Oft werde ich gefragt, inwiefern sich die „normalen“ Brasilianer für die Umwelt oder die Rechte von Indigenen interessieren. Die Antwort lautet: Das Interesse an genau diesen Themen wächst und wächst. Die Brasilianer sind sehr stolz auf ihr Land und dessen einmalige Natur. Der Beweis dafür ist brandaktuell.
Millionen Hektar Urwald in Gefahr
Derzeit plant der brasilianische Kongress eine Verfassungsänderung (PEC 215/2000). Sollte das Gesetz tatsächlich verabschiedet werden, könnte es in Brasilien legal sein, innerhalb von indigenen Territorien und eventuell auch innerhalb von Schutzgebieten, Wasserkraftwerke, Straßen, Wasserstraßen, Eisenbahntrassen und Häfen zu bauen, sowie Bergbau und Landwirtschaft zu betreiben. Das neue Gesetz würde es zudem praktisch unmöglich machen, in Zukunft neue Gebiete für Indigene auszuweisen, die als traditionelle Rückzugsgebiete von Indigenen und Afrobrasilianern genutzt werden. Wir reden hier von Millionen Hektar intaktem Urwald, in denen zum Teil seit Jahrtausenden Menschen im Einklang mit der Natur leben.
Das Manifest für Umwelt- und Indigenenrechte
Auf Initiative einiger Parlamentarier regt sich jedoch inzwischen der Widerstand gegen den Vorschlag des Kongresses. Am 19. Mai wurde ein Manifest verfasst. Das sogenannte MANIFESTO PÚBLICO CONTRA A PEC 215/2000 fordert den Erhalt von Schutzgebieten und setzt sich für die Rechte von Indigenen und ehemaligen afrobrasilianischen Sklaven ein. Am 11. Juni wurde es dem Brasilianischen Kongress überreicht.
Unterzeichnet wurde es von insgesamt 70 Organisationen. Zu den Unterstützern gehören natürlich Nichtregierungsorganisationen wie der WWF und Greenpeace, aber auch die größte Gewerkschaft des Landes, zahlreiche Bauernorganisationen, die Nationale Indigenen Organisation, die Nationale Organisation der Afrobrasilianer, die Katholische Kirche, zahlreiche Verbände von Richtern und Anwälten. Die Initiative für dieses Manifest stammte von brasilianischen Parlamentariern. Damit repräsentieren die Unterzeichner einen breiten Querschnitt der brasilianischen Bevölkerung.
Brasiliens Natur darf nicht geopfert werden
Brasilien hat ca. 60 Mio. Hektar Land, das bereits entwaldet wurde und genutzt werden kann. Dieses riesige Land verfügt über so viele Rohstoffe, die außerhalb von geschützten Gebieten zu finden sind. UND: Brasiliens Potential zur Erzeugung von Energie durch Wind und Sonne ist gigantisch. Warum also sollen so leichtfertig wertvolle und einmalige Ökosysteme geopfert werden? Muss das wirklich sein?!
Wir fordern daher, dass dieser Vorschlag zur Änderung der Verfassung sowie ähnliche Initiativen nicht weiter vom Parlament vorangetrieben werden darf.
Was gegenwärtig unter der Militärregierung Bolsonaro’s in Amazonien verbrochen wird, schreit zum Himmel! Wer einmal in Amazonien war und dessen Schönheit und Einmaligkeit begriffen hat, dem muß das Herz bluten angesichts des Frevels der dort an Mensch und Natur begangen wird und von der Regierung toleriert, ja sogar vorangetrieben wird.
In meiner Hilflosigkeit bleibt mir nicht mehr, als auf diesem Weg mein Entsetzen, meine Wut auszudrücken. Nur durch den gemeinsamen Protest kann man das teuflische, bigotte Regime Brasiliens vielleicht, wirklich nur vielleicht, dazu bewegen, sein Vorgehen zu revidieren und besonders die indigenen Völker vor dem Aussterben zu schützen.
janne luna.