Kuh der Woche: G7 und die gro­ße Inszenierung


Die große Inszenierung © AFP PHOTO / MICHAEL KAPPELER Collage von Roland Gramling
Die große Inszenierung © AFP PHOTO / MICHAEL KAPPELER Collage von Roland Gramling

Nach dem Gip­fel (Elmau), ist vor dem Gip­fel (Paris). Und daher bli­cken wir in die­ser Pres­se­schau noch ein­mal zurück auf ein extra lan­ges G7-Wochen­en­de. Die gute Nach­richt: Beim Tref­fen der Staats- und Regie­rungs­chefs der füh­ren­den Indus­trie­na­tio­nen ist tat­säch­lich etwas für das Welt­kli­ma rum­ge­kom­men. Nicht nur der WWF wer­te­te es mit Blick auf den Kli­ma­gip­fel 2015 in Paris als ein gutes Signal, dass der Begriff der “Dekar­bo­ni­sie­rung” zen­tral in der G7-Abschluss­erklä­rung ver­an­kert ist. Auch Hans Joa­chim Schellnhu­ber, Direk­tor des Pots­dam-Insti­tuts für Kli­ma­fol­gen­for­schung, sprach im DLF von einem „gro­ßen Erfolg“ für die Bundesregierung.

Das Geschwätz von gestern

Doch die Welt dreht sich auch nach dem Gip­fel wei­ter. Und das nicht immer unbe­dingt in die rich­ti­ge Rich­tung: Nach­dem Mer­kel in Elmau ein welt­weit beach­te­tes Signal gesen­det hat, schreckt sie zu Hau­se vor den not­wen­di­gen Taten zurück. Medi­en­be­rich­ten zufol­ge ist Wirt­schafts­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el bereit, den geplan­ten Kli­ma­bei­trag für alte Kraft­wer­ke den Inter­es­sen der Koh­le-Lob­by zu opfern. In einer gemein­sa­men Erklä­rung kri­ti­sier­ten der WWF, Brot für die Welt, BUND, Mise­re­or, Ger­m­an­watch und Green­peace das Zurück­ru­dern als „teu­re Luftbuchung“.

Rebran­ding der Klimakanzlerin

Wah­re Wor­te dann auch auf der WWF-Night ver­gan­ge­nen Mitt­woch in der Ber­li­ner Kalk­scheu­ne. Umwelt­mi­nis­te­rin Hendricks hielt eine beein­dru­ckend unter­halt­sa­me und inhalt­lich star­ke Rede. Sie bekann­te sich dazu, dass die G7 schnel­ler aus Koh­le, Gas und Öl aus­stei­gen müs­sen als ande­re Staa­ten. Chris­toph Hein­rich, Vor­stand Natur­schutz beim WWF, for­der­te, dass Mer­kel, nach­dem sie sich als „Kli­ma­kanz­le­rin rebran­det“ habe, nun auch lie­fern müs­se (eine Aus­wahl der Tweets zum Abend hier).

Die Macht der Bil­der (I)

Zurück nach Elmau: Mit aller Macht wur­de dort die Macht insze­niert. Und das erin­ner­te bis­wei­len mehr an höfi­sches Ritu­al als an moder­ne Demo­kra­tie. Ich per­sön­lich fin­de, der G7-Gip­fel hat durch­aus sei­ne Berech­ti­gung. Aber muss es unbe­dingt eine der­art kost­spie­li­ge Insze­nie­rung vor Alpen­ku­lis­se sein – inklu­si­ve eines künst­li­chen Bier­gar­tens für den US-Prä­si­den­ten? Hät­te es ein Tref­fen im Kanz­ler­amt nicht auch getan? Wie “alter­na­tiv­los” die Macht der Bil­der sein kann, zeigt ziem­lich beein­dru­ckend der BILDBLOG.

Die Macht der Bil­der (II)

Doch nicht nur die Regie­ren­den, auch die NGOs wis­sen natür­lich längst die Macht der Bil­der und der Insze­nie­rung zu nut­zen. Wenn die gan­ze Welt nach Elmau blickt, dann muss die Zivil­ge­sell­schaft die­se Chan­ce wahr­neh­men. Einen tol­len Über­blick zu den (mehr oder weni­ger) krea­ti­ven Medi­enst­unts der NGOs lie­fer­te KAMPAGNE20. Eben­so konn­te sich die FAZ für den WWF-Adler­flug unter dem Mot­to „Natu­re is wat­ching you“ begeis­tern.  Sind ja auch tol­le Auf­nah­men! (Wer hat noch­mal behaup­tet, dass Eigen­lob stin­ken wür­de?!) Kri­tisch (und lesens­wert) hat Micha­el Bauch­mül­ler von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Insze­nie­run­gen der Gip­fel-Geg­ner unter die Lupe genommen.

Lass uns reden…

Kann Poli­tik noch Kri­sen lösen? Um die­se Fra­ge dreh­te sich zum G7-Gip­fel die Gün­ther Jauch-Sen­dung am ver­gan­ge­nen Sonn­tag. Die Run­de dis­ku­tier­te erstaun­lich offen, unauf­ge­regt und erkennt­nis­reich über Ritua­le, Insze­nie­run­gen und den Sand im poli­ti­schen Getrie­be. Wären Infor­ma­ti­ons­ge­winn und Unter­hal­tungs­wert der Talk­show immer so gut, wür­de ich das ange­kün­dig­te Ende der Rei­he fast bedau­ern. Ich per­sön­lich glau­be, eine gute Insze­nie­rung kann im Ide­al­fall auch hel­fen, Lösun­gen zu fin­de, denn letzt­lich sind Insze­nie­run­gen Teil der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Und über Pro­ble­me zu reden, Stand­punk­te deut­lich zu machen (und aus­zu­tau­schen) hilft bekannt­lich, Aus­we­ge zu finden.

Kli­ma­wan­del im Mülleimer

Natür­lich zäh­len nicht nur Wor­te, son­dern vor allem Taten. Da brin­gen auch die klei­nen Schrit­te, die jeder per­sön­lich machen kann, das gro­ße Gan­ze wei­ter. Dass der Kli­ma­wan­del nicht nur die Poli­tik beschäf­ti­gen soll­te, son­dern gar auf unse­rem Tel­ler beginnt, hat der WWF im April mit der Stu­die „Das gro­ße Fres­sen“ gezeigt. Kom­men­den Don­ners­tag folgt dann mit der Ver­öf­fent­li­chung von „Das gro­ße Weg­schmeis­sen“ die inhalt­li­che Fort­set­zung. Es geht um Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung in Deutsch­land und deren öko­lo­gi­sche Fol­gen. Dazu aber dann nächs­te Woche mehr an die­ser Stelle.

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