Ver­trau­en geschaf­fen wer­den. Sowohl für die Ver­ein­ba­rung der glo­ba­len Nach­hal­tig­keits­zie­le auf dem UN-Gip­fel im Sep­tem­ber in New York als auch für die Ver­hand­lun­gen auf dem Kli­ma­gip­fel im Dezem­ber in Paris ist das ein fata­les Signal an den glo­ba­len Süden.

Was geht gar nicht?

Im glei­chen Atem­zug über die Ent­fes­se­lung des Frei­han­dels und über die För­de­rung ver­ant­wort­li­cher Han­dels- und Lie­fer­ket­ten zu dis­ku­tie­ren, erscheint schi­zo­phren. Und neue Foren zum Res­sour­cen­schutz anzu­kün­di­gen, statt in eine muti­ge Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz­re­vo­lu­ti­on ein­zu­stei­gen, ist ein­fach zu wenig. Es zeich­net sich ab, dass die Bun­des­re­gie­rung ihre geplan­te Koh­le­ab­ga­be, mit der das deut­sche Kli­ma­ziel erreicht wer­den soll­te, fal­len­las­sen wird. Das war‘s dann mit der als G7-Prä­si­den­tin in Elmau wie­der­auf­er­stan­de­nen Klimakanzlerin!

Fazit

Wenn wir von 100 Pro­zent aus­ge­hen, den die G7 auf die­sem Gip­fel hät­ten beschlie­ßen müs­sen, um ihren Anteil zur „Ret­tung der Welt“ zu brin­gen, hät­ten wir vor­her ein Drit­tel für rea­lis­tisch gehal­ten und waren am Ende über­rascht, dass das Ergeb­nis gefühlt bei über der Hälf­te liegt.

Grund genug viel­leicht, um sich über ein halb­vol­les Glas zu freu­en. Nur: Wenn wir die zwei­te Hälf­te in den kom­men­den Jah­ren nicht schaf­fen, war viel­leicht alles vergeblich.

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